Einzelzimmer und Isolation als erster Schritt in ein neues Leben

Adventskalender: Die Quarantäne-Station des Tierheims Olpe für Katzen


  • Kreis Olpe, 05.12.2015
  • Von Sven Prillwitz
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Wirklich krank ist hier keiner, aber Vorschrift ist Vorschrift. Marie, Charlotte und Einstein sind die Neuen, und die Neuen müssen zunächst mit den kleinen Boxen vorlieb nehmen, hölzernen Einzelzimmern mit Toilette, Häuschen oder Decke und Wassernapf sowie Gitterdraht-Front. Hier, in der Quarantäne-Station, beginnt der Aufenthalt einer Katze oder eines Katers im Tierheim Olpe.


Groß ist der komplett gekachelte Raum nicht. Auf geschätzten 16 Quadratmetern stehen entlang zweier Wände drei große Holzkästen, die insgesamt zwölf kleine Käfige beherbergen. Ein hoher Schrank enthält Futter, Milch, Decken und ein paar Reinigungsmittel. An der vierten Wand im Raum quetscht sich der Medikamentenschrank links neben das Fenster, darunter ist eine Spüle mit Trockenfläche angebracht. Es ist eine unspektakuläre Einrichtung für einen Raum, an dessen Tür ein laminiertes Schild mit der Aufschrift „Zutritt für Unbefugte verboten“ hängt.
Marie, Charlotte und Einstein sind an diesem Morgen geimpft worden. Das ist Pflicht für jeden Neuankömmling, ob Fundkatze oder hier angegeben. Diesen Job übernimmt eine Tierärztin, die Hausbesuche im Tierheim in Rüblinghausen macht oder von den Mitarbeitern der Einrichtung aufgesucht wird. Die medikamentöse Behandlung der Katzen in der Quarantäne-Station teilen sich drei ausgebildete Tierpflegerinnen und eine angelernte Aushilfe, sagt Sonja Kirsch. Die 35-Jährige arbeitet seit 2001 hauptamtlich in der Einrichtung.
Bis zu drei Wochen könne der Aufenthalt in dem kleinen Raum dauern, vor allem wenn das Tierheim voll belegt ist. Impfung, ggf. Kastration, erneute Impfung. Zwischendurch regelmäßige Gesundheits-Checks. Ist der Kater oder die Katze gesund, folgt die Umsetzung – erst in einen Einzelraum, dann in einen Raum mit mehreren Tieren. Schritt für Schritt, um Krankheiten und Ansteckungen vorzubeugen.
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Die drei Neuen haben Glück: Sie werden sich keine drei Wochen in ihren Käfigen aufhalten müssen, ihnen hat die Tierärztin einen guten Zustand attestiert. Das Tierheim ist derzeit außerdem nicht voll belegt, ebenso wenig wie die Quarantäne-Station. Die teilt sich das Trio mit zwei Katern. Der eine heißt Nelson, und der ist nur hier, weil er der Kleinste und in der Gruppe noch sehr schüchtern ist. Der andere heißt Panda, miaut permanent und buhlt um Aufmerksamkeit.
Mit Erfolg: Sonja Kirch holt den weiß und schwarz gemusterten Kater aus seinem Käfig, säubert ihm die Ohren und verpasst ihm eine Streicheleinheit. Panda schnurrt. „Klar, den Tieren hier fehlen hier die Bewegungsfreiheit, die Zuneigung und Beschäftigung“, sagt die 35-Jährige, „aber hier kann man gerade im Krankheitsfall nicht immer rein.“ Sind Erkrankungen diagnostiziert worden, ziehen sich Tierpflegerinnen und Aushilfe vor dem Betreten des Raumes um: Kittel, Handschuhe und Überzieher für die Schuhe. Um Viren und Bazillen nicht nach draußen zu tragen. Näpfe und Decken bleiben generell in der Station.
Der Alptraum namens Katzenseuche
Schutzmechanismen vor dem Alptraum, dem „worst case“ namens Katzenseuche. Befällt der Virus eine Katze, fühle diese sich fiebrig an und leider unter häufigem Durchfall und Erbrechen, erklärt Kirsch. Dem Flüssigkeitsverlust der erschöpften Tiere müssten die Pfleger mit Medikamenten und Zwangsernährung beikommen – und größte Vorsicht walten lassen, weil es sich bei der Katzenseuche um einen ansteckenden, schlimmstenfalls tödlichen Virus handle. 2014 habe die Krankheit zwei Katzen das Leben gekostet, ein paar Jahre zuvor seien ihr gleich mehrere Tiere zum Opfer gefallen. „Ganz klar, das ist das Grauen für uns“, sagt Kirsch.
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Der Alptraum ist aber jetzt weit weg. Panda muss noch einmal zurück in seinen Käfig, was er mit einer erneuten, ausdauernden Miau-Attacke quittiert. Immerhin: Es ist das letzte Mal, denn nach dem Abendessen wird er umgesetzt und lässt damit das beengte Einzelzimmer und die Quarantäne-Station hinter sich. In wenigen Tagen werden ihm auch der schüchterne Nelson und Marie, Charlotte und Einstein folgen. Das ist der nächste Schritt auf dem Weg zum großen Ziel: wieder ein liebevolles Zuhause zu bekommen.
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