Explosion auf Karnevalswagen

250 Einsatzkräften bei Katastrophenschutzübung des Kreises Olpe


  • Kreis Olpe, 03.11.2016
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  • Von Sven Prillwitz
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Es ist früher Nachmittag, als der grelle Klang von Martinshörnern durch ganz Grevenbrück tönt. Zahlreiche Einsatzwagen fahren mit Blaulicht über die Kölner Straße und biegen in die bereits abgesperrte Ladestraße ein: Feuerwehr, Rettungsdienst, Notarzt, DRK und Malteser. Rauch steigt in Höhe des Amtsgerichts auf, vereinzelte Hilferufe sind zwischen dem Sirenengeheul zu hören. Die Katastrophenschutzübung des Kreises Olpe hat begonnen. (aus dem LokalPlus-Archiv; erschienen am 21. Juni 2015)


Rund 250 Einsatzkräfte der örtlichen Feuerwehr, des Katastrophenschutzes sowie des Rettungs- und Sanitätsdienstes und einige überörtliche Einheiten proben an diesem Samstagnachmittag, 20. Juni, den Ernstfall.
Das Szenario: Beim Karnevalsumzug am Veilchendienstag ist eine defekte Gasflasche auf einem Umzugswagen explodiert. Der Wagen fängt Feuer, es kommt zu starker Rauchentwicklung, 30 Personen auf und neben dem brennenden Gefährt sind unterschiedlich schwer verletzt. Bis zu 100 Umstehende sind traumatisiert. Die Kreisleitstelle alarmiert die Feuerwehr Lennestadt nach der Explosion („Feuer 2“) und rettungsdienstlichen Einsatzmitteln nach ManV (Massenanfall von Verletzten und Erkrankten) 3.
Praktische Verinnerlichung von Abläufen für den Notfall
„Alle zwei bis drei Jahre gibt es eine solche Übung“, sagt Reiner Hebbinghaus, Brand- und Bevölkerungsschutzbeauftragter des Kreises Olpe. Der simulierte Notfall im großen Stil soll das Zusammenspiel und die Kommunikation zwischen den Rettungskräften fördern. Ihnen dabei helfen, Abläufe zu verinnerlichen, Mechanismen zu schaffen, im Ernstfall richtige Entscheidungen treffen zu können – auch in Sekundenschnelle.

Vor dem Amtsgericht herrscht hektische Betriebsamkeit. Dichter Rauch erschwert die Sicht auf den Umzugswagen. Einige Jugendliche mit aufgeschminkten Wunden und Verbrennungen, die sich auf dem Gefährt befinden, rufen um Hilfe und winken. Einige andere liegen auf und neben dem Wagen, simulieren Bewusstlosigkeit. Unter Atemschutz führen Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst diejenigen, die noch laufen können, behutsam und doch eilig aus der Gefahrenzone.
Funkgeräte knistern, Anweisungen werden über die Straße gerufen und Tragen herangerollt. „Ich brauche hier noch zwei Leute“, ruft ein Feuerwehrmann. Kurz darauf hebt er eine bewusstlose Person zusammen mit vier weiteren Brandbekämpfern auf einer Trage aus dem Umzugswagen. Kein leichtes Unterfangen, weil die Trage sich an einigen Verzierungen und Balken des Gefährts immer wieder verkantet. „Langsam! Vorsichtig!“, ruft der Feuerwehrmann seinen Kameraden zu, ehe sie den Verletzten zur 50 Meter entfernten Sammelstelle abtransportieren.
Drei Kategorien für Verletzte
Hier, auf dem kleinen Parkplatz neben der Treppe zum Bahnsteig, befindet sich der Behandlungsplatz. Die Rettungskräfte leisten medizinische Erstversorgung bei den Verletzten, breiten Rettungsdecken aus, die knisternde Geräusche von sich geben. Der Leitende Notarzt ist gefordert: Aus den Karnevalisten sind Patienten geworden, die es schnellstmöglich nach drei Sichtungskategorien einzuteilen gilt: 1 (Rot) für Personen in akuter Lebensgefahr; 2 (Gelb) für Schwerverletzte, die nicht in unmittelbarer Lebensgefahr schweben; 3 (Grün) für Leichtverletzte.

In Grevenbrück hat der Leitende Notarzt an diesem Samstag vergleichsweise leichtes Spiel. Jeder Patient trägt eine Karte in einer der Ampelfarben, auf der Art und Schwere der Verletzung zudem notiert sind. Von der Sammelstelle aus begleiten und transportieren Rettungskräfte die nun kategorisierten Verletzten zum Behandlungsbereich.
Der ist vor und neben dem Bahnhofsgebäude eingerichtet worden und besteht aus drei in Windeseile aufgebauten Zelten – eines für jede Sichtungskategorie. Hier werden die Patienten weitergehend medizinisch versorgt und betreut und ihr Abtransport in die naheliegenden Krankenhäuser organisiert.

„Ist der Gesundheitszustand eines Verletzten besonders kritisch, werden aber schon von der Sammelstelle aus Soforttransporte in ein umliegendes Krankenhaus durchgeführt“, erklärt Holger Neumann, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Olpe. Auch diese Fälle simulieren die Rettungskräfte bei der Übung: Mit Blaulicht werden Verletzte zu den Feuerwehrgerätehäusern in Grevenbrück und Altenhundem gebracht, den in diesem Falle fiktiven Krankenhäusern.
Lobende Worte des Brandschutzbeauftragten
Rund vier Stunden dauert die Übung. Reiner Hebbinghaus ist hinterher zufrieden. „Alles in allem hat es gut funktioniert, auch wenn es ein paar Schwachpunkte gab. Aber um die zu erkennen, machen wir ja diese Übungen“, sagt der Brand- und Bevölkerungsschutzbeauftragte des Kreises.

Und lobt alle beteiligten Rettungskräfte: „Angesichts der zahlreichen Veranstaltungen an diesem Wochenende bin ich begeistert, wie viele sich an dieser Simulation beteiligt haben. Das ehrenamtliche Engagement in der Brandbekämpfung und im Rettungsdienst kann man gar nicht genug würdigen.“
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