Doppelter Innovationspreis für Initiativen mit Flüchtlingen

Flüchtlingsthema beim CariTag


Gemeinschaftsbild der Preisträger.
Gemeinschaftsbild der Preisträger.

Der diesjährige CariTag des Caritasverbandes Olpe stand unter dem Motto „Flüchtlinge – Willkommen bei uns!?“. 200 „Caritäter“ aus Ehrenamt und Hauptberuf trafen sich in der Schützenhalle Ennest statt zu diesem hochaktuellen Thema. Flüchtlinge waren als Gäste anwesend und so wurde nicht über, sondern mit Flüchtlingen geredet. Auf die Frage, ob und wie willkommen Flüchtlinge bei uns sind, gab es viele Antworten.


Der CariTag wurde durch drei spannende Beiträge von Flüchtlingen eingeleitet. Die Schülerin Mira Samaan aus Ägypten in Begleitung ihrer Klassenlehrerin Angela Klose, Wondimagegn Mengisteab aus Eritrea und Hussam Nahlawi aus Syrien haben jeweils ihre ganz persönliche Lebens- und Flucht-Geschichte vorgetragen, die alle Teilnehmer stark berührte. Lange und beängstigende Wege nach Deutschland wurden ebenso beschrieben wie die erste Zeit in Deutschland. Auch wenn die Geschichten und die Wege der Vortragenden sehr unterschiedlich waren, haben alle eines gemeinsam: Sie alle sind geflüchtet, weil sie dem Terror und der Angst in ihrem Heimatland entkommen wollten. Alle sind froh in Deutschland angekommen zu sein, denken aber auch mit Wehmut an ihr Heimatland und die noch dort lebenden Familienangehörigen und Freunde. Tief beeindruckend waren Statements über die Sorgen bei jedem neuen Behördenbrief, der die Ablehnung oder drohende Abschiebung mit sich bringen könnte. Bemerkenswert war auch den formulierte Wille sich hier in Deutschland integrieren und die deutsche Kultur kennenlernen zu wollen. Die Flüchtlinge standen dem Publikum nach ihren Vorträgen zu einer Fragerunde zur Verfügung. Wer diese Menschen erlebt hat und bisher noch keinen direkten Kontakt zu Flüchtlingen hatte, verbindet das Thema jetzt mit konkreten Namen und Personen.
„Flüchtlinge: Kirche-Caritas-Politik-Zukunft“
Dr. Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros NRW in Düsseldorf, zeigte die Flüchtlingsthematik auf und nahm diese aus der Sicht von Kirche, Caritas und Politik in den Blick und skizzierte mögliche Zukunftsperspektiven. Der Leiter des Katholischen Büros NRW war auch Teilnehmer der Podiumsdiskussion zum Thema „Chancen und Grenzen des Flüchtlingsstroms“ mit verschieden Persönlichkeiten aus dem Kreis Olpe, die täglich mit der Flüchtlingsthematik konfrontiert sind.
Dazu gehörte Präses Michael Lütkevedder, der unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Collegium Bernardinum in Attendorn aufnahm und begleitet, Otmar Schuhen, Leiter der Ausländerbehörde des Kreises Olpe und Caritasvertreter im Hauptberuf und Ehrenamt teilnahmen. Flüchtlinge als potentielle Arbeitskräfte im Zeitalter des Fachkräftemangels stellen eine Chance dar. Der Weg dorthin ist aufgrund unterschiedlicher Vorbildung und Sprachbarrieren nicht immer einfach. Solche und weitere Chancen und Grenzen des Flüchtlingsstroms wurden bei der Podiumsdiskussion, die durch Uwe Beul, Leiter des Caritas-Zentrums Attendorn, moderiert wurde, aufgegriffen und thematisiert. Auf die spannende Podiumsdiskussion folgte die Verleihung des Innovationspreises 2015. Mit diesem Preis zeichnet der Caritasverband Olpe innovative Ideen und Konzepte in Bronze, Silber und Gold aus, die mit dieser Auszeichnung mit Preisgeldern zwischen 500 und 1.000 Euro gefördert werden.
Gold für Flüchtlings-Engagement
