Dr. Füllenbach schätzt Impfung für 12- bis 17-Jährige als unbedenklich ein

STIKO empfiehlt Impfung für Kinder und Jugendliche


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Symbolfoto. von Pixabay.com
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Kreis Olpe. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat am Montag, 16. August, eine Corona-Impf-Empfehlung für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren abgegeben. Auch im Kreis Olpe können jetzt zunehmend in dieser Altersgruppe Impfungen zur Bekämpfung der Pandemie erfolgen.


Joachim Füllenbach, Kinderarzt in einer Olper Gemeinschaftspraxis, erklärt, dass die Impfung für Kinder und Jugendliche aus medizinischer Sicht nicht zwingend notwendig sei, aber sie nach heutigem Wissen auch nicht schade. Nach der Empfehlung sei die Nachfrage in der Gemeinschaftspraxis in der Kreisstadt gestiegen.

Für den Kinderarzt ist die Impfung aus psychosozialer Sicht unabdingbar: Die Ausgrenzung dieser Altersklasse, etwa bei Veranstaltungen oder beim Schulleben, werde sich ausweiten, so wie es zunehmend bei Erwachsenen der Fall sei. Er rechnet damit, dass für sie künftig ebenfalls die 2G-Regel, also genesen oder geimpft, gelten wird.

Joachim Füllenbach ist Arzt in der Kinder- und Jugendpraxis in Olpe. von privat
Joachim Füllenbach ist Arzt in der Kinder- und Jugendpraxis in Olpe. © privat

„In der Schule beispielsweise müssen sich nicht geimpfte Kinder dann weiterhin testen. Da könnten Kinder, die nicht geimpft sind, in eine Außenseiterposition geraten“, sagt der Arzt.

Wenige Nebenwirkungen

Gegen eine Impfung spreche derzeit nicht viel. Die vereinzelten Herzmuskelentzündungen bei Jungen seien in neun bis zehn Fällen bei einer Million erfolgter Impfungen aufgetreten. „Die Impfung ist sehr nebenwirkungsarm. Sie schützt sicher, auch wenn in der Altersklasse der Verlauf der Infektion meist sehr harmlos ist und ohne größere Probleme erfolgt“, so Joachim Füllenbach.

Die Impftechnik sei genial, wirke gut und lasse sich schnell anpassen. Der Arzt gab aber auch zu bedenken, dass eventuelle Langzeitfolgen nicht absehbar seien. „Es gibt natürlich die unbekannte Unbekannte. Was in zwei, drei oder vier Jahren sein könnte, wissen wir heute nicht“, sagt Füllenbach.

Und weiter: “Nicht nur für die Impfung kann man Langzeitfolgen nicht mit letzter Wahrscheinlichkeit ausschließen (wenn es auch extrem unwahrscheinlich ist), sondern dies gilt natürlich auch für die Infektion! Diese wird man mit höchster Wahrscheinlichkeit früher oder später bekommen. Akute Nebenwirkungen der Impfung sind extrem selten, dies hat die STIKO gründlich ausgewertet und erst nach dieser Auswertung die Empfehlung zur Impfung gegeben.“

Hintergrund:

Die STIKO hatte bereits am 10. Juni für die Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen eine COVID-19-Impfung nur bei bestimmten Indikationen ausgesprochen und ansonsten auf die Möglichkeit der Impfung nach individueller Aufklärung und Nutzen-Risiko-Abwägung hingewiesen. Dazu zählten Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen und somit erhöhtem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf sowie vulnerable Personen ohne ausreichenden Immunschutz im persönlichen Umfeld.

Die damalige Empfehlung hatte laut STIKO auf der Beobachtung basiert, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland ein geringes Risiko haben, schwerwiegend an COVID-19 zu erkranken. Zudem habe es nur einen begrenzten Kenntnisstand über seltene Nebenwirkungen der neuen mRNA-Impfstoffe in dieser Altersgruppe gegeben.

Weiterhin habe sich die Empfehlung darauf gestützt, dass erste Berichte zu Herzmuskelentzündungen im zeitlichen Zusammenhang mit mRNA-Impfungen folgten, vor allem bei Jungen und jungen Männern. Abschließend basierte sie darauf, dass zum damaligen Zeitpunkt davon ausgegangen wurde, dass die Impfung dieser Altersgruppe geringe Auswirkungen auf den Verlauf der Ausbreitung in Deutschland habe.

Neue Überwachungsdaten

„Auf der Grundlage neuer Überwachungsdaten, insbesondere aus dem amerikanischen Impfprogramm mit nahezu zehn Millionen geimpften Kindern und Jugendlichen, können mögliche Risiken der Impfung für diese Altersgruppe jetzt zuverlässiger quantifiziert und beurteilt werden“, teilt die STIKO mit.

Nach sorgfältiger Bewertung dieser neuen wissenschaftlichen Beobachtungen und Daten kommt die STIKO zu der Einschätzung, dass nach gegenwärtigem Wissenstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen. Daher hat die STIKO entschieden, ihre bisherige Einschätzung zu aktualisieren und eine allgemeine COVID-19-Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige auszusprechen.

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