Gemeinsam für Familien: Einblicke in die Arbeit zweier Einrichtungen

Interview


Von links: Marion Weidlich, Einrichtungsleitern Haus Aline, Dirk Stenger, Kassierer Mutter-Kind-Hilfe-Verein, Angelika Steinhoff, Vorsitzende des Mutter-Kind-Hilfe-Vereins, zwei Mütter und Anne Schüttler, stellvertretende Einrichtungsleiterin Haus Aline. von Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem
Von links: Marion Weidlich, Einrichtungsleitern Haus Aline, Dirk Stenger, Kassierer Mutter-Kind-Hilfe-Verein, Angelika Steinhoff, Vorsitzende des Mutter-Kind-Hilfe-Vereins, zwei Mütter und Anne Schüttler, stellvertretende Einrichtungsleiterin Haus Aline. © Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem

Kreis Olpe. Zwei engagierte Einrichtungen für Familien in besonderen Lebenssituationen setzen sich gemeinsam für das Wohl von Eltern und Kindern ein. Trotzdem werden wichtige Unterschiede und Gemeinsamkeiten deutlich. Angelika Steinhoff, Vorsitzende des Vereins Mutter-Kind-Hilfe im Kreis Olpe, und Marion Weidlich, Leiterin des GFO Haus' Aline Mutter-Vater-Kind-Einrichtung, stellen in einem Interview ihre Arbeit vor.


Angelika Steinhoff, Sie sind Vorsitzende des Vereins Mutter-Kind-Hilfe im Kreis Olpe. Stellen Sie den Verein und seine Arbeit kurz vor.

Wir helfen alleinerziehenden Müttern und immer häufiger auch Vätern in aktuellen Notsituationen, indem wir sie finanziell unterstützen. Diese Hilfe läuft schnell und unkompliziert und die Gelder sind in der Regel innerhalb von 24 Stunden dort, wo sie gebraucht werden. Unsere Vereinsarbeit wird ausschließlich von Ehrenamtlichen geleistet. Das heißt: Jeder gespendete Cent und jeder Mitgliedsbeitrag kommen 1:1 bei den Hilfsbedürftigen an.

Wir sind auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen, weil die Zahl der Hilfeanträge in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen ist. Und auch die allgemein gestiegenen Kosten schlagen da natürlich zu Buche.

Nennen Sie ein paar Beispiele, wofür ihre finanziellen Hilfen konkret genutzt werden.

Das sind besondere Untersuchungen für Kinder bei Fachärzten, die nicht von der Krankenkasse getragen werden, die für die Kinder und ihre Entwicklung aber unbedingt notwendig sind. Oder wir leisten Zuzahlungen zu Kinderbrillen, zu speziellen Therapien und so weiter – also wirklich existenzielle Dinge.

Daneben helfen wir aber auch finanziell, wenn ein Kind nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, weil es sich die Mutter oder der Vater schlichtweg nicht leisten kann. Da reden wir über eigentlich banale Dinge wie ein Eis essen gehen oder mal mit dem Schiff über den Biggesee fahren. Es zerreißt einem jedes Mal fast das Herz, wenn mich eine Hilfeanfrage erreicht.

Marion Weidlich, Sie leiten das „GFO Haus Aline Mutter-Vater-Kind-Einrichtung“. Was zeichnet diese Einrichtung und die Arbeit Ihrer Mitarbeiter aus?

Vielleicht kann ich hier direkt einen der wesentlichen Unterschiede zwischen unserer Einrichtung und dem Mutter-Kind-Hilfeverein Kreis Olpe herausarbeiten. Bei uns geht es um die Betreuung und Begleitung von Familien in ihrem Lebensalltag.

Das machen wir – je nach Situation der Familie – in einem unserer eigenen Häuser, wo die Mütter oder immer häufiger auch Väter mit ihrem Kind oder ihren Kindern wohnen und von uns intensiv begleitet werden können. Oder wir fahren zu den Familien nach Hause und helfen ihnen dort, ihren Alltag zu organisieren. Unsere Einrichtung besteht inzwischen aus insgesamt sechs Häusern, in denen wir unterschiedliche Angebote machen.

Gehen Sie gern etwas genauer darauf ein.

Wir haben zwei sogenannte Klärungsgruppen. Das ist sozusagen der erste Anlaufpunkt für unsere Familien. Diese wohnen zunächst für sechs Monate in einer Klärungsgruppe. In dieser Zeit „klären“ wir, wie die künftige Hilfestellung durch uns aussehen kann. Manche Familien sind nach den sechs Monaten wieder bereit, ihren Alltag selbst zu meistern.

Andere brauchen nach diesem halben Jahr vielleicht punktuelle Hilfestellungen in ihrem Alltag, können aber in ihrer eigenen Wohnung leben. Wieder andere ziehen in eine unserer Wohngruppen, wo sie durch unsere Mitarbeitenden ganzheitlich in ihrem Tagesablauf unterstützt werden. Welchen Weg die Familien gehen, entscheidet das Jugendamt, wir geben jeweils eine Empfehlung. Wichtig ist, dass das Kindeswohl immer an erster Stelle steht.

Einer ihrer Berührungspunkte ist die Weihnachtsbaum-Wunschaktion, bei der auch die Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem mit im Boot sitzt. Welche Hintergründe hat diese Kooperation?

Die Idee für diese Aktion kam aus den Reihen des Mutter-Kind-Hilfe-Vereins Kreis Olpe. Die Intention von damals ist immer noch dieselbe wie heute: Den Kindern der Einrichtungen des Mutter-Vater-Kind-Hauses Aline Geschenke zum Weihnachtsfest zu ermöglichen, weil die Eltern das finanziell selbst nicht schaffen können.

Neben den Geschenken am – mittlerweile digitalen – Weihnachts-Wunschbaum gibt es auch die Möglichkeit zu spenden. Die Gesamtspendensumme wird zwischen dem Mutter-Kind-Hilfe-Verein Kreis Olpe und dem „Haus Aline“ aufgeteilt. Beide nutzen die Spendengelder, um Kindern und ihren Familien eine glückliche Adventszeit und ein heimeliges Weihnachtsfest zu ermöglichen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft für Ihre beiden Einrichtungen?

Wir sind auf einem guten Weg, wenn es um die gesellschaftliche Akzeptanz für Alleinerziehende und ihre Schwierigkeiten geht. Das gilt insbesondere für Familien, wo die Lebensumstände durch Gewalt, Drogen oder ähnliches katastrophal sind. Da müssen wir zum Wohl der Kinder weiter dran arbeiten. Denn die Kinder können ja erstmal nichts dafür, in welcher Familie sie groß werden. Für sie müssen wir das Beste rausholen.

Daher ist es wichtig, dass beide Einrichtungen weiter Spenden bekommen und nicht vergessen werden. Privatpersonen, aber auch Firmen sind in ihrer Spendenbereitschaft nach der Coronazeit deutlich zurückhaltender geworden. Da würden wir uns wieder mehr Unterstützung wünschen.

Mehr zur Weihnachtsbaum-Wunschaktion.

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