Große Mehrheit von Industrie und Großhandel befürwortet Sanktionen
Russischer Überfall auf die Ukraine:
- Kreis Olpe, 12.03.2022
- Politik
Kreis Olpe/Siegen. „Der Krieg in der Ukraine belastet die heimische Wirtschaft erheblich. Die Hälfte der Industrie- und Großhandelsbetriebe in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein bekommt bereits negative Auswirkungen zu spüren. Besonders hart trifft dies Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in die Krisenregion. Aber die Folgen treffen auch viele andere Firmen.
Das berichtet die Industrie- und Handelskammer Siegen. Sie hat eine aktuelle Blitzumfrage unter 266 Industrie- und Großhandelsbetrieben gemacht. 58 Prozent der Firmen in der Region sind davon überzeugt, dass die kriegerische Auseinandersetzung dauerhaft negative Folgen für den eigenen Betrieb haben wird. Bei den Unternehmen mit Russland-Geschäft sind es mit 69 Prozent noch deutlich mehr.
Rund ein Viertel der 266 an der Umfrage mitwirkenden Betriebe unterhält Geschäftsbeziehungen in die Krisenregion, also zur Ukraine und/oder zu Russland. 75 Prozent dieser Unternehmen haben mit den Folgen des Kriegs zu kämpfen, ein Großteil davon mit unmittelbaren Auswirkungen. So berichtet ein Unternehmen: „Stahl liegt im Hafen von Antwerpen und wir können ihn nicht abholen, da es sich um einen russischen Händler handelt und das Schiff nicht gelöscht wird!“
Ein weiterer Betrieb erklärt, dass Ware für die Ukraine versandfertig im Lager stehe, der Vertrag aber nun hinfällig sei. Zudem lägen Großaufträge für den russischen Markt „auf Eis“ – mit erheblichen Umsatzeinbußen als Folge. Die Umfrage zeigt zudem, dass auch zahlreiche indirekte Auswirkungen spürbar werden. Hierzu gehören zum Beispiel steigende Kosten für Energie, Frachten und Rohmaterial sowie Lieferschwierigkeiten.
Bei aller Betroffenheit: Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen (85 Prozent) befürwortet wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland. Bei den Betrieben mit Geschäftsbeziehungen zur Ukraine und zu Russland ist dieser Anteil mit 89 Prozent sogar noch etwas höher. Die Unternehmen überdenken kritisch ihre Geschäftsbeziehungen zu Russland. 60 Prozent der Betriebe wollen ihre Geschäftsbeziehungen in Russland aufgrund des Konflikts beenden.
„Wie verantwortliches Handeln in dieser Krise auszusehen hat, dafür gibt es keinen Königsweg. Am Ende muss jedes Unternehmen für sich die Handlungsoptionen sauber ausloten“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener.
Vor dem Hintergrund des Konflikts haben die Unternehmen klare energiepolitische Erwartungen an die Politik: Fast zwei Drittel der Unternehmen (64 %) fordern, dass Steuern und Abgaben auf den Strompreis reduziert werden. Rund die Hälfte drängt auf eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren (56 %), einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien (52%) und einen Neueinstieg in die Atomenergie (49 %).