Elf Monate als Au-pair in England - ein Kinderspiel

LokalPlus-Praktikantin berichtet


  • Kreis Olpe, 28.07.2018
  • Von Madeleine Hellenthal
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LokalPlus-Praktikantin Madeleine Hellenthal mit den beiden Söhnen ihrer Gastfamilie am Tag ihrer Geburtstagsfeier. von privat
LokalPlus-Praktikantin Madeleine Hellenthal mit den beiden Söhnen ihrer Gastfamilie am Tag ihrer Geburtstagsfeier. © privat

Kreis Olpe. Kaum aus England zurück, hat Madeleine Hellenthal ihr Praktikum bei LokalPlus begonnen. Und was würde sich da mehr anbieten als ein Erfahrungsbericht über die elf Monate, die sie als Au-Pair nördlich von London verbracht hat? Im ersten Teil erzählt Madeleine von ihren Aufgaben und Erlebnissen bei ihrer Gastfamilie; im zweiten Teil schreibt sie über ihre Reiseerlebnisse in England.


„Aufgewachsen in Brachthausen, mit dem Abitur in der Tasche und einem gewissen Fernweh entschloss ich mich dazu, den Kanal zu überqueren und das „Inselleben“ auszuprobieren. Die Entscheidung, als Au-pair ins Ausland zu gehen, war schon gefallen, bevor ich mich an die Abiturvorbereitungen begab. Ich wollte mir eine Pause vom Alltäglichen gönnen und mich mit meinem Englisch durch die Welt schlagen. Da lag England wortwörtlich recht nahe.
Meine Gastfamilie
Am 31. August 2017 lernte ich meine Gastfamilie kennen mit den beiden superlieben, extrem aktiven und sehr schlauen Jungs, sieben und fünf Jahre, die für mich 335 spannende Tage bereithalten sollten.

Der Ort, in dem ich lebte, gehört dem Council Bedfordshire an und nennt sich Biggleswade. Mit bis zu 15.000 Einwohnern gehört dieser noch zum Größten der Umgebung. Eine niedliche englische Kleinstadt, auf dessen Straßen man größtenteils Rentnern oder jungen Familien begegnet, die mir also nicht besonders viele Attraktionen für die Woche bieten konnte.
Durchorganisiert bis in die Abendstunden
Mein Wochentag begann morgens um 6.30 Uhr: Aufstehen, Frühstück vorbereiten, Spülmaschine ausräumen, Kinder wecken und Schuluniform anziehen, frühstücken, ein paar Übungsaufgaben mit den Kindern für die Schule erledigen, Klavier üben und um 8.45 Uhr Schuhe an und ab zur Schule. 
 von Madeleine Hellenthal
© Madeleine Hellenthal
Gegen 9 Uhr hatte ich dann erstmal frei. Gewissermaßen, denn für meine Freizeit hatte ich einen genauen Wochenplan. Ich nahm zweimal die Woche Englischunterricht in einer Skype-Sprachenschule und fuhr zweimal die Woche zur Bücherei der Stadt. Dort lieh ich neue Bücher für „meine“ lesehungrigen Kinder aus. Mittwochs stand mein Beitrag zum Hausputz an, zwischenzeitig schrieb ich an meinem Blog, oder erledigte andere Dinge, die bezüglich der Kinder anfielen.
Freizeit in Biggleswade
War all das erledigt, vertrieb ich mir die Zeit mit englischer Lektüre, Spaziergängen oder Besuchen bei einer Au-pair-Freundin, die auch in Biggleswade lebte und die ich dort kennengelernt hatte. Allerdings machte ich mir auch Gedanken darüber, welcher Studiengang für mich der Richtige ist, und entschied mich, nach meiner Rückkehr ein Praktikum bei LokalPlus zu beginnen.

Gegen 14 Uhr fing ich mit der Essensvorbereitung für die Kinder an. Da sie häufig nach der Schule ein wenig hungrig waren. Besonders beliebt waren da Obst und Gemüse.
Vollgepackte Nachmittage
Nach der Schule ging es mit „after school clubs“ (Nachmittagsbetreuungen) für den Älteren (7 Jahre) weiter. Während dieser sich also sportlich betätigte, verbrachte ich die Zeit mit dem Fünfjährigen auf dem Spielplatz. Wir fuhren aber auch zusammen mit dem Fahrrad zum Klavierunterricht, oder zu ihren Schwimmstunden.
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Später wieder zuhause angelangt, lasen beide ein wenig in ihren Schulbüchern, erledigten Übungsaufgaben für die Schule und übten Klavier. Bald darauf wurde sich dann schon bettfertig gemacht, und danach für eine halbe Stunde der Fernseher angestellt.

Waren ihre Eltern zu Hause, durfte ich mir eine Auszeit bis zum Abendessen nehmen. Des Öfteren schwang ich allerdings selbst den Kochlöffel, und manchmal brachte ich die Jungs danach auch zu Bett.
Langeweile gab es nicht
Mein Alltag war zwar durchgeplant unter der Woche, aber nie frei von Überraschungen. Manchmal fiel dem Älteren morgens glühend heiß ein, dass er vergessen hatte, etwas für seine Hausaufgaben zu machen. Das musste dann noch ganz schnell in den verbleibenden fünf Minuten vor Schulbeginn erledigt werden.

Der Jüngere tendierte dazu, ganz wilde Bastelideen zu haben, wie zum Beispiel einen lebensgroßen Roboter zu bauen. Das musste dann sofort geschehen, auch wenn die nötigen Utensilien dazu gerade fehlten. 
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© Madeleine Hellenthal
Auch verkleiden war angesagt. Auch in England wird Halloween mit großer Begeisterung zelebriert. Dieses Jahr liefen die beiden verkleidet als ein „Ninja-Turtle“ und „Batman“ durch die Nachbarschaft und erschreckten die Nachbarn.
Aktivitäten in den Ferien
Auch die Ferien verbrachte ich mit den beiden. Meist spielten wir auf einem der vielen Spielplätzen der Umgebung, gingen schwimmen oder trafen Schulfreunde der beiden. Einen Tag durfte ich mit den beiden Jungs zudem die Museen in London besichtigen, was für uns alle ein aufregender und schöner Tag war.
Mancher Abschied ist schwer
Rückblickend habe ich in den elf Monaten als Au-pair viele Erfahrungen gesammelt und vieles erlebt, was ich mir nicht hätte erträumen können. Ich fand einen Platz, an dem ich mich sicher fühlte und vertraute Menschen um mich herum hatte. Jedoch hatte ich nicht erwartet, dass ich mich bei meiner Rückkehr nach Deutschland von einer zweiten Heimat und einem zweiten Zuhause verabschieden würde.

Diese elf Monate haben mich reifen lassen, mutiger und selbstsicherer gemacht. Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen und niemals aufzugeben, und mich neuen Abenteuern geöffnet.
 von privat
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