Zeltstädte rund um Tankstellen, in Wälder hineinwuchernde Flüchtlings-Camps, gestrandete Menschen, die versuchen, ihre Würde nicht zu verlieren, obwohl es ihnen am Nötigsten – darunter oft sogar Wasser – fehlt. Auf der anderen Seite ein großes, sich selbst koordinierendes Freiwilligen-Netzwerk mit Helfern aus der ganzen Welt. Die Eindrücke, die die Freudenberger Initiative „Help for Hope“ bei ihrer fünftägigen Griechenland-Tour gewonnen hat, haben sich den drei Helfern, die auch Unterstützung aus dem Kreis Olpe erhalten haben, unauslöschlich eingeprägt.
Dabei hätte sich die Gruppe keinen ungünstigeren Zeitpunkt aussuchen können: Zeitgleich mit ihrer Ankunft wurde das Camp bei Idomeni geräumt. Mit der Schließung des größten inoffiziellen Camps Griechenlands verlagerte sich das Interesse vieler Helfer und weniger Kamerateams auf die umliegenden inoffiziellen, chronisch unterversorgten Lager. Schon bei seinem ersten Griechenland-Besuch im April hatte „Help for Hope“ Kontakte zu syrischen Familien an einer BP-Tankstelle geknüpft. Ein Stück hinter dem Camp am Hotel Hara stießen die Helfer auf eine Gruppe Afghanen, darunter eine Großfamilie, die auf einem Parkplatz und in einer Lkw-Werkstatt campiert.
Anders als bei den Balkan-Fahrten im vergangenen Jahr, war hier Zeit, engere Bindungen zu den Menschen aufzubauen. Die Freudenberger erfuhren von schrecklichen Erlebnissen und persönlichen Verlusten, von Heimweh nach von Krieg und Terror zerstörten Ländern, in denen alles verkauft und zurückgelassen wurde, um die horrenden Schlepperkosten zu zahlen, von Angst um die Zukunft der Kinder, vor denen es in den Camps nur so wimmelt: anhängliche, wissbegierige und fröhliche Mädchen und Jungen. Bemerkenswert war die Sachlichkeit der Schilderungen ohne jedes Selbstmitleid, bemerkenswert auch die Dankbarkeit und Freundlichkeit der Menschen, die in Essenseinladungen gipfelte.
Was drei Personen mit einem Mietkombi dank großzügiger Unterstützung von daheim ausrichten können, ist, genau hinzusehen und hinzuhören, für die Menschen in den Lagern einzukaufen und auf Zuruf anderer Helfer zu agieren. So lernten sie einen jungen Syrer kennen, der mit einer Querschnittslähmung in einem Militärcamp festsitzt. Dort steht ihm keine vernünftige Matratze und auch sonst kaum adäquate Versorgung zur Verfügung, da er nicht in die Kategorie „Notfall“ gehöre, wie eine Übersetzerin, die unter anderem für das Rote Kreuz arbeitet, erläuterte. Dass er sich auf seinem zu schmalen Lager am Fußboden nicht selbst herumdrehen kann, hat ein tiefes Druckgeschwür an der Hüfte zur Folge. Den deutschen Helfern, darunter ein Arzt, blieb nichts anderes, als ihm eine weitere Matte und Decke zu überlassen, ihm die tägliche Wundversorgung nahezulegen und ihn in einer einer Situation zurückzulassen, von der man nicht meint, das sie in Europa möglich sein sollte.