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Adventkalender: Familienkapelle auf Burg Schnellenberg


  • Kreis Olpe, 08.12.2015
  • Von Volker Lübke
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    Volker Lübke

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Uta Bilsing gewährt LokalPlus Zutritt zur Familienkapelle. von s: Volker Lübke
Uta Bilsing gewährt LokalPlus Zutritt zur Familienkapelle. © s: Volker Lübke

„Blickt man aus der Stadt und ihrer Umgebung nach Südosten gegen die Waldberge, so sieht man von überall her aus der grünen Masse der Bäume die Türme und Gebäude eines großen Schlosses aufragen, das weithin die Attendorner Senke beherrscht.“ Diese historische Beschreibung der Burg Schnellenberg hat bis heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Jeder kennt diese prächtige Anlage auf dem Ausläufer des Rappelsberges, Hotel- und Restaurant-Gäste lassen sich gerne in dem fürstlichen Ambiente verwöhnen. Eine Tür aber bleibt den meisten Besuchern verschlossen. Uta Bilsing hat sie für LokalPlus geöffnet: die Hauskapelle der Familie von Fürstenberg.


Wir durchschreiten den Burghof von der Rezeption des 42 Zimmer umfassenden Hotels zur imposanten Oberburg, dann das Portal unter dem von zwei steinernen Löwen gehaltenen Wappen des Bauherrn und dem kaiserlichen Doppeladler mit Reichskrone, betreten die behagliche Atmosphäre des Hotelbetriebs. Hinter einer massiven Tür im Treppenhaus zum Obergeschoss versteckt sich ein kunsthistorisches Kleinod, das in der Region seinesgleichen sucht. Der kleine quadratische Raum aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert ist der einzige in dem weitläufigen Schloss, der über die Jahrhunderte fast unverändert geblieben ist.
Eine andere Kapelle auf Burg Schnellenberg ist zumindest den Gästen der Brautpaare, die sich hier den kirchlichen Segen geben lassen, bekannt. „Diese hier, die alte Schlosskapelle ist nur wenigen zugänglich“, erklärt Uta Bilsing. Der eher versteckte Raum dient bis heute als Familienkapelle. „Wir wurden zum Beispiel alle hier getauft“, erzählt Bilsing, deren Familie in der dritten Generation Pächterin auf Burg Schnellenberg ist. Nur vor entsprechenden familiären Anlässen und Führungen für kleine, ausgewählte Gruppen dreht sich der Schlüssel im schmiedeeisernen Schloss im Obergeschoss des Bergfrieds mit der charakteristischen welschen Turmhaube.
Besonders beeindruckend ist das Inventar der Renaissance-Kapelle. Marmor, Alabaster, Intarsien und detailreiche Schnitzereien wohin das Auge blickt. An der Decke scheint das Kreuzrippengewölbe den Blick auf den Himmel freizugeben. Dort oben tummeln sich alle, die der Zeit entsprechend dort verortet wurden: Propheten, Apostel, Heilige, Engel…
Unter den Aposteln soll sich sogar ein Porträt des Bauherrn Caspar von Fürstenberg befinden. Zwischen Altar, Thronsitz des Fürstbischofs Dietrich von Fürstenberg, den Chorstühlen von Schlossherr und – deutlich schlichter gehalten – der Schlossherrin sowie zwei weiteren Ehrensitzen weiß selbst das kunsthistorisch geschulte Auge nicht recht, wohin es zuerst blicken soll. Das ist nicht nur der reichhaltigen Ausstattung ringsum und an der Empore geschuldet. Es ist ein typisches Merkmal der Entstehungszeit. Am Ende der Renaissance, am Übergang zum Barock setzten Maler, Bildhauer und Architekten ihre künstlerisch-handwerklichen Fähigkeiten so exzessiv ein, dass manches fast schon überdreht wirkt. Nicht umsonst schwingt in der Epochenbezeichnung Manierismus auch die Bedeutung gekünstelt, unnatürlich mit.
Abseits vom geschäftigen Treiben, das unten die alte Hansestadt bestimmt, herrschen auf Burg Schnellenberg Ruhe und Gelassenheit. In der Schlosskapelle weht der Geist der Zeit um 1600. Kirche trifft weltlichen Reichtum; fürstliche Machtansprüche sind gerade noch mit der Allgegenwart der Kirche vereinbar. Die Geschichte von Burg Schnellenberg ist ein Beispiel dafür, wie sich beide gegenseitig stützten.
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