Diakonin Kristina Ashoff: „Trotz aller Fehler liegen wir Gott am Herzen“

Interview zum Reformationstag


  • Kreis Olpe, 31.10.2020
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  • Von Mia Hoffmann
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Die evangelische Kirche in Altenhundem. von LokalPlus
Die evangelische Kirche in Altenhundem. © LokalPlus

Kreis Olpe. Am 31. Oktober ist Halloween! Klar, weiß jeder. Dass an diesem Tag aber die evangelischen Christen den Reformationstag feiern, gerät dabei leider oft in den Hintergrund. LokalPlus hat mit der Diakonin der ev. Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt, Kristina Ashoff, gesprochen.


Denken Sie, dass der Reformationstag wegen Halloween manchmal in Vergessenheit gerät bzw. untergeht? Wenn ja, finden Sie das schlimm?

Bei der älteren Generation ist der Reformationstag noch präsent. Kinder denken natürlich sofort an Halloween, wenn man fragt, was am 31. Oktober ist. Wenn ich anfange, von Martin Luther zu erzählen, dann erinnern sie sich meist daran, davon schon mal etwas gehört zu haben, was bedeutet dass der Reformationstag nicht ganz in Vergessenheit geraten ist. Halloween-Süßigkeiten sind einfach mehr gefragt bei Kindern, dass ist schade, aber verständlich.

Was ist der Reformationstag?

Der Reformationstag soll an ein Ereignis erinnern, das sich am 31. Oktober 1517 in Wittenberg ereignet haben soll. Martin Luther hat sich damals die Frage gestellt, was man eigentlich tun muss, um von Gott anerkannt zu werden. Und las zum ersten Mal in der Bibel, dass für Gott nicht unser Tun zählt, Gott nicht gnadenlos ist, sondern er uns ohne unser Zutun liebt und dass Glaube und Gottes Wort wichtig sind. Außerdem hat bei ihm der Ablasshandel damals sehr großes Nachdenken ausgelöst.

Kristina Ashoff, Diakonin der ev. Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt. von privat
Kristina Ashoff, Diakonin der ev. Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt. © privat

Und deshalb formulierte er 95 Thesen, mit denen er zu einer Diskussion über eine Kirchenreform einladen wollte. Angeblich hat er dann am 31. Oktober vor 503 Jahren diese Zettel mit den 95 Thesen an die Wittenberger Kirchentür genagelt. Das war der Beginn der Reformation, welche anschließend unter anderem zur Spaltung der Kirchen in evangelisch und katholisch führte.

Was bedeutet für Sie der Reformationstag? Ist er Ihnen wichtig?

Ja auf jeden Fall. Der Tag erinnert mich daran, dass man sich die Liebe von Gott nicht erkaufen und nicht erarbeiten kann, da er jeden von uns so liebt, wie er ist. Außerdem denke ich, dass wir von Martin Luther lernen können, über Missstände nicht hinweg zu sehen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Gleichzeitig regt mich der Tag auch zum Nachdenken an: Es gibt bei aller Trennung doch viele Gemeinsamkeiten zwischen den katholischen und evangelischen Christen, vieles, was verbindet und gemeinsam möglich ist und auch durchgeführt wird. Und das ist gut. Aber neugierig wäre ich ja schon, was Luther heute sagen würde…

Wenn es den Reformationstag nicht geben würde, was wäre dann an der heutigen evangelischen Gemeinde anders?

Ich glaube: Nichts. Ich denke, Martin Luther konnte seine Erkenntnis und auch seinen Ärger einfach nicht verschweigen. Und selbst wenn es ihn nicht gegeben hätte, wäre die Reformation auf anderem Wege entstanden. Luther war ja damals nicht der Einzige, der unzufrieden war und Reformen forderte.

Was würden Sie den Menschen sagen, die den Reformationstag nicht ernst nehmen oder nicht verstehen?

Ich würde es Kindern und Jugendlichen mit einem Vergleich erklären: Wenn sie nur von ihren Eltern geliebt werden würden, wenn sie Bestleistungen abliefern, sie sich keinen Fehler erlauben dürften - das wäre schrecklich. Doch zu erfahren, dass man, auch wenn man versagt hat, trotzdem zu Hause in den Arm genommen und geliebt wird - so könnte sich Martin Luther gefühlt haben, als er seine Entdeckung in der Bibel machte. Trotz aller Fehler und trotz allem Unvermögens liegen wir Gott am Herzen.

Gibt es in der Ev. Kirchengemeinde Aktionen zu dem Thema Reformationstag?

Oh ja. Es gab in der Vergangenheit immer Festgottesdienste, die z.B. mit einem Gastprediger oder eingeladenen Musikern oder anderweitig besonders gestaltet wurden. Vor drei Jahren haben wir zum 500-jährigen Jubiläum des Reformationstages eine ökumenische Lutherfahrt gemeinsam mit dem Pastoralen Raum Lennestadt durchgeführt. Das war schon beeindruckend, Orte, an denen Martin Luther wirkte, selber zu sehen…

Für Jugendliche haben mein Kollege Sven Vorderbrück und ich auch schon eine „Church-Night“ zum Reformationstag mitgestaltet und einen Jugendgottesdienst auf die Beine gestellt. Das sind nur ein paar Aktionen, die in der Gemeinde (oder da noch in den vier Einzel-Gemeinden) schon im Zusammenhang mit dem Reformationstag in den letzten Jahren gelaufen sind. Dieses Jahr wird am 31. Oktober einer der Gottesdienste um 19 Uhr live auf YouTube übertragen, aufgrund der allbekannten Situationen.

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