Gestiegene Energie- und Strompreise machen Unternehmen zu schaffen

Ergebnisse einer IHK-Blitzumfrage


Felix G. Hensel von Nils Dinkel
Felix G. Hensel © Nils Dinkel

Siegen/Arnsberg. „Die exorbitant gestiegenen Strom- und Energiepreise machen einem Großteil der Unternehmen aus den IHK-Regionen Arnsberg und Siegen schwer zu schaffen, das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage, der IHK in den Kreisen Siegen-Wittgenstein, Olpe, Soest.


Die Mehrheit geht von weiter steigenden Preisen aus. Das habe fatale Folgen für den Wirtschaftsstandort: Nicht wenige Unternehmen erwägen demnach bereits Standortverlagerungen, kommentieren die IHK-Präsidenten Felix G. Hensel (Siegen) und Andreas Rother (Arnsberg) die Ergebnisse Umfrage, an der sich 760 Unternehmen beteiligten.

92 % der befragten Unternehmen sehen in den hohen Strom- und Energiekosten einen bedrohlichen Wettbewerbsnachteil für den Wirtschaftsstandort. Zwei Drittel der Betriebe befürchten, dass Standorte ins Ausland verlagert werden. Felix G. Hensel: „Dass bereits 13 % der befragten Unternehmen konkret eine Verlagerung des eigenen Standortes oder von Teilen davon in Erwägung ziehen, ist ein deutliches Alarmzeichen.

Grafik zu gestiegenen Strom- und Energiepreisen. von IHK
Grafik zu gestiegenen Strom- und Energiepreisen. © IHK

Wenn die Politik nicht zügig gegensteuert, dürfte es vor allem energieintensive Unternehmen immer stärker ins kostengünstigere Ausland treiben. Welche Folgen dies für unsere Standortqualität und die Beschäftigung in der Region hätte, kann man sich leicht ausmalen.“

Besonders betroffen sind die Unternehmen, die in den vergangenen Monaten neue Lieferverträge abschließen mussten. 17 % berichten von einer Preissteigerung von mehr als 100 %. Bei einem Viertel stiegen die Preise zwischen 50 und 100 %. Andreas Rother: „Diese Kostenexplosion belastet in erheblichem Umfang die Kalkulationen, schmälert die Erträge deutlich und führt zu einem höheren Liquiditätsbedarf.

Grafik zur Entwicklung. von IHK
Grafik zur Entwicklung. © IHK

Entgegen der in der Politik häufig vertretenen Meinung, führen die hohen Energiepreise auch nicht zu einer Investitionssteigerung in Transformationsprozesse zur Klimaneutralität. Ganz im Gegenteil: Die aktuelle Preisentwicklung zwinge zwei Drittel der Unternehmen, Investitionen in Klimaschutz sowie in Forschung und Innovation zurückzustellen.

Mit Blick auf die Preisentwicklung in diesem Jahr erwarten 88 % der Unternehmen weitere, zum großen Teil sogar kräftige Preisanstiege. 8 % befürchten sogar eine existenzgefährdende Entwicklung.

Grafik zu notwendigen politischen Maßnahmen. von IHK
Grafik zu notwendigen politischen Maßnahmen. © IHK

Felix G. Hensel sagt: „Die aktuellen Maßnahmen zur Umsetzung der Energiewende bewerten die Unternehmen in unserer industriestarken Region kritisch. Über alle Branchen hinweg sehen 29 % ihre Versorgungssicherheit gefährdet. In der Industrie sind es sogar 42 %. Die Hoffnung schwindet offensichtlich, dass der parallele Ausstieg aus Kohle- und Atomenergie bei dem derzeitigen Ausbautempo der Solar- und Windenergie verlässlich gelingen kann.“

Auf Nachfrage, nach den vorrangigen politischen Maßnahmen, die Energieversorgung grundlastsicher, bezahlbar und umweltfreundlich zu gestalten, geben 74 % der Unternehmen an, dass die Steuern und Abgaben auf den Strompreis gesenkt werden sollten.

Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren

Mit 42 bis 46 % Zustimmung folgen die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, der Ausbau der erneuerbaren Energien und ein verstärkter Netzausbau. Immerhin 37 % der Unternehmen geben an, dass wieder auf Atomenergie gesetzt werden sollte.

Die Wirtschaft stehe grundsätzlich hinter der Energiewende, erwartet jetzt aber von der Politik eine konsequente und zügige Umsetzung der notwendigen Maßnahmen. Und das verbunden mit wettbewerbsfähigen Strom- und Energiekosten.

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