Georg Weißbrich aus Hofolpe berichtet von der kommunalen Neugliederung
Ein Zeitzeuge erzählt
- Kreis Olpe, 22.04.2019
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- Von Kerstin Sauer

Hofolpe/Kirchhundem. Eigentlich hatte er mit Politik anfangs „nichts am Hut“. Aber irgendwann, so erzählt Georg Weißbrich (85) aus Hofolpe, habe er gedacht: „Ich kann nicht nur kritisieren, ich muss auch mal was tun.“ Und so kam er in den Rat der Gemeinde Kirchhundem. Und zwar nicht in irgendeinen, sondern in den ersten, der sich nach der kommunalen Neugliederung 1969 bildete.


Privat hielt es den heute 85-Jährigen in Hofolpe, nur von 1959 bis 1967 wohnte er mit seiner Familie in Meggen, wo er 1964 in die CDU eintrat. „Mein erster Schritt in die Politik“, erzählt Georg Weißbrich lachend. Viele weitere Schritte sollten folgen.



Kann er sich denn noch an den Tag der kommunalen Neugliederung erinnern? „Überhaupt nicht mehr“, sagt der 85-Jährige und lacht. Denn, so erklärt er weiter: „Vor allem wir Hofolper haben die Neugliederung eigentlich kaum bemerkt: Wir haben schon vorher zum Amt Kirchhundem gehört, nachher zur Gemeinde – da hat sich nicht viel geändert.“


Ergo: Für die nun viel kleinere Gemeinde Kirchhundem mussten eine neue Sichtweise und ein neuer Mittelpunkt her. Georg Weißbrich: „Unter anderem mussten die Finanzmittel neu verteilt werden. Die Schwerpunkte der Gemeinde lagen nun in den Orten Kirchhundem, Welschen Ennest und Oberhundem.“
Einen Namen bringt der Hofolper mit der kommunalen Neugliederung sofort in Zusammenhang: Joachim Grünewald. Denn: „Dem Kreisdirektor Grünewald ist es mit zu verdanken, dass der Kreis Olpe überhaupt bestehen blieb“, ist sich Georg Weißbrich sicher. Überlegungen, den Kreis aufzusplitten und an das Siegerland sowie den Märkischen Kreis anzugliedern, seien durch den Einsatz des Kreisdirektors hinfällig geworden.

„Wir sind reihum gegangen, auch mit den Ausschüssen, jeder ist mal dran gekommen. Ob im Gasthof Kordes in Hofolpe, bei Schwermers in Heinsberg, bei Benders in Brachthausen, im Gasthof Höfer in Welschen Ennest, im KAB-Heim oder bei Hamms in Rahrbach oder später im Haus des Gastes in Oberhundem – wir waren in allen Orten, wo Räumlichkeiten zur Verfügung standen.“ 25 Jahre lang, bis 1994, vertrat Georg Weißbrich den Ort Hofolpe im Gemeinderat.
„Das Thema Schule“, so berichtet Georg Weißbrich weiter, „hat uns die ganzen Jahre über begleitet“ – was gerade für ihn als Lehrer interessant war. So erinnert er sich nur ungern an das „große Schulsterben“ in der Gemeinde in den 70er-Jahren: „Die Schülerzahlen gingen stark nach unten, so dass die Grundschul-Standorte noch einmal neu eingeteilt werden mussten.“
Sein Konzept war eindeutig: „Sollte die Schule in Hofolpe nicht mehr zu halten sein, so war unsere zweite Priorität, dass die Schüler dem Standort Kirchhundem und nicht Welschen Ennest zugeteilt werden.“ Mit Erfolg, wie man heute weiß.
Die Fraktionen hätten sich auch damals nichts geschenkt, erzählt der 85-Jährige weiter. Aber der Ton sei anders gewesen. „Wir waren höflicher im Umgang miteinander und konnten uns nachher noch in die Augen sehen.“
Um sich auch eine fundierte Meinung bilden zu können, habe er immer fast alle Ausschusssitzungen besucht und sich informiert. „Ich konnte mir als Lehrer die Vorbereitung für die Schule in die Abendstunden verlegen.“
Plötzlich, nach zehn Jahren, sei alles umgeschmissen worden, Lennestadt und Kirchhundem sollten nun doch kooperieren. Georg Weißbrich kann sich bei der Erinnerung daran ein Grinsen nicht verkneifen: „Da habe ich mir schon die Hände gerieben.“
