Frauen im Schützenverein abgelehnt: „Wovor habt ihr Angst?“

Leserbrief zur Entscheidung in Elspe


Symbolfotos Leserbrief von Grafik: Sophia Poggel
Symbolfotos Leserbrief © Grafik: Sophia Poggel

Lennestadt. Zum Thema „Frauen in Schützenvereinen“ hat unsere Redaktion ein Leserbrief erreicht. Stella Gehrig, gebürtig aus Altenhundem, würde sich über mehr Gleichberechtigung und Augenhöhe im Schützenverein freuen:


„Es ist Montag Morgen ich sitze, wie so oft, im Zug von Grevenbrück in den Ruhrpott. Ich bin nachdenklich. Eigentlich lerne ich immer auf dieser Strecke, aber heute wird’s dieser Leserbrief. Das muss (anscheinend) sein.

Ich bin gerne im Sauerland, dankbar an einem solchen Ort aufgewachsen zu sein und bereit, irgendwann wieder zurückzuziehen. Auf der einen Seite. Und dann kommen Momente wie gestern. Beim Zusammensein mit Freunden wird erzählt, dass bei der Jahreshauptversammlung des Schützenvereins ein progressiver Vorschlag gemacht wurde.

Diskussion kommt nicht zu Stande

„Wie wäre es, aufgrund des fehlenden Nachwuchses im Schützenverein mal darüber nachzudenken, den Eintritt von Frauen zuzulassen.“ Das Ergebnis könnt ihr euch sicher denken. Kurz nur festzuhalten, dass erstmal nicht über den Eintritt an sich abgestimmt wurde, sondern nur darum, ob es grundsätzlich mal zur Diskussion stehen soll. Deutliches NEIN.

Meine Freunde und ich schütteln den Kopf. Wie auch schon vor zwei Jahren, als wir uns im Hofstaat des gleichen Schützenvereins die sehr unangenehmen Rufe und das Pfeifen der wohl gleichen Männer anhören durften.

Es geht um Wertschätzung

Gedanklich bereite ich mich auf die entsetzten Gesichter meiner Freunde im Ruhrpott vor, wenn ich am Montagmorgen erzähle, was es Neues aus dem Sauerland gibt. Und denke nach, möchte ich wirklich zurückziehen an einen solchen Ort?

Es ist 2024 und es wird darüber abgestimmt, ob es eine Diskussion darüber geben soll, ob Frauen mitmachen dürfen? Das Ganze wird in Minuten vom Tisch gefegt während sich im gleichen Atemzug das nächste Bier, welches die Kellnerin (und das ist kein Gendern) gebracht hat, reingezogen wird. Große Klasse!

Aber worum geht’s mir hier? Es geht nicht ums Gendern, und auch nicht um den Eintritt in den Schützenverein. Auf einen Holzvogel schießen könnt ihr gerne alleine. Dafür geht es umso mehr um Gleichberechtigung, Wertschätzung und Augenhöhe. Es geht um dieses ekelhafte Gefühl, wenn vermeintliche Macht ausgenutzt wird. Es geht darum, wenigstens einen Diskurs zuzulassen. Wovor habt ihr Angst?

Tolerantes Zusammenleben möglich?

Und während ihr das nächste Bier trinkt von der netten Kellnerin, denkt doch mal an diesen Text. In meiner Welt ist das, was hier passiert, nämlich vor allem eines: regressiv. rückschrittlich. 1873.

Lass doch mal am unvorstellbaren, verrückten gemeinsam wachsen. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen über ein gleichberechtigtes, tolerantes Zusammenleben - auch im Sauerland.“

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