Girls'- and Boys'-Day im Kreis Olpe - LokalPlus war dabei

Hinter den Kulissen des Lennestädter Rathauses, des kjk-Hauses Finnentrop sowie der Feuerwehr und des DRK Attendorn


  • Kreis Olpe, 27.04.2017
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Nicht geplant, dafür umso spannender: Der Rettungshubschrauber auf dem Landeplatz und die vier Mädchen konnten einen Blick in die Flugrettung werfen. von Barbara Sander-Graetz
Nicht geplant, dafür umso spannender: Der Rettungshubschrauber auf dem Landeplatz und die vier Mädchen konnten einen Blick in die Flugrettung werfen. © Barbara Sander-Graetz

Kreis Olpe. Frauen, die Männerberufe ausüben, und Männer in der beruflichen Frauenwelt – heute nicht mehr ungewöhnlich. Deshalb findet am 27. April jährlich der Girls‘- and Boys‘-Day statt. Jungen und Mädchen haben an dem Tag die Gelegenheit, in die Berufswelt (des anderen Geschlechts) einzutauchen. LokalPlus war beim Girls‘ Day in Attendorn dabei. Hier gab es Einblicke hinter die Kulissen der Feuerwehr und des DRK-Ortsvereins. Den Jungen schauten wir beim Boys‘ Day im Rathaus Lennestadt und im kinder-, jugend- und kulturhaus (kjk) Finnentrop über die Schulter.


Die Aufgaben einer Rathausverwaltung kennenlernen – darauf hatten Marius Meyer, Moritz Fleper, Leon Kühne, Luca Adam und  Phil Steinhanses Lust. Die fünf Jungs von fünf unterschiedlichen Schulen sind zu Gast in der Lennestädter Verwaltung. Da diese viele verschiedene Berufsrichtungen anbietet, haben sich die Schüler der siebten, achten und neunten Klasse für diese Einrichtung entschieden.
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Bei der Frage, was sie denn später einmal werden wollen, sind sich die Jugendlichen noch nicht sicher – deswegen seien sie ja heute im Rathaus.

Mit einem Strategiespiel wollen Ausbildungsleiter Jürgen Willmes und Gleichstellungbeauftrage Kristina Schulte den Jungen die Aufgaben näher bringen. Jedes Feld verbirgt eine neue Frage, die es zu lösen gilt. Dazu müssen die Schüler einzeln durch das Gebäude ziehen. „Das ist keine Gruppenarbeit. Die Jungs sollen alleine arbeiten, damit sie auch auf die Menschen zugehen“, erklärt Willmes.

Mit Begriffen und Aufgaben zur Stadtkasse oder Geburtsurkunde beispielsweise müssen sie bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung nachfragen. Die jeweiligen Beamten erklären den Schülern dann ihre Aufgaben und ihr Berufsfeld im Rathaus.
Auch männliche Nachwuchskräfte sind gefragt
„Mit dem Tag wollen wir dir Chance nutzen, für Nachwuchskräfte zu sorgen“, erzählt Willmes. Die vergangenen Jahre sei es verstärkt so gewesen, dass sich mehr Mädchen für Verwaltungsstellen beworben haben. Eigentliche seien die Berufe aber nicht nur typische Aufgaben für Frauen. Deshalb hoffen Willmes und Schulte auf eine gute Mischung für die Zukunft.

Auch die beiden Jungen Ali Siklawi (12) und Joshual Gurlla (14) wissen noch nicht genau, was sie einmal werden wollen. „Fußballprofi war mein Plan A“, erklärt der 12-Jährige. Aber seine Lehrerein hatte ihm schon wenig Aussicht auf Erfolg in dieser Branche bescheinigt. „Mein Plan B ist Autoverkäufer wie mein Vater.“ Plan C könnte Koch sein.
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Talent für Plan C hat er auf jeden Fall. Zusammen mit Joshual Gurlla ist er einen Tag im kjk-Haus in Finnentrop. Hier beginnt der Boy’s day allerdings erst um 13 Uhr. „Ich konnte heute Morgen ausschlafen“, freut sich auch der 14-jährige Schüler. Doch dafür geht der Tag bis in die Abendstunden.

