„Die Unternehmen im Kreis ziehen an einem Strang"
Interview mit Jürgen Dax, IHK-Ausbildungsberater und Hauptverantwortlicher für die Berufsmesse Olpe
- Kreis Olpe, 06.06.2018
- Von Andrea Schulte
Kreis Olpe. Die Berufsmesse Olpe öffnet am heutigen Mittwoch, 6. Juni, noch einmal ihre Türen. LokalPlus-Redakteurin Andrea Schulte hat sich am ersten Messetag mit Jürgen Dax, dem Hauptverantwortlichen der Messe und Ausbildungsberater der IHK, über Herzblut, Engagement und gute Gespräche in der Stadthalle Olpe unterhalten.
Herr Dax, es ist ja wieder ganz schön heiß hier in der Stadthalle und vor allem in den Zelten draußen. Gilt das auch für den Kampf um die Talente?
Das kann man wohl uneingeschränkt so sagen. Obwohl: Eigentlich ist es kein Kampf, eine Konkurrenz zwischen den Unternehmen tritt nicht offen zu Tage, würde ich sagen. Vielmehr ziehen hier alle an einem Strang. Es gibt sogar Gemeinschaftsstände, mehrere Unternehmen tun sich zusammen. Das, finde ich, ist ganz besonders und wirklich bemerkenswert, das steht für unsere Wirtschaftsregion. Es ist also vielleicht eher ein Wettlauf um die Talente.
18 Jahre Berufsmesse Olpe: Geben Sie uns doch einmal einen kurzen „Abriss" der Entwicklung.
Es gibt uns seit 1998, früher alle zwei Jahre. Der demografische Wandel hat sich ja damals schon abgezeichnet, und wir haben die Unternehmer darauf aufmerksam gemacht. Die haben die Zeichen der Zeit erkannt. Die Initiative, eine Messe auf die Beine zu stellen, kam von ihnen – und sie wird von den Unternehmen getragen, und das mit viel Liebe, Herzblut und Engagement. Das trägt die IHK natürlich gerne mit. Heute stehen Azubis an den Ständen ihrer Ausbildungsbetriebe und erzählen stolz von ihren Jobs, die Führungsspitzen kommen natürlich auch. Mehr Aussteller sind es über die Jahre geworden, und die haben immer wieder neue Ideen, versuchen, sich in die Lage der Jugendlichen zu versetzen und sie in einer passenden Art und Weise anzusprechen.
Am Ende des ersten Tages: Wie ist die Resonanz bei den Ausstellern?
Die Unternehmen sind eigentlich durch die Bank immer zufrieden. So sind auch heute viele gute Gespräche geführt worden. Es ist nicht die Masse, die sich durch die Gänge schiebt, es sind vielmehr intensive, zielführende Gespräche, die eine erfolgreiche Messe ausmachen – echte Kontakte. Früher war das eher eine Pflichtveranstaltung für Schulklassen, heute ist die Messe nur noch nachmittags geöffnet. Die meisten Jugendlichen kommen mit ihren Eltern.
Und wie sieht es bei den Besuchern aus?
Die Resonanz ist super, denn hier kann man sich ausführlich mit Azubis unterhalten. Die können ihre Berufe wirklich richtig gut präsentieren, da springt dann wirklich der Funke über, kann man sagen. Der Stolz und die Verantwortung, mit der sie sich einsetzen, das kommt wirklich super an.
Was braucht es aus Ihrer Sicht, um den Nachwuchs zielgruppengerecht anzusprechen?
Das Internet hat natürlich eine große Bedeutung, denn da sind die Jugendlichen, da informieren sie sich in Sachen Berufswahl und Ausbildungsplatzsuche. Das müssen wir nutzen, die Webseiten der Betriebe und regionale Jobbörsen sind sehr wichtig. Und dann wird ja auch alles etwas lockerer in der Ansprache – allein schon, um den jungen Leuten die Scheu zu nehmen, in Kontakt zu treten. Praktika sind eine wirklich gute Sache, um miteinander in Kontakt zu kommen. Wenn sich eine Schülerin oder ein Schüler bereit erklärt, in den Sommerferien zwei Wochen ein Praktikum zu absolvieren, kommt so etwas bei den Unternehmen gut an und die jungen Leute kommen mit dem Berufsleben in Berührung. Ich rate sehr dazu.
Mal ganz offensiv gefragt: Ist es im Online-Zeitalter noch zeitgemäß, eine solche Messe auszurichten?
Ja! Auch bei immer weiter fortschreitender Digitalisierung zählt eins: Die Zusammenarbeit muss klappen. Das geht nur mit direktem Kontakt zueinander, mit persönlicher Ansprache, von Mensch zu Mensch. Ich bin überzeugt davon, dass die Berufsmesse Olpe in dieser Hinsicht ihren Platz und ihre Bedeutung behält und sich weiter entwickeln wird.
Gibt es messbare Erfolge? Und hilft die Berufsmesse den Unternehmen dabei, Personal zu rekrutieren?
Davon ist auf jeden Fall auszugehen. Aber neben einem messbaren Erfolg ist der indirekte Effekt nicht zu verachten: Flagge zeigen, das Image präsentieren. Hier erreichen die Unternehmen mit ihren individuellen Ständen und den authentischen Mitarbeitern auf einen Schlag viele hundert Jobinteressierte.
Sie sind bei der Messe immer bis in den letzten Winkel ausgebucht, die Warteliste umfasst mehrere Dutzend Firmen. Wie wäre es, die Berufsmesse Olpe zweimal im Jahr stattfinden zu lassen, immer mit unterschiedlichen Ausstellern? So hätten mehr Unternehmen die Chance, sich zu präsentiere
Ich bin der Auffassung, man sollte nicht alles mit Messen überfrachten. Mittlerweile gibt es viele Angebote, zahlreiche Unternehmen haben Hausmessen oder Tage der offenen Türen oder Tage der Ausbildung. Da passiert schon sehr viel, das müsste man wirklich gut abwägen, ob so etwas produktiv wäre.
Wo wird die Berufsmesse Olpe in fünf Jahren stehen?
Es geht weiter, das steht fest. Das Interesse der Unternehmen ist ungebrochen, wir haben im Laufe der Jahre immer wieder neuen Platz geschaffen, um auch „Sorgenkindern“ ein Podium zu bieten. Das wird so bleiben, wir tun, was wir können. Vermutlich wird es wegen des demografischen Wandels weniger Besucher geben, auch wenn die Konjunktur weiter so anhält. Denn dann finden junge Leute auch ohne Berufsmesse einen Ausbildungsplatz. Aber wenn wir statt 2500 nur noch 2000 Besucher hätten, dann ist das immer noch erfreulich reichlich.
Berufsmesse Olpe: Öffnungszeiten am 6. Juni
Die Berufsmesse Olpe öffnet heute, am Mittwoch, 6. Juni, noch einmal von 13 bis 18 Uhr ihre Türen. Der Eintritt in die Stadthalle Olpe und die Zelte und Ausstellungen auf dem Gelände ist kostenlos. Azubis von rund 70 Ausbildungsbetrieben aus dem Kreis Olpe beantworten alle Fragen zu ihren Ausbildungberufen. Vertreter der Unternehmen geben Informationen und Tipps zur Bewerbung.