Ein bisschen süßer, ein bisschen bunter: Weihnachten in Texas
Elena Baumhoff (16) verbringt ein Auslandsjahr in Amerika
- Kreis Olpe, 23.12.2022
- Verschiedenes
- Von Kerstin Sauer

Altenhundem/Texas. Bis vor drei Tagen war sicher: Weiße Weihnachten wird Elena Baumhoff in diesem Jahr nicht erleben. Denn die 16-jährige Altenhundemerin verbringt gerade ein Auslandsjahr in Texas, wo selbst an Weihnachten die Temperaturen gerne im zweistelligen Bereich liegen. Eigentlich, denn: Ein Kälteeinbruch sorgt für Chaos im sonnigen US-Staat, Pflanzen müssen abgedeckt werden, der Strom könnte ausfallen, die Familien sorgen vor. Und doch, so erzählt Elena im Gespräch mit LokalPlus: Sie freut sich darauf, mit ihrer Gastfamilie in League City, Houston/Texas, ein etwas anderes Weihnachtsfest feiern zu dürfen.

Seit August lebt die Schülerin des Gymnasiums Maria Königin in Texas und verbringt dort noch bis Juni ein Auslandsjahr. „Es ist toll hier“, schwärmt Elena im Gespräch mit LokalPlus. Mit weißen, kalten Weihnachten hatte die 16-Jährige nie gerechnet: Als Deutschland vor wenigen Tagen bei zweistelligen Minusgraden zittert, erzählt sie lachend: „Heute ist es hier auch etwas frisch - wir haben 15 Grad.“

Das hat sich plötzlich geändert: Bei kräftigem Wind musste die Familie die Palmen am Pool abdecken, damit die Pflanzen bei den kühlen Temperaturen nicht eingehen. Viele rechnen damit, dass der Strom ausfällt, dass es tagelang kein warmes Wasser gibt. Dann verbringen Elena und ihre Gastfamilie Weihnachten bei den Großeltern - die haben einen Generator.

Trotz allem: Elena freut sich auf Weihnachten. Auch wenn das ganz anders wird, als sie es aus dem Sauerland mit ihren Eltern, ihrer jüngeren Schwester und dem kleinen Bruder kennt. Wobei: „Es gibt Traditionen, die wir auch in Deutschland haben“, sagt Elena. Kekse backen, Lebkuchenhäuser bauen oder jeden Morgen den Adventskalender öffnen gehört dazu.

Und der Nikolaus auf dem Schlitten? Den gibt es in Texas nicht: „Hier kommt in der Weihnachtszeit der Weihnachtsmann auf einem Feuerwehrwagen, fährt durch die Nachbarschaft und sagt Hallo“, berichtet die 16-Jährige. Am 25. Dezember kehrt er zurück und legt nicht nur Geschenke unter den bunt geschmückten Weihnachtsbaum, sondern füllt die Weihnachtssocken der Kinder mit Süßigkeiten.
Apropos Weihnachtsbaum: Auch die Amerikaner schmücken ihren Baum mit Kugeln, Schleifen und Lichtern. Und eine Krippe darf auch hier nicht fehlen. Viel aufwändiger und farbenfroher als daheim, so beschreibt Elena, sei aber die Außendekoration: „Meist benutzen Amerikaner aufblasbare Dekorationen und bunte Lichter für den Vorgarten.“

Was fehlt, ist der Adventskranz: Den gibt es in den USA nicht. „Und meine Gastfamilie hat davon auch noch nie zuvor gehört“, sagt Elena.

Eine etwas andere, neuere Tradition ist der „Elf on the Shelf“: Die Elfen kommen am 1. Dezember an und melden sich jede Nacht beim Weihnachtsmann am Nordpol, um ihm mitzuteilen, wie sich die Kinder an diesem Tag verhalten haben. „Die Kinder lieben es, jeden Morgen aufzuwachen, um nach den Elfen zu suchen und zu sehen, in welche dummen Probleme sie mit ihren Gegenständen im ganzen Haus geraten sind“, berichtet Elena.

Höhepunkt der amerikanischen Weihnachtszeit ist in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember: Dann legen die Eltern die Geschenke für ihre Kinder unter den Baum. Am Morgen des 25. Dezember kommen die Geschenke von „Santa“ noch hinzu.
Dann heißt es an den Weihnachtstagen: chillen, essen und die Familienzeit genießen. „In den USA ist es üblich Zuckerstangen, Schinken und „stuffing“ (ein Mix aus Fleisch, Würstchen und Schinken) zu essen und Eierlikör (für Kinder ohne Alkohol) zu trinken. Meine Gastmutter kommt aus Mexiko, deswegen essen wir zu Weihnachten „tamales“, das ist eine mexikanische Tradition“, gibt die 16-Jährige einen Einblick in ihr erstes amerikanisches Weihnachtsfest.

Morgens trinken die Kinder an den Weihnachtstagen oft eine warme Schokolade, beschreibt Elena weiter. Am 24. Dezember wird abends viel gespielt, gerne auch mit Gästen – „Secret Santa“ und „the white elephant game“ sind besonders beliebt. Und die Familien gucken an den Weihnachtstagen gemeinsam Weihnachtsfilme. Oder sie besuchen ihre Verwandten – wie in Deutschland auch.

Ein bisschen bunter, ein bisschen süßer – aber so groß sind die Unterschiede zwischen Weihnachten in Texas und im Sauerland eigentlich gar nicht. Moment, doch: die Temperaturen (zumindest meistens). Und die genießt Elena Baumhoff noch so lange, bis sie im Frühsommer wieder in die Heimat zurückkehrt.
Bis dahin, liebe Elena, schickt dir die LokalPlus-Redaktion viele Weihnachtsgrüße nach Texas und wünscht dir noch eine tolle und vor allem warme Zeit!
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