„Die Große Koalition ist eine Sackgasse für die SPD“
Nachgefragt bei Sozialdemokraten im Kreis Olpe
- Kreis Olpe, 16.01.2018
- Von Sven Prillwitz
Sven Prillwitz
Redaktion

Kreis Olpe/Berlin. Neuauflage der Großen Koalition – ja oder nein? Nach dem Abschluss der Sondierungsgespräche zur Regierungsbildung präsentiert sich die SPD in dieser Frage bundesweit zerrissen. Bei den Sozialdemokraten im Kreis Olpe scheint sich die Fortsetzung einer schwarz-roten Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel keiner allzu großen Beliebtheit zu erfreuen. Stattdessen gibt es mehrere Fürsprecher für eine Minderheitsregierung – und für eine Erneuerung der Parteiausrichtung.

Ich bin der Ansicht, dass die CDU die Große Koalition weiterführen will, weil sie sehr gute Erfahrungen mit einer handzahmen SPD gemacht hat und keine Schwierigkeiten hatte, ihre Politik durchzusetzen. Prinzipiell halte ich eine Minderheitsregierung für eine interessante Variante, weil dann wechselnde Mehrheiten gesucht werden müssten und wesentlich inhaltlicher diskutiert werden müsste als in der Vergangenheit. Bei einer GroKo wüsste ich nicht, woher das Potential für wirkliche Erneuerungen kommen sollte.

Jutta Hecken-Defeld (stellvertretende Kreisvorsitzende und Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Wenden): Ich finde, da ist noch viel Verhandlungsbedarf. Grundsätzlich ist mir das aus SPD-Sicht aber so zu wenig. An den Spitzensteuersatz ist noch keiner drangegangen, was mit der CDU wohl auch nicht zu machen ist. Auch die sachgrundlose Befristung findet sich in dem Sondierungspapier nicht wieder. Grundsätzlich ist viel Kleinteiliges ausgehandelt worden, aus meiner Sicht aber ist das noch nicht der große Wurf, in dem wir uns als Sozialdemokraten wiederfinden. Ich wäre für eine Minderheitsregierung, was aber unter Frau Merkel wohl nicht zu machen sein wird.
Wir wollen uns erneuern, und das ist unter einer Großen Koalition nicht möglich. Außerdem bin ich der Meinung, dass wir mit einer GroKo weiter unser Profil verlieren und zudem die AfD stärken würden, die dann die stärkste Oppositionspartei im Bundestag wäre. Und wir dürfen nicht vergessen: Der Wähler hat uns nicht wieder den Auftrag gegeben, so weiter zu regieren.
Was man außerdem bedenken sollte: Wenn man nicht sondiert und nicht koaliert, provoziert man Neuwahlen. Und ich bin der festen Überzeugung, dass eine Partei, die wir nicht wollen, dann mehr Stimmen kriegen würde als im Oktober.
