„Für mehr Gerechtigkeit und Zusammenhalt in NRW“

Vor der NRW-Wahl: Wolfgang Langenohl (SPD) im Interview


Wolfgang Langenohl. von SPD
Wolfgang Langenohl. © SPD


Ihr Wahlkampf-Slogan lautet „Zuhören, Verstehen und Kümmern“. Bitte erklären Sie das genauer. 

Meine langjährige kommunalpolitische Erfahrung hat mir immer deutlich gemacht, dass politisches Handeln die Lebenswirklichkeit der Menschen gestalten und verbessern kann. Politik heißt: etwas zu wollen. Sozialdemokratische Politik heißt: Veränderung zu wollen. Veränderung zum Wohle der Menschen gelingt aber nur in einem Dreiklang aus „Zuhören, Verstehen und Kümmern“. 

Das ist nicht nur das Leitmotto für mich als Kommunalpolitiker vor Ort, das ist auch mein persönlicher Anspruch für die politische Arbeit im Landtag von NRW. Zuhören bedeutet für mich stets, dass ich auf Sie zugehe und für Sie ein offenes Ohr für ihr Anliegen habe. Ich möchte verstehen: Welches sind für Sie die wichtigen Wünsche oder größten Sorgen? Zuverlässige Politik zeichnet sich für mich dadurch aus, dass ich mich kümmere. Ich freue mich auf den Austausch mit Ihnen und lade Sie ein, mir Ihr Anliegen zu schildern. 

Der ländliche Raum – und damit auch Südwestfalen und der Kreis Olpe – steht vor dem Hintergrund des demografischen Wandels vor mehreren großen Herausforderungen. Eine davon ist die Landflucht junger Menschen. Wie lässt sich diese verhindern? 

Die ländlichen Räume befinden sich in einem gewaltigen Wandel. Besonders für strukturschwache Regionen besteht die Gefahr, in eine Abwärtsspirale zu geraten. Das wollen wir verhindern und Regionen in ganz Deutschland lebendig und lebenswert erhalten. Die Landflucht vor allem junger Leute führt dazu, dass sich Nahversorgungseinrichtungen wie Einkaufsmöglichkeiten und Arztpraxen in ländlich geprägten Regionen immer weniger rentieren. 

Es liegt auf der Hand, dass die Ansiedlung von großen Unternehmen in der Region für viele Menschen Arbeit schafft und den Kommunen Einnahmen bringt. Daher fördern wir auch weiterhin zukunftsfähige innovative Ideen, um die Weichen dafür zu stellen. Darüber hinaus wollen wir aber dort, wo Regionen von strukturellem und demografischem Wandel betroffen sind, auch kleinere Wertschöpfungsketten in peripheren Regionen in Gang bringen, um die Regionen lebendig zu halten.

Wie lässt sich die medizinische, hausärztliche und pflegerische Versorgung auf dem Land sicherstellen? 

Um die medizinische Versorgung besonders im ländlichen Raum zu sichern, müssen wir neu entwickelte und bewährte Konzepte stärken. Dabei spielt die Lotsenfunktion der Hausärztinnen und Hausärzte eine wichtige Rolle. Daher muss die allgemeinmedizinische Ausbildung des hausärztlichen Nachwuchses vorangetrieben werden. Wir müssen prüfen, wie wir die ärztliche Tätigkeit auf dem Land für junge Medizinerinnen und Mediziner attraktiver gestalten können. Die übergreifende Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Krankenhäusern muss gestärkt werden. 

Den Investitionsstau in den Krankenhäusern bauen wir schrittweise ab. Dazu dient ein Investitionsprogramm. Wir wollen in Zukunft den gesetzlichen Verpflichtungen bzgl. der baulichen Unterhaltung der Krankenhäuser in vollem Umfang nachkommen.
„Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“
Welche Stärken und welche Schwächen sehen Sie für den Kreis Olpe? Wie können diese erhalten und ausgebaut bzw. behoben werden?

Angesichts der starken Zuwanderung müssen Integrationsmaßnahmen ausgebaut werden. Unsere Städte und Gemeinden im Kreis Olpe haben bei der Integration eine Schlüsselrolle. Ob Kinderbetreuung, Jugendhilfe, Sprachkurse, Gesundheitsversorgung oder Vermittlung in den Arbeitsmarkt – sie leisten die konkrete Integrationsarbeit. Wir alle profitieren davon, wenn sie gelingt. Und wir alle leiden darunter, wenn sie nicht stattfindet. 

Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Bund, Länder und Kommunen stehen gemeinsam in der Verantwortung. Auch unsere Städte und Gemeinden bekommen zukünftig mehr Geld u. a. für den Straßenbau. Wenn in Deutschland für rund 300.000 neue Schülerinnen und Schüler und für rund 100.000 Kinder neue Kita-Plätze geschaffen werden müssen, braucht es einen gemeinsamen Kraftakt von Bund, Ländern und Kommunen. 

Deshalb werde ich mich dafür einsetzen, dass der Bund weitere Mittel für den Ausbau der Kinderbetreuung, aber auch für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt, die Einbindung ehrenamtlicher Helfer und für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stellt. Integrationspolitik muss sich in eine umfassende Gesellschaftspolitik einfügen, die soziale Ungleichheiten abbaut und gleichberechtigte Teilhabe aller an Bildung, Arbeit und gesellschaftlichem Zusammenleben zum Ziel hat. Dann stärkt sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt und trägt zu Wirtschaftswachstum und Wohlstand bei. 

Der Länderfinanzausgleich, der Solidarpakt und das Entflechtungsgesetz laufen 2019 aus. Von 2020 an gilt die Schuldenbremse für die Länder. Vor diesem Hintergrund sollen die Bund-Länder-Finanzbeziehungen neu geregelt werden. Das betrifft auch die Kommunen. Jede Ebene muss die Mittel bekommen, die sie zur Bewältigung ihrer Aufgaben braucht. Deshalb muss die finanzielle Basis von Kommunen gestärkt werden. Hilfen muss es nach Bedürftigkeit, nicht nach Himmelsrichtung geben.

Südwestfalen gilt als eine der bundesweit bedeutendsten Wirtschaftsregionen. Was muss mit Blick auf die Infrastruktur passieren, damit die Region ihren Status halten und ggf. weiter ausbauen kann? 

Handlungsbedarf sehe ich beim Breitbandausbau in unserer Region. „Schnelles Internet ist für Industrie und Handel von ebenso großer Bedeutung wie die Verkehrsinfrastruktur. Unsere wirtschaftsstarke, teilweise ländlich geprägte Industrieregion muss hier den Anschluss behalten. Daher begrüße ich die Ankündigung der Landesregierung, den Breitbandausbau landesweit zu fördern. Nun sind aber auch die Kommunen und der Kreis gefragt, um schnell voran zukommen. 

Gleichermaßen große Bedeutung messe ich der Verkehrspolitik bei. Der wirtschaftliche Erfolg einer Region steht und fällt mit einer möglichst leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur. Die wichtigste Lebensader Südwestfalens ist die Sauerlandlinie (A 45). Deren sechsspuriger Ausbau und vor allem auch die Sanierung der vielen maroden Brücken müssen konsequent vorangetrieben werden. Daneben gibt es viele weitere Straßen- und Schienen-Projekte, die vorangetrieben werden müssen. Ebenso gilt es, die Sanierung der Landesstraßen in unserer Region konsequent voranzutreiben.“ 

Besondere Sorge bereitet mir die Durchführbarkeit von Schwertransporten. Viele namhafte Unternehmen Südwestfalens sind darauf angewiesen, um ihre Kunden in aller Welt termingerecht beliefern zu können. Ich setze darauf, dass die laufenden Bemühungen des NRW-Verkehrsministeriums, verlässliche Ausweichrouten für Schwertransporte aus Südwestfalen hin zu den wichtigen Binnenhäfen an Rhein und Ruhr einzurichten, in nächster Zeit zu konkreten Ergebnissen führen wird. Ganz besonders wichtig ist mir der dreispurige Ausbau der L512 von Attendorn nach Olpe!
„Deutschland braucht saubere, sichere und bezahlbare Energie“
Das Thema Erneuerbare Energien, insbesondere Windenergie und die Ausweisung von Vorrangzonen, löst nach wie vor kontroverse, mitunter äußerst emotionale und auch hitzige Diskussionen aus. Wie sieht Ihre Position zu Erneuerbaren Energien im Allgemeinen und Windrädern im Speziellen aus?

Deutschland braucht saubere, sichere und bezahlbare Energie. Die Energiewende drohte unter der Vorgängerregierung in NRW zu scheitern. Die Kostenspirale schraubte sich immer weiter nach oben. Immer mehr Ökostrom wird in unsere Stromnetze eingespeist – und diesen Ausbau finanzieren wir alle über einen Zuschlag auf unsere Stromkosten (EEG-Umlage) mit. Wir haben das Gesetz zum Ausbau von Ökostrom (Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG) 2014 reformiert. Wir können damit den Kostenanstieg bremsen, die Kosten gerechter verteilen und den Ausbau der erneuerbaren Energien wirkungsvoll steuern.

