Fragile wirtschaftliche Lage: Lieferengpässe sind großes Problem

IHK-Blitzumfrage


Symbolfoto. von pixabay.com
Symbolfoto. © pixabay.com

Kreis Olpe. Laut einer IHK-Blitzumfrage sind derzeit 88 Prozent der heimischen Unternehmen von Lieferengpässen betroffen. Fehlendes Vormaterial werde immer mehr zum Flaschenhals der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Dies gilt insbesondere für Betriebe, die Vormaterial aus der Eurozone oder aus China beziehen.


Für IHK-Präsident Felix G. Hensel verdeutlichen diese zentralen Ergebnisse einer aktuellen IHK-Blitzumfrage, wie fragil die derzeitige wirtschaftliche Lage ist: „Wir sehen auf der einen Seite deutliche Umsatzzuwächse in den Unternehmen. Auch der Auftragseingang hat sich in den letzten Monaten bei zahlreichen Unternehmen sehr positiv entwickelt.“

Gedämpft werde die positive Gesamtstimmung jedoch auf breiter Front durch eine Verknappung von Vormaterial und entsprechenden Preissprüngen in einem zumindest im Westen der Bundesrepublik wohl nie gekannten Ausmaß.

Sichere Prognosen darüber, wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickeln werde, seien auf dieser Grundlage so gut wie unmöglich. 93 Prozent der Firmen gaben in der Blitzumfrage an, dass ihnen die allgemeine Materialverfügbarkeit erhebliche Probleme bereite.

Exportorientiertes Wirtschaftsmodell sehr verletzbar

56 Prozent machen die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten für die derzeitigen Produktionsschwierigkeiten verantwortlich. 36 Prozent sehen zudem Schwierigkeiten in der Logistik sowie im Zoll und bei den Transportwegen als wesentliche Ursache der von ihnen beobachteten Lieferengpässe.

Felix G. Hensel: „Je stärker die Unternehmen in die internationale Arbeitsteilung eingebunden sind, desto gravierender fallen die Schwierigkeiten im Einzelfall aus. Fehlen Chips oder einfache Steckverbindungen in der Pkw-Produktion, merken dies unsere Automobilzulieferer unmittelbar. Wir sehen derzeit, dass unser stark exportorientiertes Wirtschaftsmodell in solchen Zeiten durchaus sehr verletzbar ist.“

Die starke Einbindung der deutschen Wirtschaft im europäischen Rahmen führt dazu, dass die Bezugsregion „Eurozone“ im Wesentlichen für die Erhöhung der Lieferzeiten verantwortlich ist. Dies gaben 89 Prozent der 285 Unternehmen an, die sich an der neuerlichen Blitzumfrage beteiligten.

Aufträge werden abgelehnt

Immerhin 39 Prozent verorten die Schwierigkeiten vor allem in China. Über drei Viertel der befragten Firmen beklagen einen gestiegenen Planungsaufwand in Folge der Lieferengpässe (77 Prozent). Mehr als jedes vierte Unternehmen musste daher bereits seine Produktion einschränken.

IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „61 Prozent der Firmen können bereits bestehende Aufträge nicht mehr abarbeiten, 26 Prozent der Firmen geben an, neue Aufträge bereits abzulehnen. Es ist geradezu paradox: Früher wurde Kurzarbeit angemeldet, weil keine Aufträge da waren. Heute droht Kurzarbeit, obwohl die Auftragsbücher prall gefüllt sind.“

Dies alles sei nur noch sehr schwer nachzuvollziehen. Aus zahlreichen Gesprächen habe die IHK in den vergangenen Wochen den Eindruck mitgenommen, dass die Unsicherheit in der Wirtschaft „beinahe mit Händen greifbar“ sei.

Klaus Gräbener: „Es wäre fahrlässig, angesichts steigender Umsätze von einem stetigen Aufschwung zu sprechen. Wir erleben eher Jo-Jo-Effekte, die eine optimistische Grundhaltung der Firmen immer wieder von neuem konterkarieren.“

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