„Gute Öffnungsperspektiven mit Schnelltests und flexibler Impfstrategie"

CDU-MdB Matthias Heider zur Corona-Lage


  • Kreis Olpe, 02.03.2021
  • Corona
  • Von Wolfgang Schneider
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CDU-Bundestagsabgeordneter Dr. Matthias Heider von CDU
CDU-Bundestagsabgeordneter Dr. Matthias Heider © CDU

Kreis Olpe. Die Menschen im Kreis Olpe haben die Corona-Einschränkungen bisher in großer Mehrheit mitgetragen und akzeptiert. Inzwischen ist eine gewisse Lockdown-Müdigkeit spürbar und die Menschen erhoffen sich von der Politik Perspektiven und Öffnungsschritte. Dazu hat LokalPlus vor der Bund-Länder-Konferenz am Mittwoch, 3. März, die heimischen Abgeordneten befragt – hier Dr. Matthias Heider, Bundestagsabgeordneter der CDU.


Besonders Gastronomie, Einzelhandel und Kulturbranche ächzen unter dem langen Lockdown. Welche Öffnungsperspektiven sehen Sie für diese Branchen?

Rückläufige Corona-Zahlen müssen dazu führen, dass wir erste vorsichtige Öffnungen vornehmen. Klar ist, dass wir dabei auf  zwei Instrumente nicht verzichten können: Zum einen müssen wir zügig und flächendeckend Corona-Schnelltests einsetzen. Wer Corona-negativ ist, kann dann wieder ein Restaurant besuchen, ein Geschäft betreten oder ins Theater gehen. Zum anderen muss unsere Impfstrategie flexibler werden. Das bedeutet, dass wir Impfungen verstärkt auch außerhalb der Impfzentren verabreichen sollten. Und wenn tagesaktuell Impfstoff übrig bleibt, sollten auch Personen geimpft werden dürfen, die eigentlich noch nicht an der Reihe wären. Entscheidend ist, dass in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Menschen geimpft werden. Diese Bausteine müssen wir schnellstens zu einer belastbaren Strategie zusammensetzen. Dann sind die Öffnungsperspektiven gut.

Kommunalpolitiker, Werbegemeinschaften und Verbände warnen vor dem Sterben der Innenstädte durch den Lockdown. Für wie begründet halten Sie diese Sorge?

Diese Sorge ist absolut berechtigt. Das belegen zahlreiche bundesweite Umfragen unter Innenstadthändlern, die entweder um ihre Existenz fürchten oder ihre Existenz bereits verloren haben. Wir müssen ja nur durch viele Innenstädte gehen und dabei die Augen offen halten. Dann können wir gar nicht übersehen, dass viele Geschäfte schon heute dauerhaft geschlossen sind. Diese Entwicklung müssen wir dringend aufhalten.

Die Akzeptanz für die Corona-Einschränkungen schwindet langsam. Die Menschen wünschen sich einen Weg zurück zu mehr Normalität. Können Sie das nachvollziehen?

Natürlich verstehe ich das. Erschwerend kommt ja hinzu, dass die Pandemie schon über ein ganzes Jahr andauert. Da stellt sich irgendwann eine kollektive Ermüdung ein. Die alltäglichen Belastungen in allen Lebensbereichen sind ja auch groß. Allerdings nimmt das Virus leider überhaupt keine Rücksicht darauf. Deshalb kann ich alle nur bitten, weiter die „AHA+L“-Regeln zu beachten und noch so lange durchzuhalten, bis ausreichend viele Personen geimpft wurden.

Bernhard Schwermer (links) und Dr. Matthias Heider tauschten sich vor einiger Zeit über die Lage der Gastronomie aus., von Nils Dinkel
Bernhard Schwermer (links) und Dr. Matthias Heider tauschten sich vor einiger Zeit über die Lage der Gastronomie aus., © Nils Dinkel

Befürworten Sie Lockerungen ab März oder April? Falls ja, in welcher Reihenfolge?

Ja – allerdings nur unter den eingangs beschriebenen Bedingungen. Leichtsinnig dürfen wir nicht werden, denn bei einem Rückfall auf exponentiell wachsende Infektionszahlen ist dann alles wieder dicht. Das kann auch niemand wollen. Die genaue Öffnungsreihenfolge müssen Experten erarbeiten. Ich kann sagen, dass ich vor allem bei Kitas und Schulen einen besonders großen Handlungsbedarf sehe. Wir müssen wirklich aufpassen, dass durch eingeschränkte Bildungszugänge nicht eine ganze junge Generation abgehängt wird.

Besonders Familien sind durch lange Kita-Schließungen und Homeschooling extrem belastet; Kinder vereinsamen zunehmend. Was ist zu tun?

Am wichtigsten ist, dass Kitas und Schulen wieder geöffnet werden – wie etwa in Frankreich. Dazu gibt es etliche Konzepte, die Präsenzunterricht ermöglichen und sicherstellen, dass Schutzmaßnahmen maximiert und Infektionsrisiken minimiert werden können.

Im vergangenen Jahr hatten Vereine und Festveranstalter schnell Klarheit, weil Großveranstaltungen frühzeitig verboten wurden. Diese Planungssicherheit gibt es derzeit nicht, was für viele Organisatoren problematisch ist. Warum gibt es hier keine langfristige Linie?

Weil es leider keine langfristige Linie geben kann. Wir müssen uns bewusst machen, dass die Pandemie einer Naturkatastrophe gleichkommt. Aktuell sind vor allem die Virusmutationen unberechenbar. Aber auch hier gilt: Mit verbesserten Schnelltest-Maßnahmen und konsequenten Impfungen dürfen wir auf Licht am Ende des Tunnels hoffen. Dann sind auch Großveranstaltungen wieder verantwortbar.


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