Wo kostengünstig Ökostrom erzeugt wird – zum Beispiel bei der Windenergie an Land – wird der Ausbau weitergehen müssen. Beim Ausbau der Windenergie wird die Verhältnismäßigkeit nicht aus dem Blick geraten und bei anderen Technologien – zum Beispiel bei Biogasanlagen – wird ebenfalls alles auf ein vernünftiges Maß gebracht. Beim Ausbau der Windenergie gibt es im Übrigen ein kommunales Planungsrecht!  

Ebenfalls umstritten: das sogenannte „Turbo-Abi“ (G8) an den Gymnasien. In NRW läuft das erste Volksbegehren seit 39 Jahren mit dem Ziel, zum Abitur nach 13 Jahren (G9) zurückzukehren. Welches Modell bevorzugen Sie und warum?

Wir wollen die Kinder entlasten und ihnen zu mehr Zeit für Leben und Lernen verhelfen. Die Sekundarstufe I hat danach am Gymnasium wieder sechs Jahre. Auch der mittlere Abschluss am Gymnasium und ein Wechsel von einer Schulform zur anderen sind dann wieder ohne Probleme möglich. Wie es nach Klasse 10 weitergeht, entscheiden Schüler und Eltern zukünftig selbst: G8 bleibt mit einer auf zwei Jahre verkürzten Oberstufe an jedem Gymnasium möglich, ebenso kann durch ein Orientierungsjahr eine individuelle Verlängerung auf G9 erfolgen. 

Nochmal Bildung: Viele Schulen und Kommunen fühlen sich mit dem Thema Inklusion allein gelassen und mitunter überfordert. Was kann man dagegen unternehmen?

Wir benötigen bei diesem Thema erstens mehr Zeit, zweitens mehr Personal und drittens mehr finanzielle Mittel. Der Prozess muss entschleunigt werden, damit das Ziel der besten Qualität greifen kann. Das Land NRW wird noch mehr Lehrer einstellen und noch mehr Geld zur Verfügung stellen!
„Freiheit braucht Sicherheit“ – und andersrum
Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund kurz vor Ostern ist die Debatte um das Thema Innere Sicherheit wieder voll entbrannt. Braucht es (in NRW) mehr innere Sicherheit – und falls ja, wie genau sollte das Ihrer Meinung nach aussehen?

Freiheit, Demokratie und die Sicherheit eines Rechtsstaates sind Grundlage unseres selbstbestimmten Lebens. Wir machen die Welt nicht sicherer, wenn wir dafür unsere Freiheit opfern – durch mehr Überwachung oder durch Schließung unserer Grenzen. Freiheit braucht Sicherheit. Es gibt aber auch keine echte Sicherheit ohne Freiheit. Der islamistische Terror beispielsweise, will Angst schüren und das Fundament unserer Gesellschaft erschüttern. Das lassen wir nicht zu. Eine freie und offene Gesellschaft ist immer verletzlich – aber wahrlich nicht wehrlos! Gemeinsam mit unseren Partnern wird Deutschland den IS-Terror hart bekämpfen.

Sobald in unserem Land Gefahr droht, müssen wir sofort handlungsbereit sein. Deshalb erwarten wir von den deutschen Sicherheitsbehörden insgesamt einen schnelleren Informationsaustausch – gestützt durch eine gemeinsame Lage-Analyse, ein Terrorabwehrzentrum und eine gemeinsam geführte Antiterrordatei. Ähnliches soll auch auf europäischer Ebene entstehen.

Zur Terrorabwehr haben wir die Gesetze verschärft. Damit wollen wir verhindern, dass Hassprediger weiter Menschen verführen, dass verblendete Fanatiker unser Land mit der Absicht verlassen können, dem Terror zu dienen und sich dafür in Camps ausbilden zu lassen. Mit dem neuen Straftatbestand „Terrorismusfinanzierung“ nehmen wir außerdem die Geldströme der Terrornetzwerke ins Visier. Um Straftaten besser und schneller aufklären zu können, haben wir Höchstspeicherfristen für Kommunikationsdaten mit strengen Datenschutzregeln eingeführt. Wir wollen aber noch früher ansetzen: Vor allem SPD-geführte Bundesländer haben Präventionsprogramme gegen islamistische Radikalisierung junger Menschen aufgelegt.

