„Es ist die Freude der Kinder, eine Freude aus tiefstem Herzen“

Ein Alltagsheld am Tag des Ehrenamtes


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 von Grafik: Sophia Poggel
© Grafik: Sophia Poggel

Olpe/Hünsborn. In Deutschland engagieren sich mehr als 31 Millionen Menschen ehrenamtlich. Einer davon ist Thomas Schumann. Der Hünsborner gehört wiederum zu den mehr als 1.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich im Deutschen Kinderhospizverein (DKHV) engagieren und so für eine enorme Entlastung der Familien mit lebensverkürzend erkrankten jungen Menschen sorgen. Ganz eindeutig: Einer von vielen besonderen Alltagshelden - eine Geschichte am heutigen Tag des Ehrenamtes (5. Dezember).


„Ich suchte schon länger nach einem Ehrenamt, das mit Kindern zu tun hat, aber auch mit den Themen Trauer und Tod“, erzählt Thomas Schumann im Haus der Kinderhospizarbeit in Olpe. „Das liegt mir aufgrund eigener Erfahrungen in meiner Kindheit sehr am Herzen.“

100-stündiger Qualifizierungskurs

So wurde er schließlich auf den DKHV in Olpe aufmerksam. Nach einem Gespräch und einem Info-Abend im Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst in Olpe entschied er sich, den über 100 Stunden gehenden Qualifizierungskurs zu absolvieren.

Kurz darauf wurde bereits die Frage an ihn herangetragen, ob er sich eine Familienbegleitung vorstellen könne: Ein Geschwisterkind, Elias, wünscht sich einen männlichen Begleiter an seiner Seite, seine Zwillingsschwester ist lebensverkürzend erkrankt. Die Familie lebt im Nachbarort, in Ottfingen. Perfekt also für Thomas Schumann.

Zitternde Knie beim ersten Besuch - und es passte

„Ich arbeite im Vertrieb, bin es gewohnt vor 80 bis 100 Leuten zu sprechen. Aber so sehr haben meine Knie noch nie geschlottert, als klar war, dass ich die Familie kennenlerne.“

Die Verantwortung sei damals für ihn nicht greifbar gewesen. „Dann: Es war wirklich fast magisch. Es passte. Elias fragte mich nach drei Sätzen: Wollen wir spielen?“

Seither besucht Thomas Schumann einmal die Woche die Familie und verbringt Zeit mit Elias – und oft auch mit seinen Geschwistern: „Wir bauen Lego, holen uns im Dorfladen ein Eis, fahren Fahrrad – ganz normale Dinge, die im Alltag oft untergehen, weil die Pflege von Hannah so aufwendig ist.“

Ein Selfie muss natürlich sein: Thomas Schumann, ehrenamtlicher Mitarbeiter im DKHV, stattete im Herbst mit Elias und Lotta der lila Kuh im Wald oberhalb von Thieringhausen einen Besuch ab. von privat
Ein Selfie muss natürlich sein: Thomas Schumann, ehrenamtlicher Mitarbeiter im DKHV, stattete im Herbst mit Elias und Lotta der lila Kuh im Wald oberhalb von Thieringhausen einen Besuch ab. © privat

Eine kleine Episode ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben. „Wir haben einen Ausflug gemacht und die lila Kuh, die oberhalb von Thieringhausen im Wald steht, besucht. Wir beschlossen, auf dem Rückweg Schokolade zu kaufen. Im Supermarkt sagt Elias zu mir: Thomas, jetzt haben wir für alle eine Tafel Schokolade, nur für dich nicht. Du musst auch mal an dich denken.“ Unfassbare Worte von einem kleinen Jungen.

Für Thomas Schumann sind es keine „hehren Ziele“ mehr - wie etwa etwas zurückgeben zu wollen oder Gutes zu tun - die ihn zu seinem Ehrenamt bewegen. Es ist ganz einfach: „Es ist die Freude der Kinder, eine Freude aus tiefstem Herzen. Und die Frage: Thomas, wann kommst du uns besuchen?“


Hintergrund

Das Ehrenamt als Fundament der ambulanten Kinder- und Jugendhospizarbeit: Die mehr als 1.100 ehrenamtlichen Begleiter leisten insgesamt mehr als 144.000 Stunden Dienst im Jahr, für den sie mehr als 40.000 Kilometer zurücklegen, um bei „ihren“ Kindern und Familien zu sein. Bevor sie mit ihrer Aufgabe, der praktischen Begleitung der Familien beginnen, haben die Ehrenamtler einen 100-stündigen qualifizierten Vorbereitungskurs absolviert, der die Voraussetzung für eine ehrenamtliche Tätigkeit in der Kinder- und Jugendhospizarbeit ist.

Finanziert wird diese Arbeit nur durch einen geringen Teil durch die Krankenkasse: Mehr als 50 Prozent wird durch freiwillig gegebene Gelder, wie Spenden, gedeckt, damit das Begleitungsangebot für die Familien kostenfrei bleibt.

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