Erfahrungsbericht: Auslandspraktikum in Wimereux (Frankreich)

Lea Engelbrecht bloggt für LokalPlus: Aus der Sicht einer Schülerin


  • Kreis Olpe, 29.04.2018
  • Von Lea Engelbrecht
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Schmallenberg/Wimereux. Vom Dienstag, 10., bis Montag, 16. April, bekam ich zusammen mit drei Freundinnen die Möglichkeit, eine ganz besondere Erfahrung zu machen: Für eine Woche absolvierten wir ein Auslandspraktikum in Schmallenbergs Partnerstadt Wimereux an der nordfranzösischen Atlantikküste. Ich erinnere mich gerne an ein Zitat meines Klavierlehrers, der mich, nachdem ich von der tollen Zeit in Frankreich schwärmte, fragte „Wo wart ihr denn? In Paris?“ Zugegeben, gegenüber Paris klingt die Kleinstadt Wimereux nicht wirklich spektakulär. Doch ich spreche, denke ich, für uns alle drei, wenn ich sage, dass wir in Frankreich wohl eine der schönsten Zeiten unseres Lebens hatten. In diesem Blogbeitrag möchte ich die schönsten Bilder noch einmal Revue passieren lassen und ein wenig von unseren Erlebnissen berichten.


10. April 2018 - Anreise
Nun geht es endlich los. Noch ist es schwer zu begreifen, dass wir die Idee, die uns ungefähr ein Jahr zuvor in Unterricht gekommen ist, jetzt verwirklichen. Um acht Uhr machen wir uns zusammen mit den deutschen Austauschschülern und unseren beiden Lehrerinnen, Frau Gerlach und Frau Gilles, im Bus auf den Weg nach Wimereux. Wir, das sind Jana Böckling, Julia Heßmann, Lara Posata und ich, Lea Engelbrecht, vier Mädels aus der Jahrgangsstufe EF des städtischen Gymnasiums Schmallenberg.

Bereits zuvor haben wir alle gemeinsam am Schüleraustausch teilgenommen, doch dieses Mal gibt es neben dem Praktikum eine weitere Besonderheit: Wir werden nicht in Gastfamilien, sondern zu viert in unserer eigenen Ferienwohnung wohnen! Nach sechs Stunden machen wir Halt in der belgischen Stadt Brügge. Für mich persönlich ist die Stadt eine große Überraschung, da im Gegensatz zu meinem letzten Besuch 2015 wunderschönes Wetter ist. Man kann sagen, dass in Brügge bereits der Frühling ausgebrochen ist.
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Nach zwei Stunden Aufenthalt fahren wir weiter. Kurz vor Wimereux bricht die übliche Unruhe aus. Man realisiert, dass das Ziel fast erreicht ist und freut sich umso mehr auf die bevorstehende Zeit. Gegen 18 Uhr kommen wir am Collège „Pilâtre de Rozier“ an, wo wir von den französischen Schülern direkt am Parkplatz empfangen werden.  Beim Anblick unserer  Menge an Gepäck bietet die Deutschlehrerin Madame Ledet uns an, einen Großteil unserer Sachen in ihrem Auto zu unserer Wohnung zu bringen, denn diese ist zu Fuß immerhin 25 Minuten vom Collège entfernt!

Im Collège, das in Deutschland der Unter-und Mittelstufe einer Gesamtschule entspricht, werden wir herzlich von Vertretern der Stadt und der Schule empfangen. Dabei wird unser Pilot-Projekt hervorgehoben, denn dieses Praktikum findet zum ersten Mal statt und bedurfte bereits viel Organisation im Voraus und zu diesem Zeitpunkt weiß noch niemand, ob sich dieser Aufwand gelohnt hat. Anschließend laufen wir mit Frau Gerlach zu unserer Wohnung.

Um 19:30 Uhr bekommen wir von unserem Vermieter M. Ducandas den Schlüssel für die Wohnung und betreten zum ersten Mal unser Reich für die nächsten sechs Tage. Gemeinsam essen wir vier zu Abend und gehen später direkt an den Strand, der keine zwei Minuten von unserer Wohnung entfernt ist und lassen einen aufregenden Tag ausklingen.
11. April 2018 – Erster Praktikumstag
Um sechs Uhr klingelt unser Wecker und unser erster Tag kann beginnen. Jana, Lara und ich werden unseren ersten Praktikumstag am Collège sein und Donnerstag und Freitag in verschiedenen Grundschulen verbringen. Julia wird von Mittwoch bis Samstag im ortsansässigen Tourismusbüro arbeiten. Wir müssen um acht Uhr am Collège sein, deshalb machen wir uns pünktlich zu Fuß auf den Weg in Richtung Wimille zur Schule.

Zunächst besichtigen wir zusammen mit den deutschen Austauschschülern das „CDI“ (Centre de documentation et d’information), eine Bibliothek, in der die Schüler Informationen recherchieren und Bücher ausleihen. Danach besuchen wir die schuleigene Krankenstation und die sogenannte „salle de permanence“, einen Aufenthaltsraum, den die Schüler bei Unterrichtsausfall besuchen müssen und in Freistunden besuchen können, um dort unter Aufsicht Schularbeiten zu erledigen. Nach der Besichtigung erhalten nur wir drei während eines  Gesprächs mit dem Schulleiter M. Ghier und seinem Vertreter M. Manchuel ausführliche Informationen über das französische Bildungssystem, die schulische Situation in der Region und den Schulalltag am Collège. Über eine Stunde lernen wir sehr viel über ein Schulsystem, das in vielerlei Hinsicht von dem deutschen abweicht.

