Flucht vor dem Antisemitismus: VHS-Kinoreihe zeigt „Schattenstunde“

Kreis Olpe. In Zeiten von aufkommendem Antisemitismus und Rechtspopulismus greift der aktuelle Kinostreifen in der VHS-Kinoreihe „Der besondere Film“ ein bedrängendes Thema auf: „Schattenstunde“ thematisiert die Situation von Menschen, die so in die Enge getrieben werden, dass sie keinen anderen Weg sehen als den Suizid. Der VHS-Film wird ab Donnerstag, 1. September, in verschiedenen Kinos im Kreis Olpe gezeigt.

Nachwuchsregisseur Benjamin Martins zeichnet wie in einem Kammerspiel die letzten Stunden einer Familie auf, die lieber gemeinsam in den Tod geht als getrennt zu werden. Es ist eine ergreifende, aber keineswegs düstere, hoffnungslose Inszenierung.

Sie basiert auf den Tagebuchaufzeichnungen von Jochen Klepper, der zu den bedeutendsten christlichen Autoren des 20. Jahrhunderts zählt. Bis kurz vor seinem Tod führte er ein Tagebuch, das 1957 unter dem Titel „Unter dem Schatten Deiner Flügel“ veröffentlicht und Grundlage dieses Kinofilms wurde.

Jochen Klepper (dargestellt von Christoph Kaiser) bekam mit dem Naziregime keine Probleme wegen seiner Texte, sondern wegen seiner Mitgliedschaft in der SPD und vor allem wegen seiner Ehe mit der jüdischen Witwe Johanna Stein (Beate Christ). Gemeinsam mit Johanna und Stieftochter Renate (Sarah Palarczyk) lebte Klepper bis zum gemeinsamen Suizid im Jahr 1942 in Berlin.

Adolf Eichmann persönlich, der Cheforganisator des Mordes an 6 Millionen Juden, kündigt Klepper an, dass der Ausreiseantrag für Renate abgelehnt und die Ehe in Kürze sowieso zwangsgeschieden werde. Damit ist klar, dass beiden Frauen die Deportation ins Vernichtungslager droht. In dieser Situation sieht Klepper nur drei Möglichkeiten: „Den Tod, ein Wunder oder grenzenlose Qual“.

Nach herzzerreißenden Diskussionen in der Familie und mit einem befreundeten Nachbarn entschließen sich die Drei - wie damals Dutzende jüdische Familien in ganz Deutschland täglich - zu dem letzten Schritt.

Neben der Hommage an den christlichen Dichter und seine Familie hat der Film eine sehr aktuelle Botschaft. Er weitet die Warnung vor Antisemitismus und Rechtspopulismus aus zu einer Hymne an die Kraft der Liebe und ein berührendes Manifest auf die Menschlichkeit und ihre Grundlagen: Freiheit, Würde und Selbstbestimmung bis zum Äußersten.