Zunächst  sind beide in der Küche des kjk-Hauses zu finden, nachdem sie im benachbarten Kaufpark die passenden Lebensmittel für eine bunte Obst- und Gemüseplatte bekommen haben. Anschließend wird gewaschen, geputzt, geschnitten, dekoriert und auch ein bisschen genascht. Kochen liegt den beiden Jungen. „Ich koche auch schon mal zu Hause. Besonders gut kann ich Rührei“, erklärt Ali stolz.  Beim Jungenkochen im kjk-Haus ist der gebürtige Libanese ebenfalls gern dabei. Das gilt auch für Joshual: „Ich mache auch schon mal Salat“.
Klischees aufbrechen
Michael Hunold vom kjk-Haus freut sich über das Engagement der Jungen. „Wir bieten diesen Tag seit mehreren Jahren an und wollen damit gezielt Klischees aufbrechen. Aber oft finden wir diese Klischees im Alltag dann doch wieder. Zuhause steht die Frau am Herd, aber Spitzenköche sind meistens Männer.“

Nach der Küchenaktion sind die beiden noch beim abendlichen Jugendtreff gefragt. „Von 18 bis 20 Uhr haben wir hier heute einen Treff für Kids ab 13 Jahren gemacht“, erklärt Monika Holthöfer. Am heutigen Boy’s Day soll ein Beitrag für den „Mitmachfilm“ über die Gemeinde Finnentrop entstehen. „Wir haben schon angefangen und machen heute im Team weiter“, erklärt Ali Siklawi, und auch Joshual, der gebürtig aus Panama kommt, freut sich, denn „auch Technik finde ich toll. Vielleicht will ich in dem Bereich später was machen.“
Volles Programm in Attendorn
Technik hingegen findet Julia Irmscher nicht so spannend. Die 14-Jährige war beim letzten Girl’s Day an der Uni Dortmund im Bereich Technik. „Das war nicht so toll, wie ich gedacht habe.“ In diesem Jahr schaut sie zusammen mit Josy Hanses (12), Henriette Hanfland (14) und Laura Schäfer (13) hinter die Kulissen der Feuerwehr und des DRK in Attendorn. Dabei wird den vier Mädchen eine ganze Menge geboten.

Los geht es am Morgen mit der Feuerwehr. Die präsentiert zunächst alles an Fahrzeugen, was sie hat. Dabei steht besonders die Drehleiter im Fokus. Trotz anfänglicher Höhenangst trauen sich die Mädchen in den Korb und in luftige Höhen, um einen einmaligen Blick zu genießen. Dann landet auch noch der Rettungshubschrauber auf dem Feuerwehrplatz. „Das war natürlich nicht geplant“, so Rotkreuzleiter Marco Steinrode, „aber für die Mädchen besonders aufregend.“ So gibt es als Zugabe noch einen Blick in die Flugrettung.
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Informationen über den Brandschutz und das Gefühl, wie es ist, eine Feuerwehruniform zu tragen, dürfen auch nicht fehlen. So viel Aufregung macht natürlich hungrig. Daher wird anschließend gemeinsam im benachbarten DRK-Haus das Mittagessen zubereitet. 

Nach dem Essen übernimmt Rettungshelferin Kim Kurzawa die vier Mädchen und gibt einen Einblick, welche Aufgaben im Rettungswesen gefordert werden. Reanimation, Beatmung und sogar ein Intubation dürfen die Vier an einer Puppe ausprobieren. Auch das Aufziehen von Spritzen und wie ein EKG im Rettungswagen geschrieben wird, wird den Mädchen durch „learning bei doing“ nahe gebracht. Das Konzept funktioniert. „Ich könnte mir schon vorstellen, was im medizinischen Bereich zu machen“, lautet das Fazit von Julia Irmscher.
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