Die Tücken des Alltags - oder die Spezialversion von „Kevin allein zu Haus“

LP-Randnotizen


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 von LokalPlus
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Früher Nachmittag. Ein Text, der heute noch raus muss. Also: Rechner starten, Wasserkocher für Tee einschalten. Da bleibt noch Zeit, schnell zur Toilette zu huschen. Ich, Mann, bin also doch multitasking-fähig. Fast jedenfalls.


Gedämpft durch die Tür hörbar: der Rechner meldet sich mit einem „Piep“ betriebsbereit. Das Teewasser brodelt. Alles startklar. Ich auch. Ein Griff zur Klinke – und ich habe das weiß lackierte Metallteil in der Hand. Der Vierkant, der die Klinken verbindet, vor allem aber den Schnäpper betätigt, ist vorm Türblatt glatt abgebrochen. Die Tür bleibt zu. Ich bleibe drin, im Bad. Stille. Der Kocher brodelt nicht mehr. Dafür brodelt es in mir.

Meine Frau ist zum Kaffeeklatsch in Drolshagen - Schwesterntreff. Das kann dauern. Handy? Liegt auf dem Schreibtisch. Durchs Fenster? Keine Chance. Das beginnt in Schulterhöhe. Und da mit den Füßen zuerst raus, um keinen Kopfsprung in die Bodendecker zumachen, ist aussichtslos.

ielleicht Nachbarn, die mit dem Hund raus müssen? Denen könnte ich den Haustürschlüssel rauswerfen, damit sie mich von innen befreien. Immerhin, den habe ich in der Tasche. Aber niemand ist in Sicht. Kein Wunder bei dem usseligen Wetter.

Also warten, bis die schwesterliche Klönrunde irgendwann endet. Und warten ist man als Mann ja gewohnt. Wasser und Wärme gibt es ja. Dazu die Erkenntnis, dass es wohl besser ist, ein Handy in Reichweite zu haben als immer erreichbar zu sein.

Rüdiger Kahlke

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