Ernte-Bilanz: Bauern durch Borkenkäfer, Corona und Dürre geplagt

„Der Wald war mal die Sparkasse der Bauern“


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Hofbetreiber Michael Richard und WLV-Präsident Hubertus Beringmeier. von s: Nils Dinkel
Hofbetreiber Michael Richard und WLV-Präsident Hubertus Beringmeier. © s: Nils Dinkel

Grevenbrück/Kreis Olpe. Das Jahr war geprägt von Dürre, dem Borkenkäfer und der Corona-Pandemie: Das war das Fazit der Ernte-Bilanz des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes. Diese wurde am Mittwochmorgen, 9. September, auf dem Hof von Michael Richard in Grevenbrück vorgestellt. Regional habe es den einen mehr oder weniger erwischt, so Hubertus Beringmeier, Präsident des WLV. Grundsätzlich fiel die Ernte jedoch durchwachsen aus.


Die zentrale Ernte-Konferenz des Verbandes hat erstmals im Kreis Olpe stattgefunden. Beringmeier verdeutlichte, dass der Ertrag von Weizen, Hafer und Co. teils deutlich unter dem Jahresmittel liege. „In Südwestfalen gibt es viele Dinge, die uns das Wirtschaften und Arbeiten erschweren“, so Beringmeier.

Der Winter sei sehr mild gewesen, im Frühjahr reichlich Regen gefallen, ehe sich der dritte Dürre-Sommer in Folge angebahnt hätte. Gerade der Wintergerste-Ertrag fiel um 7,6 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel. Regional gebe es beim Ertrag große Unterschiede. Dafür sei die Qualität der Ernte in Ordnung.
„Ein großes Sorgenkind bleibt der Wald“
Die Getreidepreise seien seit 30 Jahren konstant und eher unterdurchschnittlich, so Beringmeier. Die Maisernte fiel insgesamt gesehen besser aus, wobei hier in der Region Abstriche zu verzeichnen seien. Die Bilanz spätreifender Produkte sei in Ordnung.

„Ein großes Sorgenkind bleibt der Wald“, verdeutlichte Beringmeier. Die Fichte, „der Brotbringer der Region“, wäre nach 70 Jahren schlachtreif. Durch das Überangebot habe es einen massiven Preisverfall gegeben. Waldbauern hätten Glück, wenn der Verkauf kostendeckend sei.

„Forstwirte denken in Generationen. Die haben ein riesiges Problem. Es liegt uns am Herzen, ihnen zu helfen“, sagte der WLV-Präsident. Wenn man die schöne Region erhalten wolle, bedürfe es einen Masterplan für Südwestfalen. Hieran arbeite der WLV bereits. „Der Wald war mal die Sparkasse der Bauern“, so Beringmeier.
Milchpreis zu günstig
Beringmeier kritisierte den Milchpreis, der derzeit bei 32 Cent je nach Molkerei liege. „Der Lockdown hat zur Verwerfung der Märkte geführt“, so der Präsident. Die Kosten, gerade in diesem Jahr, seien für die Milchbauern gestiegen. „Da muss dringend etwas passieren“, sagte Beringmeier.

Auch Rind- und Schweinefleisch-Produzenten gingen geschwächt aus diesem Jahr heraus. Die Bauern in Südwestfalen seien diesbezüglich teils in großer Not. Gerade der Schweinefleisch-Preis sei coronabedingt gefallen. Die harten Auflagen trieben die Kosten zudem in die Höhe.
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Ernte-Bilanz: Bauern durch Borkenkäfer, Corona und Dürre geplagt
„Die Stimmung ist schlecht, weil uns auch die Perspektiven fehlen“, verdeutlicht Beringmeier. Es gehe darum, möglichst viele Betriebe und junge Leute zu halten. „Nur durch Freude an der Arbeit kann man nicht leben“, so Beringmeier. Eine Möglichkeit, neue Gelder zu generieren, könne das Aufstellen von Windrädern auf zerstörten Waldflächen sein. Der WLV stehe diesen offen gegenüber, sofern es in einem gesunden Maße sei und aus Waldlandschaft keine Windkraftlandschaft werde.
Hof Richard betreibt Land- und Forstwirtschaft
Der 105 Hektar große Hof von Familie Richard liegt zwei Kilometer oberhalb von Grevenbrück. Die Familie hält 50 Milchkühe die jeweils etwa 9.300 Liter Milch produzieren. Auf dem Hof leben zudem unter anderem 300 Hühner, 20 Gänse, Ziegen, Schafe und Ponys.

Neben der Milchproduktion ist Familie Richard in der Forstwirtschaft tätig und betreibt Ferienwohnungen auf dem Hof. Der Betrieb, so Michael Richard, werde schon seit vielen Hundert Jahren geführt. Er zeigte sich erfreut, dass der WLV-Präsident „mal wieder“ nach Südwestfalen kam.
Rege Nachfrage nach Ferien auf dem Bauernhof
Auch Richard zog ein Jahresfazit: Der Lockdown habe den Betrieb der Ferienwohnungen um zwei Monate still gelegt. Der September sei jedoch überdurchschnittlich gut gelaufen und habe etwas hiervon aufgefangen. Auch wenn Richard vom Borkenkäfer nicht so schlimm getroffen worden sei wie andere, mache ihm dieser echten Kummer.

„Er macht uns Arbeit ohne Ertrag“, so der Forst- und Landwirt. Die Futtersituation sei schwierig, und auch auf die Besserung des Milchpreises warte man vergebens. „Alles nicht so berauschend“, brachte es Richard auf den Punkt.
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