Kreis Olpe/ Attendorn. Erweiterungen der Bauchschlagader oder anderer Gefäße bemerken Betroffene gar nicht selbst, sie können aber tödlich enden, wenn sie reißen. Die einzige Chance, dies zu verhindern, ist eine frühzeitige Feststellung der Gefäßerweiterung, zum Beispiel durch den Hausarzt. Dazu braucht er spezielle Kenntnisse beim Ultraschall. An der Helios Klinik Attendorn bot Harald Führer, Chefarzt der Gefäßchirurgie, den niedergelassenen Haus- und Fachärzte der Region einen Kurs an, um die neusten Techniken zu lernen.
„Leading-Edge“ - so heißt die Methode zur Erfassung der kompletten Ausmaße einer Gefäßaussackung, eines sogenannte Aneurysma, mittels Bauch-Ultraschall. Dabei wird nicht nur der Durchmesser des Gefäßes gemessen, sondern auch die Länge der Veränderung, die über den Schweregrad der Erkrankung mitentscheidet. Und natürlich über die Operationsmethode. In den meisten Fällen wird das Aneurysma heutzutage von innen über zwei kleine Leistenschnitte ausgeschaltet. Manchmal aber auch über eine offene Bauchoperation. Das sei eine sehr individuelle Entscheidung, so der Chefarzt.
Unter einer Erweiterung der Bauchschlagader leiden in Deutschland geschätzt 65.000 Menschen – zu 90 Prozent sind es Männer. Besonders die Altersgruppe ab 65 Jahren ist betroffen. Der Gefäßchirurg rät deshalb Menschen im fortgeschrittenen Alter zu einer Vorsorgeuntersuchung per Ultraschall. Denn: Eine stark erweiterte Bauchschlagader führt, wenn sie platzt, meist zum Tode. Neu ist: Seit Beginn des Jahres zahlen die gesetzlichen Krankenkassen eine Untersuchung ab dem 65. Lebensjahr.
Bemerkenswert ist, dass sich das Bauchaorten-Aneurysma ausbilden kann, ohne dass der Betroffene Probleme mit anderen Gefäßen hat. „Daher ist es wichtig, dass man bei einer Untersuchung gezielt danach sucht“, sagt Führer. Ab einem Querdurchmesser der Schlagader von fünf Zentimetern ist aus Sicht des Arztes die Notwendigkeit einer Operation gegeben. Ist die Aorta über sieben Zentimeter dick, liege die Gefahr eines Risses bei etwa 60 Prozent pro Jahr. Auch wenn das Aneurysma mehr als fünf Millimeter pro Halbjahr wächst, müsse ein Eingriff erfolgen.
Die betreffende Schlagader liegt im hinteren Bauchraum vor der Wirbelsäule. Im Normalzustand hat sie einen Durchmesser von etwa zwei Zentimetern. Je mehr sich die Bauchaorta erweitert, desto größer wird das Risiko einer Ruptur. „Einen offenen Riss überlebt nur die Hälfte derer, die noch lebend das Krankenhaus erreichen“, so Führer. Beschwerden im Falle einer Erweiterung der Bauchschlagader sind Rückenschmerzen sowie ein stechender Flankenschmerz. Allerdings können sich Menschen, die keine vergleichbaren Symptome verspüren, nicht automatisch sicher fühlen. „Die meisten Aneurysmen verursachen oft keine Beschwerden.“