Gestern noch Abiturientin, heute Bürgermeisterin von Lennestadt

Lennestadt. Wie sieht ein Tag als Bürgermeister aus? Und welche Aufgaben hat er zu erledigen? All diese Fragen werden von unserer LokalPlus Praktikantin Carolina Korniowski aufgeklärt, denn sie schlüpft für einen Tag in die Rolle eines Bürgermeisters. Um genau zu sein, in die Rolle des Bürgermeisters Tobias Puspas von Lennestadt. Was sie erlebt hat, erzählt sie hier.

8.30 Uhr: Zeit für die wöchentliche „Baurunde“ im Ratssaal drei. Hierbei handelt es sich um einen regelmäßigen wöchentlichen Austausch unter Fachleuten.

Wir betreten den Saal. Die Spezialisten sitzen schon zusammen in der Runde. Zu Gast sind sechs Personen aus unterschiedlichen Fachbereichen: Architekten, die Leitung der Stadtwerke, allgemeine Bauverwaltung, das Gebäudemanagement.

Es werden Bauvorhaben besprochen, Überlegungen in den Raum geworfen, Updates werden mitgeteilt und es kommt zu starken Argumentationsgängen. Themen, die noch nicht relevant sind oder noch Abklärungen benötigen, werden auf die nächste „Baurunde“ verschoben. Nach einer Stunde ist die Besprechung beendet.

9.30 Uhr: Wir gehen in das Büro des Bürgermeisters. Heute aber ist es unseres. Schon cool, oder? Gerade Abi gemacht und schon Bürgermeisterin...

Verwaltungsarbeit und die Bearbeitung der Post stehen an. Auf dem großen Schreibtisch werden am Computer Rechnungen bestätigt und Einverständniserklärungen digital unterschrieben.

9.45 Uhr: Der nächste Termin wartet auf uns. Insgesamt acht Personen aus der Türkei kommen in „unser“ Büro. Lennestadt hat eine Freundschaft mit der Stadt Çaycuma in der Türkei. Die Gäste begrüßen uns sehr freundlich mit einem Handschlag und einem breiten Lächeln im Gesicht.

Unter ihnen sind Lehrer und Schulleiter aus mehreren türkischen Schulen und zwei Übersetzer. Sie bedanken sich für die nette Gastfreundschaft in Lennestadt. „Wir haben uns gefühlt wie Zuhause“, betont eine Lehrerin.

10.15 Uhr: Es ist Zeit für das Frühstück. Für eine kurze Verschnaufpause nehmen wir in der Kantine Platz. Es gibt heißen Kaffee und ein Brötchen mit Käse, Ei und Salat drauf.

10.35 Uhr: Zurück im Büro. Dort warten zwei Herren auf uns, die für den Ausbau für schnelleres Internet zuständig sind. Die Vorbesprechung für die bevorstehende Unterzeichnung mit der Telekom in Bezug auf den Glasfaseausbau in Lennestadt beginnt.

11 Uhr: Treffpunkt mit dem Vertreter der Telekom ist wieder im Ratssaal 3. Es wird spannend. Eine hitzige Diskussion beginnt. Dazu führen Vertragsunstimmigkeiten, die so im Vorfeld nicht mit der Stadt abgesprochen wurden.

Der Vertreter bekommt einen knallroten Kopf und entschuldigt sich für den Fehler. Ein gemeinsamer Nenner wird gefunden und die Situation lockert sich. Der ursprünglich besprochene Vertrag wird mit einem Grinsen, von beiden Seiten aus, unterschrieben.

13 Uhr: Abfahrt nach Oedingen. Vor dem nächsten Termin haben wir noch etwas Zeit, ein paar Bauflächen anzugucken. Wir machen uns selber ein Bild von der Bausituation. Die Bauarbeiten dauern noch an.

14 Uhr: Jetzt kommt ein sehr schöner Termin. Wir fahren zu Elisabeth und Josef Soest und gratulieren ihnen zur Eisernen Hochzeit. Wir überreichen ihnen einen bunten Blumenstrauß und Urkunden. Die Eheleute freuen sich riesig und laden uns zu Kaffee und Kuchen ein. Lecker.

15 Uhr: Der Kaffeeklatsch ist zu Ende. Weiter geht es Richtung Elspe...

15.15 Uhr: Wir nutzen die Zeit, um Gespräche mit Bürgen zu suchen. „Es ist wichtig, nah am Geschehen zu sein und alle Augen und Ohren offen zu halten“, betont mein Co-Bürgermeister Tobias Puspas.

Wir gucken uns einen Schulweg an, der gerade neu gebaut wird. Es sieht nicht gut aus. Der Bau ist noch mitten in der Arbeit. Lösung: Die Grundschulkinder müssen vorübergehend durch einen privaten Garten gehen, um ihre Schule zu erreichen. Wir bedanken uns persönlich bei der Familie für ihre Unterstützung.

16 Uhr: Richtung Rathaus. Auf dem Weg begutachten wir noch kurz eine Brückensperrung. Alles läuft prima. Die Bauarbeiten sind weiter als gedacht.

16.30 Uhr: Im Büro führen wir Telefonate und checken ein paar von den zahlreichen E-Mails im Postfach. Eine große Herausforderung.

18 Uhr: Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses versammeln sich im Ratssaal 1 zur Sitzung. Die Tür wird lautstark geschlossen. Ein Zeichen, dass es jetzt los geht.

Wir sitzen am Kopf der Runde und begrüßen alle Teilnehmer. Die Sitzung läuft sehr formell ab, alle arbeiten konzentriert. Wir nehmen die Rolle eines Sitzungsleiters ein.

21 Uhr: Erschöpft von dem sehr vielfältigen Tagesprogramm fahren wir nach Hause. Ganz schön anstrengend, so ein Tag als Bürgermeister...