Fachkräftemangel: Delegation in Indien auf der Suche nach Perspektiven

Südwestfalen knüpft internationale Kontakte


Besuch der indischen Botschaft.. von GFO
Besuch der indischen Botschaft.. © GFO

Südwestfalen/Delhi. Angesichts des akuten Fachkräftemangels in Deutschland suchen Unternehmen und soziale Einrichtungen verstärkt nach internationalen Lösungen. Insbesondere Indien rückt als potenzieller Partner in den Fokus.


Eine südwestfälische Delegation bestehend aus Vertretern des Caritasverbands Olpe, der Hotelkooperation „Die Sterne im Sauerland“ sowie der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) reiste kürzlich nach Indien, um vor Ort Kontakte zu knüpfen und den Weg für zukünftige Kooperationen zu ebnen.

Dringender Bedarf an Fachkräften in Südwestfalen

In Deutschland wird der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zunehmend spürbar. Besonders betroffen sind das Gesundheitswesen, das Handwerk und das Gastgewerbe. Die Situation in Südwestfalen ist exemplarisch für das gesamte Land.

Gleichzeitig steht Indien vor einem anderen Problem: Der Arbeitsmarkt kann die jährlich rund fünf Millionen neuen Arbeitskräfte nicht aufnehmen, und die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 23 Prozent.

Der indische Staat fördert daher die Auswanderung junger Fachkräfte, die durch Rücküberweisungen von rund 100 Milliarden US-Dollar jährlich einen wichtigen Beitrag zur indischen Wirtschaft leisten.

Deutsch-Indisches Migrationsabkommen noch in den Kinderschuhen

Um das Potenzial der indischen Fachkräfte besser zu nutzen, unterzeichnete die Bundesregierung bereits im Dezember 2022 ein deutsch-indisches Migrationsabkommen. Doch die Umsetzung verläuft schleppend.

„Die große Herausforderung bleibt, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen“, erklärte Julie Hausotte vom Caritasverband Olpe, der 2024 bereits zwölf indische Mitarbeiter einstellte.

Delegationsreise als Türöffner

Vor diesem Hintergrund reiste die südwestfälische Delegation nach Indien, um gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung Themen wie Fachkräftegewinnung, duale Berufsausbildung und Standortwerbung zu diskutieren.

Eine südwestfälische Delegation war jetzt zu Besuch in Indien. von GFO
Eine südwestfälische Delegation war jetzt zu Besuch in Indien. © GFO

Dr. Adrian Haack, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung Indien, bereitete die Delegation mit einem Briefing auf die anstehenden Aufgaben vor. Bei Besuchen von Bildungseinrichtungen wie Berufsschulen, Krankenpflegeschulen und Universitäten erhielten die Delegierten Einblicke in das indische Ausbildungssystem und die Bedürfnisse der jungen Menschen.

Aufbau nachhaltiger Netzwerke

Ein zentrales Ziel der Reise war der Aufbau langfristiger Partnerschaften mit indischen Institutionen wie Sprachschulen und Vermittlungsagenturen.

„Für uns ist es wichtig, vor Ort in Indien mit Menschen aus der Praxis in Kontakt zu kommen“, so Winfried Schönauer von der GFO. So sollen zukünftige Kooperationen im Bereich Spracherwerb, Praktika und Berufsausbildung entstehen.

Auch Tamara Kanis von „Die Sterne im Sauerland“ zeigte sich beeindruckt: „Es war eine sehr gute Erfahrung. Besonders beeindruckt hat mich die Offenheit der Menschen, die wir vor Ort kennenlernen durften.“

Die Hotelkooperation plant, die Kontakte zu intensivieren und die Region Südwestfalen als attraktiven Arbeitsstandort zu präsentieren.

Ländliche Regionen attraktiv machen

Doch es gibt auch Herausforderungen. Viele Inder bevorzugen das Leben in Metropolen, da ländliche Gebiete in Indien oft mit schlechter Infrastruktur assoziiert werden. Dr. Haack sieht hier Aufklärungsarbeit als notwendig:

„Regionen wie das Sauerland müssen auf das Radar dieser jungen Menschen gebracht werden. Es gilt, die guten Jobchancen und die hohe Lebensqualität in ländlichen Regionen hervorzuheben.“

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