Zum Abschluss unseres Besuchs am „Collège Pilâtre de Rozier“ besichtigen wir zusammen mit den Austauchschülern das SEGPA, ein Zentrum für Schüler mit Lernschwierigkeiten. Dort lernen sie neben dem vereinfachten Schulstoff auch Grundlagen der Betriebswirtschaft und wenden diese in ihrer eigenen kleinen Schülerfirma auch direkt an. Um zwölf Uhr ist unser Tag an der Schule beendet, da mittwochs nur vormittags Unterricht stattfindet. Danach ist dann entweder Zeit  für optionalen Religionsunterricht oder für Freizeitaktivitäten.

Wir treffen uns in Julias Mittagspause am Strand, wo Lara, Jana und ich auch unseren Nachmittag verbringen, während Julia bis 17 Uhr arbeiten muss. Anschließend kaufen wir ein, denn wir verpflegen uns schließlich in der Woche selbst. Danach wird Julia von ihrer ehemaligen Austauschpartnerin, zu der immer noch starker Kontakt besteht, zum Abendessen eingeladen. Später am Abend kommen wir am Strand zusammen, berichten von unseren Erlebnissen und unser Tag endet, während wir am Strand den wunderschönen Sonnenuntergang betrachten.
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12. April 2018 – Zweiter Praktikumstag
Wieder beginnt unser Tag recht früh um sechs Uhr. Jana und Lara müssen mit dem Bus zu ihrer Praktikumsstelle fahren und  ich mache mich um acht Uhr zu Fuß auf den Weg zur Grundschule „Alain Fournier“. Ich werde von der Schulleiterin Madame Gawracz empfangen und durch die Schule geführt.

Auffällig ist hierbei, dass der obere Eingang nur von innen durch einen Schalter geöffnet werden kann und dass das Tor zum Schulhof auf der anderen Seite nach Unterrichtsbeginn verschlossen wird. Wer also zu spät kommt muss sich erst am Sekretariat melden. So wird sichergestellt, dass alle Abwesenheiten dokumentiert werden. Am Collège wird das sehr ähnlich praktiziert, doch für mich, als Schülerin mit sehr vielen Freiheiten, ist es zunächst ein merkwürdiges Gefühl, so „eingesperrt“ zu sein. 

Alle Lehrer  sind sehr freundlich zu mir und als erstes nehme ich am Unterricht der CP, der ersten Klasse, teil. Dort lernen die Schüler gerade Lesen und Schreiben. In Frankreich wird die in der Grundschule erlernte Schreibschrift sogar noch von den Erwachsenen verwendet. Ich zeige ihnen meine Heimat und stelle die Region Schmallenberg vor, doch die Kinder sind sehr schüchtern und verstehen nicht wirklich, wer ich bin und warum ich jetzt an der Schule bin.

Anschließend besuche ich den Unterricht der CE1, die in Deutschland der 2. Klasse entspricht. Dort haben die Schüler Fragen vorbereitet, die sie mir stellen und sie sind erstaunlich interessiert und  begeistert von den Bildern von der Region Schmallenberg. Danach halten sie (mit 7/8 Jahren!) ausgearbeitete Powerpoint-Präsentationen über Meerestiere. Ich bin  beeindruckt.

Nach der 20 Minuten dauernden großen Pause gegen zehn Uhr bin ich in der dritten Klasse, die CE2 genannt wird, und schaue mir den Matheunterricht an. Er verläuft recht ähnlich wie in Deutschland, jedoch ist der gesamte Unterricht komplexer und an Medien, wie zum Beispiel ein Smartboard, gebunden. Von 11:30 Uhr bis 13:20 Uhr ist die Mittagspause, in der die Schüler in zwei Gruppen aufgeteilt und zum Mittagessen mit dem Bus zur Kantine gefahren werden.

Nach der Mittagspause bin ich  zum Kunstunterricht in der CM2, der fünften Klasse, eingeteilt. In Frankreich gehen die Kinder fünf Jahre in die Grundschule. Bei ihren Arbeiten mit Gips darf ich die Schüler tatkräftig unterstützen.  Um 15 Uhr endet mein erster Tag an der Grundschule bereits.
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Ich muss noch zwei Stunden auf die anderen warten, weshalb ich die Zeit nutze, um die Wohnung aufzuräumen. Nach unserem gemeinsamen Abendessen bereiten wir uns zusammen auf die in der nächsten Woche anstehenden Klausuren vor und werden noch von unserem Vermieter besucht, der uns weitere Wohnungsschlüssel bringt, da wir uns bisher einen Schlüssel teilen mussten. Leider ist das Wetter nicht gut genug, um an den Strand zu gehen, weshalb wir den Abend heute in der Wohnung verbringen.
Zweiter Teil folgt
Bisher hat das Praktikum alle unsere Erwartungen vollkommen erfüllt und es ist für mich schön, die ganzen gesammelten Erinnerungen noch einmal Revue passieren zu lassen. Da wir sehr viel erlebt haben, gibt es in einer Woche einen zweiten Teil meines Erfahrungsberichts, in dem ich von meinem letzten Praktikumstag und unserem gemeinsamen Wochenende berichten werde.
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