Sieben Städte und Gemeinden verteilt auf 135.000 Einwohner. Macht eine verstärkte interkommunale Zusammenarbeit im Kreis Olpe Sinn?

Da wo es Sinn macht, sollte eine interkommunale Zusammenarbeit in Betracht gezogen werden!

Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise beklag(t)en die hiesigen Kommunen und der Kreis Olpe eine Benachteiligung des ländlichen Raums gegenüber Großstädten, wenn es um die Verteilung von Landesmitteln geht. Haben die „Metropolen“ eine Sonderstellung?

Man muss den ländlichen Raum von NRW, in dem immerhin 6 Millionen Menschen leben, wohnen und arbeiten, stärker unterstützen als zuvor. Und das wird auch gemacht. Ich halte aber nichts davon, dass die Metropolen des Ruhrgebiets immer dem ländlichen Raum gegenübergestellt werden und so permanent eine Neiddebatte entsteht. Auch das Ruhrgebiet ist ein starker Industriestandort NRWs.
„Politik muss sich hinterfragen“
AfD, Pegida und besorgte Bürger: Seit der Flüchtlingskrise finden rechtspopulistische und offen fremdenfeindliche Thesen vermehrt Gehör und Verbreitung. Wie beurteilen Sie das? 

Ich stehe, zusammen mit meiner Partei, für eine weltoffene und freiheitliche Gesellschaft sowie für ein solidarisches und soziales Europa. Und wir stehen auf gegen die „Spalter und Hetzer.“ Wir zeigen Flagge gegen alle, die unsere Demokratie, die Gewaltenteilung und die freien Medien angreifen. Doch nicht alle, die sich der AfD angeschlossen haben, wollen spalten und hetzen. Nein, es sind zum Teil frustrierte Menschen, die sich von der sogenannten großen Politik vernachlässigt fühlen. Hier muss die Politik neu ansetzen und sich auch hinterfragen. 

Welche politischen Ziele, die in diesem Interview bislang noch nicht genannt wurden, verfolgen Sie außerdem?

Ich möchte konkret etwas erreichen für mehr Gerechtigkeit und Zusammenhalt in NRW. Als Sozialdemokrat ist mir besonders wichtig, dass wirtschaftlicher Erfolg, soziale Gerechtigkeit und Mitbestimmung der Arbeitnehmer kein Gegensatz sind. Als jemand, der über 20 Jahre bei einem der größten Bildungsträger (CJD) in Deutschland arbeitet, ist mir außerdem die Chancengleichheit in der Bildung ein persönliches Anliegen: Jede und jeder muss die Chance auf so viel Bildung wie möglich haben.

Vervollständigen Sie abschließend folgenden Satz: Sie sollten in den Landtag einziehen, weil… 

… ich zu 100% für den Kreis Olpe stehe. Eine herausragende Bedeutung ordne ich der Wahlkreisarbeit im Kreis Olpe zu. Für die Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis 128 (Kreis Olpe) möchte ich so oft wie möglich persönlich zu sprechen sein. Die daraus entstehenden Anregungen, Kritiken und Wünsche werde ich in meine Arbeit im Landtag einfließen lassen.
Zur Person: Wolfgang Langenohl
Alter:  49 Jahre jung

Wohnort: Attendorn

Familienstand: verheiratet

Beruf: Geschäftsführer für Sozialmarketing im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) e.V.

Parteimitglied seit:  2005

Bisherige und aktuelle politische Ämter:
  • Mitglied in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands seit 2005
  • Sachkundiger Bürger in der Kreistagsfraktion von 2009-2014
  • Sachkundiger Bürger der Hansestadt Attendorn in mehreren Ausschüssen von 2005- 2014
  • Stadtverordneter der Hansestadt Attendorn von 2014-heute
  • 2. Stellvertretender Vorsitzender des SPD- Stadtverbandes Attendorn von 2007-2011
  • 1. Vorsitzender und Sprecher des Stadtverbandes Attendorn von 2011- heute
  • Mitglied im SPD-Kreisverband Olpe von 2011-heute
  • Stellvertretender Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Olpe von 2015-heute
  • Kommissarischer Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Olpe von 11/2016- heute
  • Mitglied in der Werkstatt für Dialog, eine AG der regierenden SPD- Landtagsfraktion in NRW
  • Mitglied der SPD in Südwestfalen
  • Landtagskandidat für den Kreis Olpe
Politisches Vorbild: Willy Brandt und Helmut Schmidt

Hobbys: Wandern, Mountainbiking, Gitarre spielen und Bildungsreisen
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