Dürre für Landwirte in Südwestfalen „anstrengend, aber nicht katastrophal“

Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband


  • Kreis Olpe, 30.07.2018
  • Von Sven Prillwitz
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Kreis Olpe. Die seit Wochen anhaltende Dürre bedeutet für deutsche Landwirte in diesem Jahr Ernteausfälle und Umsatzeinbußen. In Südwestfalen ist die Situation nach Angaben des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) „zwar anstrengend, aber nicht katastrophal“. Die größte Herausforderung für die Bauern in der Region sei die Versorgung der Tiere mit Futter und Wasser.


Durch die anhaltende Trockenheit werden die Futterreserven derzeit bundesweit knapp. Für Landwirte bedeutet das, bereits jetzt auf für den Winter angelegte Reserven zurückgreifen und Futter hinzukaufen zu müssen. Das sei für Bauern hierzulande „ärgerlich“, weil die Landwirtschaft auf Grünland zugeschnitten sei, also auf weite Grasflächen für die Milchviehhaltung und Fleischproduktion, sagt Barbara Kruse, WLV-Pressesprecherin für Südwestfalen.

Als Reaktion auf die Knappheit würden derzeit Futterbörsen eingerichtet, um den Landwirten die Nahrungsbeschaffung etwas zu vereinfachen. Die Ernteausfälle führten auch zu steigenden Preisen für Futter. Deswegen aber jetzt Tiere aus der Not heraus früher als gewöhnlich zu schlachten, wie es Milchviehhalter im Nord- und Ostdeutschland tun lassen, mache „wirtschaftlich keinen Sinn“, sagt Kruse: „Das sind ausgesuchte wertvolle Tiere. Dann sollte man lieber Futter kaufen.“
Improvisierte „Kuhduschen“
Eine andere große Herausforderung für Bauern sei die Wasserversorgung, insbesondere die Abkühlung für Kühe und Rinder. Einige Betriebe hätten mit durchlöcherten Wasserschläuchen für improvisierte „Kuhduschen“ in den Ställe gesorgt, um die Tiere regelmäßig mit Wasser berieseln zu können. Kruse ist bislang nicht bekannt, dass landwirtschaftliche Betriebe mit Wasserknappheit zu kämpfen hätten.

„Es ist schwierig für die Bauern und zehrt an den Nerven, klar“, sagt Kruse, „aber so trocken wie jetzt haben wir es alle vier bis fünf Jahre.“ Die Landwirte seien „hochausgebildet“ und hätten die nötige Erfahrung, um Dürreperioden wie die aktuelle bewältigen zu können. Und: Weil in Südwestfalen vergleichsweise wenig Feldfrüchte wie Getreide und Kartoffeln angebaut würden, seien die regionalen Bauern von Ernteausfällen weniger stark betroffen als reine Acker- und Futterbaubetriebe.
20 Prozent weniger Getreide
Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht davon aus, dass die Erträge bei der Getreideernte im Vergleich zu den Vorjahren um rund 20 Prozent geringer ausfallen werden. Eine Zahl, die auch für Südwestfalen zutreffen dürfte, so Kruse. Getreide sei hier „zwei Wochen früher als sonst“ geerntet worden: „Die Körner waren kleiner als sonst, sind früher reif geworden und daher nicht mehr gewachsen.“

Allerdings gebe es in der Region deutliche Unterschiede beim Ertrag, was sich insbesondere beim Maisanbau zeige: Wo mehr Regen gefallen ist, seien die Pflanzen deutlich höher gewachsen. „Da können einige Kilometer Entfernung zwischen zwei Anbauflächen dann schon für ein völlig unterschiedliches Bild sorgen“, sagt die WLF-Pressesprecherin. Einen positiven Aspekt habe die Trockenheit aber auch: Die Heuernte, die normalerweise im Juli erfolge und für die es mindestens vier trockene Tage brauche, sei bereits abgeschlossen, so Kruse.
Staatliche Nothilfe für Kruse utopisch

Der Deutsche Bauernverband (DBV) spricht von teilweise „existenzbedrohenden Ausmaßen“, der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie von Ernteausfällen von bis zu 40 Prozent.

Der DBV hat daher für die Sicherung ländlicher Räume und Betriebe eine staatliche Nothilfe in Höhe von 1 Milliarde Euro gefordert. Barbara Kruse hält die Forderung für utopisch. Angepasste und reduzierte Steuervorauszahlungen für Landwirte seien stattdessen eine realistische Möglichkeit, Bauen von wirtschaftlichem Druck zu befreien.
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