Gehören Starkregen, Unwetter und Hochwasser bald zu unserem Alltag?

LP-Interview: Ein Wetter-Experte klärt auf


  • Kreis Olpe, 22.05.2024
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  • Von Kerstin Sauer
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Die Bachstraße in Ottfingen stand beim letzten Unwetter in Teilstücken mehr als einen halben Meter unter Wasser, Keller und Häuser liefen voll. von Feuerwehr Wenden
Die Bachstraße in Ottfingen stand beim letzten Unwetter in Teilstücken mehr als einen halben Meter unter Wasser, Keller und Häuser liefen voll. © Feuerwehr Wenden

Kreis Olpe. Starkregen, Gewitter, Überschwemmungen: Fast wöchentlich blinken derzeit Warnmeldungen auf dem Handy, weisen Medien auf Extremwetterlagen auch im Kreis Olpe hin. Trauriger Höhepunkt bisher in diesem Jahr: die Überschwemmungen in Ottfingen, die zahlreiche Häuser unter Wasser setzten. Müssen wir von nun an mit diesen Extremen leben? Warum fallen sie immer heftiger aus – und wird es noch schlimmer werden? LokalPlus hat bei einem Experten nachgefragt.


Auf ihrer Internetseite informieren Meinolf Pape und sein Sohn Julian ihre Leser über – ganz platt gesagt – das Wetter im Sauerland. Prognosen und Vorhersagen führen die beiden Winterberger ebenso auf wie Infos zum Wetterstationsnetz und Wetter-Wissen allgemein.

Die Diplom-Geographen kennen sich aus in punkto Extreme, wobei sich Julian Pape vor allem für die großen Unterschiede zwischen den verschiedenen Orten sowie Bergen und Tälern (Inversionswetterlagen) interessiert. Sein Wissen teilt er im großen LP-Interview.

Meinolf (r.) und Julian Pape beim Aufstellen der Wetterstation in Attendorn vor einigen Wochen. von Stadt Attendorn
Meinolf (r.) und Julian Pape beim Aufstellen der Wetterstation in Attendorn vor einigen Wochen. © Stadt Attendorn

Warum wird das Wetter immer extremer?

Diese Frage kann man von mehreren Seiten betrachten. Zum einen ist die Aufmerksamkeit hinsichtlich Extremereignissen heute deutlich größer als noch vor Jahren und Jahrzehnten. Das Thema Klimawandel und dessen Ergebnisse im lokalen Bereich beschäftigt uns und auch die Medien immer mehr und, etwas überspitzt ausgedrückt, werden so manche Ereignisse auch zu Extremereignissen gemacht, welche es auch früher schon gegeben hat.

Trotzdem: Mit dem Klimawandel steigt die Wahrscheinlichkeit für Extremereignisse wie Starkregen, Hagel und Stürme an. Dies hängt einfach mit der Tatsache zusammen, dass die Luft bei höheren Temperaturen mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Feuchtigkeit in der Luft wiederum ist der Motor für Gewitter und Starkregen. Ganz einfach deshalb steigt auch ihre Wahrscheinlichkeit an.

Starkregen im Frühling/ Sommer, Stürme im Herbst/ Winter

In welcher Jahreszeit ist das Wetter besonders extrem und wie zeigt sich das im Kreis Olpe?

Hier muss man die einzelnen Ereignisse differenziert betrachten. Gewitter und Starkregen treten vor allem im Sommerhalbjahr auf, da in dieser Jahreszeit mehr Energie in der Luft vorhanden ist (siehe oben). Im Winter hingegen entwickeln sich größere Tiefdruckgebiete auf dem offenen Meer, die dann zu uns ziehen und Sturm- oder Orkanereignisse mit sich bringen. Wir sprechen dann von den typischen Herbst- und Winterstürmen.

Ein Archivfoto aus Mai 2023: Ein Unwetter traf vor allem die Gemeinde Finnentrop besonders heftig. von Feuerwehr Finnentrop
Ein Archivfoto aus Mai 2023: Ein Unwetter traf vor allem die Gemeinde Finnentrop besonders heftig. © Feuerwehr Finnentrop

Beispiel Ottfingen: Wie kann es sein, dass es manche Ortschaften so heftig trifft, andere direkt in der näheren Umgebung gar nicht?

Während Hochwasser- und Sturmereignisse im Herbst und Winter über eine größere Fläche verteilt auftreten, können Schauer und Gewitter mit Starkregen und Hagel im Sommer sehr lokal auftreten. So sind in einem Ort Überflutungen und Hagelschäden möglich, während nur wenige Kilometer weiter fast gar nichts passiert.

Gerade bei den Wetterlagen der vergangenen Tage sind die Gewitter nur sehr langsam gezogen und konnten sich daher an Ort und Stelle „austoben“. So sind in kurzer Zeit Regenmengen gefallen, die ansonsten nur im ganzen Monat auftreten.

Mit Sandsäcken versuchten Einwohner und Einsatzkräfte vor allem in Ottfingen und Gerlingen, ihre Häuser zu schützen. von Feuerwehr Wenden
Mit Sandsäcken versuchten Einwohner und Einsatzkräfte vor allem in Ottfingen und Gerlingen, ihre Häuser zu schützen. © Feuerwehr Wenden

Wie gesichert sind Vorhersagen – wird eher vorsorglich und frühzeitig gewarnt, damit sich die Bevölkerung vorbereiten kann?

Die Warnungen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Eine drohende Unwetterlage wird meist einige Tage vor dem Ereignis vorgewarnt, kurz vor Eintreffen folgt nochmals eine Akutwarnung. Sehr lokale Gewitter mit Starkregen kann man aber auch heute nicht punktgenau vorhersagen. Es lässt sich nur eine Einschätzung über ein größeres Gebiet machen, dass ein Potential für Unwetter besteht.

Prognose: Wird es im Kreis Olpe zukünftig immer öfter zu Extremwetterlagen kommen?

Mit der fortschreitenden Klimaerwärmung werden Unwetterereignisse bei uns wahrscheinlicher werden. Dies betrifft sowohl die kleinräumigen Ereignisse wie auch die Stürme im Winter und Herbst.

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