Ohne die vielen zupackenden Hände von ehrenamtlich und hauptberuflich tätigen Menschen in unserer Gesellschaft wären die täglichen Herausforderungen in der Flüchtlingsthematik kaum zu schaffen. Der in diesem Jahr zweifach vergebene Innovationspreis in Gold ging zum einen an das Flüchtlingsprojekt. „Multikultureller Treffpunkt“ in Attendorn. Die Gemeinschaftsinitiative der Caritas- und Vinzenz-Konferenz, von Caritas-AufWind Attendorn, dem Caritas-Migrationsdienst und weiteren ehrenamtlichen Helfern hat den regelmäßig stattfindenden Treff für Flüchtlinge und Interessierte im April 2015 ins Leben gerufen. Unterstützt wird dieses Projekt von Pfarrer Neuser, der die Räumlichkeiten im Pfarrheim zur Verfügung stellt. Der Treff findet an jedem 1. und 3. Dienstag im Monat statt. Inzwischen konnten schon einige Ehrenamtliche gewonnen werden. Auch interessierte Menschen aus Attendorn und aus den kirchlichen Gremien der Pfarrei kommen spontan auf eine Tasse Kaffee zum Treffpunkt. Mit diesem Angebot wird den Flüchtlingen und Migranten (Männern, Frauen, Kindern) in der Stadt Attendorn ein regelmäßiger Treffpunkt, bei dem Begegnung und Integration im Vordergrund stehen, angeboten. Außerdem wird das Erlernen der deutschen Sprache gefördert, unterschiedliche Aktionen werden angeboten und die Kinder werden betreut. Lotsendienste, wie zu Ärzten, Ämtern, zur Bücherei werden von den Ehrenamtlichen durchgeführt. Gespräche mit den Lehrern der Religionsfachschaft am Gymnasium Attendorn bezüglich der Gewinnung „Junger Ehrenamtlicher“ sind angelaufen und werden fortgesetzt.
Über den zweiten Innovationspreis in Gold darf sich das Caritas-Zentrum Finnentrop freuen. Das zum Zentrum gehörende Seniorenhaus Habbecker Heide hat den ersten Flüchtling beim Caritasverband Olpe beschäftigt. Karen Ter-Hakobyan ist 27 Jahre alt und lebt mit seiner Ehefrau und seinem 15 Monate alten Sohn seit 2013 in der Gemeinde Finnentrop. Die Familie stammt aus Armenien. Der wissbegierige und motivierte junge Mann hat im technischen Dienst des Caritas-Zentrums gearbeitet. Die größte Herausforderung war die Sprachbarriere, jedoch haben alle Beteiligten aktiv daran gearbeitet. Auch seine Frau und sein Sohn haben durch tägliche Besuche im Seniorenhaus einen guten Anschluss gefunden. Zentrumsleiter Oliver Hürtgen hat mit seinen Mitarbeitern beschlossen das Preisgeld für die Flüchtlingsarbeit in der Gemeinde Finnentrop zur Verfügung zu stellen.
Silber für jungen Caritas-Nachwuchs
Die Projektgruppe youngcaritas wurde gemeinsam mit der Projektgruppe „We want you“ mit dem Innovationspreis in Silber ausgezeichnet. Die beiden Projekte stehen im Sinne der Gewinnung junger Nachwuchs-Caritäter im Hauptberuf und Ehrenamt. Das Projektziel ist in erster Linie jungen Menschen die Möglichkeit zu geben soziale Felder kennenzulernen und sich sozial zu engagieren. Das kann sowohl hauptberuflich als auch ehrenamtlich geschehen. Der Caritasverband Olpe will als moderner und attraktiver Arbeitgeber bei jungen Menschen in den Schulen noch bekannter werden. Das Interesse der Jugendlichen soll für soziale Ausbildungsberufe und Tätigkeiten geweckt werden. Kurze Filme über die Ausbildungsberufe im Caritasverband und eine Präsentation wurden entwickelt und in der Zusammenarbeit mit Schulen genutzt. Großes Interesse bei Schülern, Nachfragen nach Praktika und weitergehendes Interesse von Lehrern und Schulen nach den ersten Besuchen in den Schulen zeigen, dass der Nagel auf den Kopf getroffen wurde. In diesem Zusammenhang sind weitere Projekte für junge Menschen in den einzelnen Einrichtungen des Verbandes geplant.
Bronze für lokales Kunstprojekt
Mit dem Projekt „Grevenbrück im focus“ wurde das focus-Wohnhaus Lehmbergstraße mit dem Innovationspreis in Bronze ausgezeichnet. Die im Wohnhaus angestellte Kunsttherapeutin Claudia Krummenerl-Schüttgen arbeitet bereits länger mit den Bewohnern mit geistiger Behinderung. Das in der Region Grevenbrück verankerte Wohnhaus hat im Sommer 2015 mit der Kunstausstellung im Grevenbrücker Kultur- bzw. Ess-Bahnhof die Werke zum Thema „Grevenbrück im focus“ ausgestellt und damit lokale Motive und die kunsttherapeutische Arbeit der Einrichtung einer breiteren Öffentlichkeit in attraktiver Form zugänglich gemacht. Die Ausstellungseröffnung und die Reaktion in der Öffentlichkeit haben den positiven Ansatz deutlich gemacht. (LP)
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