Geschlechtergefälle beim Verdienst im Kreis Olpe besonders ausgeprägt

Unrühmliche Spitzenposition


Besonders in der Gastronomie müssten die Löhne angehoben werden. von privat
Besonders in der Gastronomie müssten die Löhne angehoben werden. © privat

Kreis Olpe. 32 Prozent der Frauen mit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Kreis Olpe verdienen lediglich im Niedriglohnsektor. Dies zeigt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit der Agentur für Arbeit. „Dass Gehälter häufig nicht mehr ausreichen, um alleine eine Familie zu ernähren, ist ja weitläufig bekannt“, so der Landtagskandidat der Grünen im Kreis Olpe, Gregor Kaiser.


„Dass sie sich jedoch im Kreis Olpe bei mehr als 15 Prozent der Beschäftigten nahe am Hartz IV-Niveau bewegen, belegt, dass wir manche Arbeitsfelder immer noch nicht genug wertschätzen wollen. Und dass davon besonders Frauen betroffen sind, ist tief in einer allgemeinen gesellschaftlichen Problematik verwurzelt.“

Frauen ergreifen noch immer häufiger Berufe im Niedriglohnsektor, sie werden seltener befördert und unterliegen häufig durch Kinderbetreuung und häuslicher Pflege einer zusätzlichen Mehrbelastung. Der unbereinigte Gehaltsunterschied in Deutschland zwischen Männern und Frauen lag im Jahr 2020 bei 18 Prozent.

„Damit sind wir in Europa nach Estland und der Tschechischen Republik Spitzenreiter. Im Kreis Olpe setzen wir besonders im Niedriglohnsektor noch einen drauf“, so Kaiser weiter.

Gastronomie und Friseur-Beruf besonders schlecht bezahlt

Im Niedriglohnsektor allgemein sind bestimmte Branchen stärker vertreten. Die Gastronomie vergütet besonders schlecht. Ebenso gehört der Friseur-Beruf nach wie vor zu den Berufen mit dem geringsten Gehalt. Doch gerade in diesen Berufen sind häufiger Frauen beschäftigt. Teilweise nur in Teilzeit, um die unbezahlte Pflegearbeit zu Hause mit unter den Hut zu bekommen.

Doch den Arbeitgebern kann man nicht allein einen Vorwurf machen. Viele Verbrauchern bestehen auch nach Jahren noch auf ihren Haarschnitt für zehn Euro. Das geliebte Bier darf keinesfalls teurer als zwei Euro werden.

Gesellschaftlicher Wandel nötig

„Der Niedriglohnbereich wird allgemein kleiner; das stimmt - und ist auch gut so. Um diese Entwicklung zu beschleunigen, reicht es aber nicht auf den neuen Mindestlohn von zwölf Euro zu warten oder nur die Politik in Verantwortung zu nehmen. Wir benötigen auch bei uns einen gesellschaftlichen Wandel“, erklärt Kaiser. Die Entlohnung darf nicht geschlechterspezifisch sein. Auch das Argument

„Die kann doch gar nicht so viel heben“, verpasst den gesellschaftlichen Zeitgeist und ignoriert die vielfältigen Identitäten, die Menschen heutzutage für sich wählen.

Dem politischen Wandel hin zu Tarifbindung im Niedriglohnsektor, Mindestlohn von zwölf Euro und Umwandlung von Minijobs muss ein gesellschaftlicher Wandel besonders im konservativen Sauerland vorausgehen: Jeder, der/die in Vollzeit arbeitet, muss davon leben und auch eine Familie unterhalten können. Arbeit müsse nach dem gesellschaftlichen Nutzen honoriert werden.

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