Ein GdL-Mitglied und Lokführer äußert sich zum erneuten Streik

Forderungen berechtigt?!


  • Kreis Olpe, 11.03.2024
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  • Von Nicole Voss
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Mit dem Stillstand der Güterzüge beginnt der nächste Streik bei der Bahn. von Pixabay.com
Mit dem Stillstand der Güterzüge beginnt der nächste Streik bei der Bahn. © Pixabay.com

Kreis Olpe. Auch auf den Schienen im Kreis Olpe wird wieder gestreikt. Die GdL hat die Mitarbeiter im Güterverkehr aufgerufen, ihre Arbeit ab Montag, 11. März, 18 Uhr, für 24 Stunden ruhen zu lassen. Ab 2 Uhr nachts ruht auch der Personenverkehr auf den Strecken der Deutschen Bahn.


LokalPlus sprach mit einem GdL-Mitglied und Lokführer, der bei einer Privatbahn beschäftigt ist und auf positives Feedback der Fahrgäste trifft: „Der Streik ist berechtigt, das höre ich von vielen Fahrgästen. Wenn ich denen erklärte, wieso und warum gestreikt wird, fragen die: Warum liest man denn davon nichts in den Medien?“

Obwohl unser Gesprächspartner vom Streik (noch) nicht betroffen ist, weil er für eine Privatbahn fährt, zeigt er Solidarität mit seinen DB-Kollegen: „Wir sind alle Eisenbahner, da hält man zusammen und arbeitet Hand in Hand.“

Die Forderungen der GdL

Die GdL fordert in der laufenden Tarifrunde eine allgemeine Entgelterhöhung um 555 Euro bei gleichzeitiger Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden, eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro sowie eine Erhöhung der betrieblichen Altersvorsorge.

Hinzu kommen eine deutliche Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 324 Euro, besondere Teilzeitvereinbarungen im Alter, die Einführung der Fünf-Schichten-Woche beziehungsweise einen Arbeitszyklus von fünf Tagen.

In Industrie ist 35-Stunden-Woche Standard

GDL-Chef Weselsky drängt darauf, den Tarifvertrag nicht nur für das direkte Personal im Eisenbahnsystem abzuschließen, sondern auch weitere Berufsgruppen zu vertreten - etwa die Beschäftigten der Infrastrukturgesellschaft Infrago, die für Schienen und Bahnhöfe zuständig ist. Das lehnt die Bahn bislang ab (Quelle: Tagesschau).

Unser Gesprächspartner steht hinter diesen Forderungen: „In der Industrie ist die 35-Stunden-Woche Standard – nur nicht auf der Schiene.“ Der Lokführer, der nicht namentlich genannt werden möchte, gibt zu bedenken: „Es gibt Lokführer und Fahrdienstleiter, die schieben bis zu 400 Überstunden vor sich her, die abgefeiert werden sollen. Das geht aber nicht, weil einfach zu wenig Personal vorhanden ist.“

Immer weniger Mitarbeiter auf der Schiene

Die Hoffnung der Gewerkschaft gehe dahin, dass durch die reduzierte Wochenarbeitszeit der Beruf wieder attraktiver werde und neue Mitarbeiter gefunden werden, denn die Überalterung bei der Deutschen Bahn sei schon massiv..

Bei der Forderung der Gewerkschaft gehe es in erster Linie um die stufenweise Reduzierung der Wochenarbeitszeit, Lohnerhöhungen seien eher sekundär. Die meisten Privatbahnen hätten die Reduzierung der Wochenarbeitszeit bereits akzeptiert.

Laut Aussage des LP-Gesprächspartners gebe es immer weniger Mitarbeiter auf der Schiene (Fahrdienstleiter, Lokführer, Reinigungspersonal, Kontrolleure etc.) und viel mehr Mitarbeiter in den Büros.

Umfrageergebnis

Bei der Berichterstattung über die Streiks hatten wir am Dienstag, 5. März, gefragt: Habt ihr Verständnis für die erneuten Streiks? Fast zwei Drittel (65,5 %) der Umfrageteilnehmer hatten kein Verständnis. Mit Ja antworteten 18,5 Prozent. Außerdem gab es 16 Prozent Enthaltungen.

Die zweite Frage lautete: Seid ihr vom Streik betroffen oder eingeschränkt? Mit Ja antworteten 41,2 Prozent der Teilnehmer, mit Nein 37 Prozent. Die übrigen 21,8 Prozent enthielten sich.

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