Die Tierschau und das Stresslevel für Rindvieh, Pferde und Co.

Vor „Wendsche Kärmetze“ und Erntefest in Drolshagen


  • Kreis Olpe, 11.08.2017
  • Von Sven Prillwitz
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Tiere und Menschen teilen sich bei der „Wendsche Kärmetze“ den Platz neben der Kirmes. von Sven Prillwitz
Tiere und Menschen teilen sich bei der „Wendsche Kärmetze“ den Platz neben der Kirmes. © Sven Prillwitz

Kreis Olpe. Bei der „Wendsche Kärmetze“ präsentieren Landwirte und Züchter am Kirmes-Dienstag (15. August) vor Jury und Zuschauern ihre schönsten Nutztiere und hoffen auf Preise. Knapp einen Monat später steht in Drolshagen das Ernte- und Tierschaufest an. Die beiden traditionsreichen Veranstaltungen gelten als Attraktionen – und locken jährlich Zuschauermassen auf das Gelände. Mittendrin: Rindvieh, Pferde, Ziegen, Schafe und Kleintiere. Deren Stresslevel dabei bewerten Tierschützer, Landwirte und das Kreisveterinäramt unterschiedlich.


Eine Tierschau bedeute „selbstverständlich“ einen Stressfaktor – und zwar sowohl für Menschen als auch für Tiere, sagt Josef Geuecke, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Olpe und Landwirt aus Lennestadt. Allerdings sei das Stresslevel „durchaus zumutbar“ für die Tiere. Diese würden schließlich für den Wettbewerb gezielt ausgewählt und vorbereitet. „Die ertragen das dann mit großer Gelassenheit. Mancher, der ein Tier am Strick führt, ist sicherlich nervöser“, sagt Geuecke. Dass Tieren Beruhigungsmittel gespritzt werden, sei heutzutage nicht mehr gängig. Zumutbar sind die Tierschauen für ihn auch aus dem Grund, dass solche Veranstaltungen lediglich an ein paar Tagen im Jahr stattfänden.
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Außerdem gibt der Lennestädter zu bedenken, dass jeder Landwirt sich bei dem Wettbewerb „mit seinem besten Tier“ präsentieren wolle – und auch aus diesem Grund kein Risiko bei der Auswahl eingehe. „Es gibt Tiere, die nervös und angespannt reagieren. Sobald man merkt, dass ein Tier der Sache womöglich nicht gewachsen ist, lässt man das. Kein Landwirt möchte riskieren, ein Tier zu gefährden oder zu verlieren“, so Geuecke.
„Sieht mit Sicherheit jeder anders“
Elke Stellbrink vom Tierschutzverein Olpe dagegen spricht sich gegen Tierschauen aus. „Ich finde es nicht okay, weil ich nicht weiß, ob es für die Tiere so angenehm ist mit den Menschenmassen und dem Lärm“, sagt Stellbrink. „Kirmes sollte Kirmes sein, ohne dass da irgendwelche Tiere involviert sind.“ Allerdings wisse sie auch von einer Landwirtin in ihrem Ort, dass deren Shetlandponys großes Vertrauen zu ihrer Halterin hätten und Tierschauen geduldig über sich ergehen ließen. Ob die Belastung für Rindvieh, Pferde und Co. zumutbar sei oder nicht, „sieht mit Sicherheit jeder anders“, so die Tierschützerin.
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Das Veterinäramt des Kreises Olpe ist bei den Veranstaltungen in Wenden und Drolshagen als Behörde dafür zuständig, das Wohlergehen der Tiere zu überwachen. „Hätten die Tiere Stress, würde man das am Verhalten merken“, lässt das Veterinäramt über die Pressestelle des Kreises ausrichten. Objektive Kriterien, die eine übermäßige Stressbelastung erkennbar machen, nennt das Amt nicht.
Bislang keine Sanktionen
Grundsätzlich würden bei Tierschauen landwirtschaftliche Nutztiere präsentiert, die „von ihren Besitzern geführt werden und den täglichen Umgang und den Kontakt mit Menschen gewohnt sind“. In Wenden finde die Tierschau zudem „abseits des Kirmestrubels“ statt. Daher bedeute eine solche Veranstaltung „keinen Stress“. Ein Beleg dafür: Bislang hat das Veterinäramt nach eigenen Angaben noch keine Sanktionen gegen einen Landwirt oder Züchter verhängt.
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