Geplante Kooperation irritiert Kreismusikverband „über alle Maßen“
Stellungnahme zur Zusammenarbeit zwischen Kreis und Platin Scala
- Kreis Olpe, 25.11.2016

Kreis Olpe. Der Kreis Olpe und die Platin Scala streben den Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit einer Laufzeit von drei Jahren vor. Darin ist unter anderem vorgesehen, dass das Orchester von 2017 bis 2019 als Philharmonie des Kreises auftritt und dafür jährlich einen Zuschuss in Höhe von 20.000 Euro erhält (LokalPlus berichtete). Der Kreismusikverband um den Vorsitzenden Toibias Brömme reagiert in einer Stellungnahme mit Unverständnis und sieht sich und die ehrenamtlichen Musikvereine benachteiligt. Das Schreiben im Wortlaut:

sehr geehrte Frau Berling,
sehr geehrte Herren Fraktionsvorsitzende,
mit großer Verwunderung hat der Kreismusikverband Olpe e.V. - die Interessenvertretung der Musikvereine und Spielmannszüge im Kreis Olpe - über die Presse verfolgt, dass sich sowohl Kulturausschuss als auch Hauptausschuss des Kreises Olpe mehrheitlich entschieden haben, die Platin Scala mit einem Gesamtbetrag in Höhe von zunächst 60.000 Euro in den kommenden drei Jahren zu fördern. Der Kreismusikverband Olpe e.V. kann mit dieser Entscheidung, die der Kreistag am 12. Dezember 2016 vermutlich bestätigen wird, nicht einverstanden sein. Wir können nicht nachvollziehen, warum hier einer privaten Künstleragentur (vgl. http://www.platin-scala.com/?page_id=729) offensichtlich mehr finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden als den zahlreichen ehrenamtlich tätigen musiktreibenden Vereinen im Kreis Olpe.
Wir respektieren Herrn Hesses jahrelange Arbeit für die Musik in unserer Region. Nichtsdestotrotz betreibt er hier eine Agentur, die Künstler temporär verpflichtet, mit Ihnen Verträge schließt und diese am Ende für die erbrachten Leistungen entlohnt, auch wenn die Platin-Scala hier unter der Rechtsform eines eingetragenen Vereins auftritt. Ergänzend hierzu möchten wir auf ein Interview mit Herrn Hesse in der WP/WR in dieser Woche hinweisen. Laut Vereinbarung verspricht sich der Kreis Olpe eine Philharmonie des Kreises Olpe zu etablieren. Genau das wird der Kreis Olpe aber laut den Aussagen von Josef Hesse nicht erhalten. Er gibt im Interview ganz klar an, weiter ein Orchester auf Abruf betreiben und weiter ca. 20 feste MusikerInnen unter Vertrag halten zu wollen. Wenn man davon die angegebenen acht Gesangs-Solisten abzieht, so erhält man ein Orchester von ganzen zwölf Instrumentalmusikern. Das hat mit der angegebenen Intention des Kreises Olpe ein Profi-Orchester unterstützen zu wollen eben nichts zu tun.

Wir sind über alle Maßen irritiert, dass ein Projektorchester mit professionellen und bezahlten Musikern, das insbesondere eher auf Konzertreisen aus ist (in der Sitzungsvorlage wurden USA und Kanada genannt), in Ihren Augen offensichtlich einen höheren Stellenwert besitzt - zumindest wenn man es monetär betrachtet - als unsere Mitgliedsvereine, die für unseren Musik-Kreis Olpe in so vielen unterschiedlichen Situationen ein Aushängeschild bilden. Man denke nur an die unzähligen Konzerte, Auftritte, Schützenfeste, Orchesterpartnerschaften mit anderen Regionen und nicht zuletzt den erfolgreichen Auftritt unseres Kreisjugendblasorchesters am Gardasee im vergangenen Jahr. Insbesondere der zuletzt genannte grandiose Wettbewerbserfolg war beste Werbung für den Kreis Olpe. Darüber wird in unserem Landesverband und weit über die Kreisgrenzen hinaus noch heute gesprochen.

Wir möchten mit unserer Stellungnahme die Arbeit von Herrn Hesse in keiner Weise in Frage stellen oder kritisieren. Gelebte Kultur bedeutet Vielfältigkeit - wir als Kreismusikverband freuen uns über eine facettenreiche Musiklandschaft in unserem Kreis, zu der seit Jahrzehnten auch die Platin-Scala gehört. Aber unserer Meinung nach braucht der Kreis Olpe keine eigene Kreis-Philharmonie. Als professionelles Orchester bietet die Philharmonie Südwestfalen mit Sitz in Hilchenbach ein interessantes, gleichwohl kulturell hochwertiges Programm an, das für Konzertbesucher aus dem Kreis Olpe in fahrbarer Nähe ist. Zudem trägt eben genau diese Philharmonie Südwestfalen unsere Region in ihrem Namen. Und die Qualität hat der Kreis Olpe ja bereits auch erkannt, denn eben dieses Orchester wird mit einem Konzert das Jubiläumsjahr des Kreises Olpe eröffnen.
Darum sollte in unseren Augen das Heranführen junger Menschen an die Musik in Ihrem Fokus liegen, nicht die Mitfinanzierung eines Projektorchesters mit professionellen MusikerInnen. In einer Zeit, in der einzelne Kommunen aufgrund ihrer Finanzengpässe über die Fortführung der eigenen kommunalen und öffentlichen Musikschulen nachdenken, erscheint uns diese Mitfinanzierung mehr als unangebracht, da eben auch diese Städte und Gemeinden Ihre Entscheidung über die Kreisumlage bezahlen müssen.
Wir möchten Sie bitten: Unterstützen Sie die musiktreibenden Vereine vor Ort. Denn davon profitieren nicht nur einige wenige MusikerInnen und deren Zuhörerschaft, sondern alle BürgerInnen unserer schönen Heimat.
Mit freundlichen Grüßen
Vorstand und Beirat Kreismusikverband Olpe e.V.“
