Ein bisschen wie Familie: Tierpflegerin im Olper Tierheim

LokalPlus-Serie „Ein Tag als...“


  • Kreis Olpe, 11.09.2022
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  • Von Carolina Korniowski
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Einen Tag lang arbeitete LokalPlus-Praktikantin Carolina Korniowski (links) als Tierpflegerin im Olper Tierheim. von Foto: Laura Gerhard / Grafik: Sophia Poggel
Einen Tag lang arbeitete LokalPlus-Praktikantin Carolina Korniowski (links) als Tierpflegerin im Olper Tierheim. © Foto: Laura Gerhard / Grafik: Sophia Poggel

Rüblinghausen. Es ist ein Klischee über die Arbeit eines Tierpflegers: „Ach, die müssen doch nur füttern, sauber machen und ein bisschen schmusen.“ Dass zu diesem Beruf aber noch viel mehr gehört, ist vielen Menschen nicht bewusst. LokalPlus-Praktikantin Carolina Korniowski hat das Tierheim in Olpe-Rüblinghausen besucht und ist dort für einen Tag in die Rolle einer Tierpflegerin geschlüpft. Sie hat dort viele schöne, lehrreiche und ergreifende Momente erlebt...


Es ist neun Uhr morgens. Ich gehe auf das große Gittertor vor dem Tierheim in Rüblinghausen zu. Ich klingele. Sofort fangen ein paar Hunde laut an zu bellen. Vielleicht wollen sie einer Tierpflegerin Bescheid geben, dass jetzt Besuch kommt? Tierheim-Leiterin Iris Drosten öffnet mir und begrüßt mich sehr freundlich.

Die Arbeit ruft

Direkt geht es an die Arbeit. In der Küche bereiten eine Tierpflegerin und ich das Katzenfutter vor. Mit einer Gabel wird das Nassfutter zerdrückt.

Auf geht's zum Katzenhaus. Es besteht aus einem Freigehege für die frei laufenden Katzen und aus geschlossen Räumen, extra für Hauskatzen. Von Weitem höre ich schon ihr Miauen. Wir öffnen die Tür und poppige Musik empfängt uns. Das Radio ist immer für die Katzen an, damit sie Unterhaltung haben. Heißhungrig stürzen die Katzen auf ihr Fressen und schnurren vor Freude.

Das Außengehege vom Katzenhaus. von Carolina Korniowski
Das Außengehege vom Katzenhaus. © Carolina Korniowski

Im Anschluss wechseln wir jeden Wassernapf und säubern die Toiletten. Wichtig: Zwischendurch müssen immer die Hände gewaschen und desinfiziert werden, damit keine Krankheiten übertragen werden können.

Introvertiert oder extrovertiert

Jetzt gehe ich mit Iris Drosten weiter zu den Hunden. Wir öffnen das Tor zum Freilaufgehege. Zwei Hunde springen uns voller Freude an, schnüffeln an uns herum und sind super zutraulich.

Ein dritter Hund versteckt sich zurückhaltend hinter den Büschen. Er kommt aus Montenegro, hat dort keine guten Erfahrungen gemacht und braucht deshalb Beständigkeit. Fremde Menschen machen ihm erstmal Angst.

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Voller Freude begrüßen die beiden Hunde ihre neue Tierpflegerin.

Schicksalsschläge von Tieren bekommen Tierpfleger sehr nah zu spüren. Auch, wenn sie schlecht von Menschen behandelt wurden. „Man merkt sofort, wenn Tiere etwas belastet, ob sie vorher gut oder schlecht behandelt worden sind. Das kann einen emotional sehr mitnehmen“, weiß Iris Drosten.

Wir ziehen uns feste Gummistiefel an. Die Hundezwinger müssen gesäubert werden. Dazu nehmen wir Wasser und einen Besen.

Ab zu den flauschigen Kaninchen

Kurzer Zwischenstopp im Kaninchenstall, was eher schon an ein Holzhaus grenzt: Zwei Kaninchen müssen zum Tierarzt. Wir legen die Transportboxen mit einer flauschigen Decke aus. Damit die kleinen Fellballen es gemütlich auf der Fahrt haben.

Während eine Kollegin mit den Kaninchen zum Tierarzt fährt, schauen wir bei den Baby-Kaninchen nach dem Rechten. Die sieben Kleinen liegen in einem gemütlichen Nest aus Stroh und Fellbüscheln. Ich darf eins in die Hand nehmen. Ein unbeschreibliches Gefühl. Ganz zart, ganz klein und sensibel. Ich spüre sogar den Herzschlag.

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LokalPlus Praktikantin Carolina Korniowski schlüpft für einen Tag in die Rolle eines Tierpflegers.

Gerade auf dem Weg ins nächste Gehege treffen wir eine „Gassigeherin“. Das Tierheim in Olpe hat mehrere ehrenamtliche „Gassigeher“. Sie engagieren sich aus unterschiedlichen Gründen: mehr Bewegung im Alltag, Abwechslung, keine Möglichkeit ein eigenes Haustier aufzunehmen. Aber besonders im Vordergrund steht die Erfüllung, Zeit mit den Hunden zu verbringen.

Nicht zu vergessen

Ein wichtiger Teil der Arbeit als Tierpfleger ist auch die Büroarbeit. Sie macht mindestens die Hälfte eines Arbeitstages aus. Tagesabläufe und Tierarztbesuche werden in einer Mappe jeweils pro Tier dokumentiert, E-Mails bearbeitet, Telefonate angenommen und vieles mehr. Die Verwaltungsarbeit geschieht meist zwischendurch und ist sehr zeitintensiv.

Tiervermittlungen, Abholung von Tieren oder auch unangemeldete, ungeplante Termine - wie zum Beispiel die Abgaben von Fundkatzen - machen den Arbeitstag länger. Überstunden sind hier keine Seltenheit.

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LokalPlus-Praktikantin Carolina Korniowski schlüpft für einen Tag in die Rolle eines Tierpflegers.

An meinem Tag im Tierheim merke ich: Es gibt immer was zu tun. Mir fällt auf, wie einfühlsam und herzlich die Tierpfleger mit den Tieren umgehen. Ein Beruf, der sie fasziniert. Tierheimleiterin Iris Drosten betont: „Es ist ein bisschen wie eine Familie mit einer Gemeinde aus Helfern.“

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