Diagnosen per Live-Fotografie

Begleitung einer Arthroskopie im St. Josefs-Hospital


Der Patient wird mit sterilen Tüchern abgedeckt. von s: Nils Dinkel
Der Patient wird mit sterilen Tüchern abgedeckt. © s: Nils Dinkel

Die dritte Etage des St. Josefs-Hospitals: Ein Bereich ist die Intensivstation, der andere ein hochsensibler und steriler Bereich - der Operationsbereich. Hier findet heute eine Arthroskopie statt, eine Gelenkspiegelung, die einem Patienten um die 50 verordnet worden ist.


Überall in diesem Trakt riecht es nach Desinfektionsmittel. Dort stehen der operierende Chirurg, Dr. med. Martin Nosiadek, und Dr. med. Reinhard Schröder, Chefarzt der Chirurgischen Klinik, begleitet von Assistenten und einem Anästhesisten. Die Sicherheit des Patienten steht in diesem unter höchsten Auflagen steril gehaltenen Bereich im Vordergrund.
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Mit Alltagskleidung darf dieser sensible Trakt im Krankenhaus nicht betreten werden. Zuerst müssen alle an der OP beteiligten Personen die Kleidung mit Ausnahme von Socken und Unterhose vollständig ablegen und im Spind verschließen. Im Anschluss werden die Hände ausgiebig desinfiziert, um danach sterile Kleidung für den OP-Bereich anzuziehen: Hose, Hemd, Schuhe, Haarnetz und Maske. Bevor der Umkleideraum verlassen wird, werden noch einmal die Hände desinfiziert. Es geht am Aufwachraum vorbei. Dort liegt der Patient meist eine Stunde lang, um sich von der OP und der Benommenheit des Narkotikums zu erholen. Im St. Josefs-Hospital folgen drei OP-Räume aufeinander. Arthroskopien finden im zweiten der drei aseptischen, d.h. keimfreien Räume statt. Für die OP-Räume gibt es eine Eingangs- und Ausgangsschleuse.
Operation stets als letzte Möglichkeit
Kommt ein Mensch mit einer Beschwerde ins Krankenhaus oder zum Arzt, erfolgt nicht direkt eine Operation. Diese ist das letzte Mittel einer langen Versorgungskette, denn ein körperlicher Eingriff wird nach Möglichkeit vermieden. Massagen, Sport- und Physiotherapie, Einlagen oder orthopädische Schuhe können die Beschwerdesymptome oft lindern oder auch beheben. Dr. Reinhard Schröder erklärt die Vorgehensweise einer Knie-Arthroskopie, auch Kniespiegelung genannt: Statt der früher verwendeten Spiegel, die Ärzte mit einer Vorrichtung an der Stirn trugen, kommen heute hochauflösende Kameras zum Einsatz, die mit einem Kamerakopf, einer hellen Lampe und einer Optik nach einem kleinen Schnitt in den menschlichen Körper eingeführt werden. Über einen Bildschirm verfolgen die Ärzte den Eingriff im Körperinnern. Eine Pumpeinheit, die das Gelenk mit steriler Kochsalzlösung füllt und leert, wird ebenfalls benötigt. Zur weiteren Ausstattung gehört außerdem eine Shaver-Einheit, eine Saug-Fräse.
Sicherheit des Patienten steht über allem
Die Patientensicherheit ist stets im Vordergrund, genaue Vorbereitung für einen operativen Eingriff ist wichtig. Jeder operative Eingriff ist individuell auf den Patienten abgestimmt. Mit der Chipkamera schauen die Ärzte nach Schäden, die ggf. sofort operiert werden. In diesem Fall werden die Knorpelbeschaffenheit und der Zustand des Meniskus überprüft. Der Patient liegt auf dem OP-Tisch, wird mit großen sterilen Tüchern abgedeckt. Das rechte Bein bleibt freigelegt. Neben dem Operateur befinden sich ein Anästhesist und Assistenten im OP. Der Zu- und Ablaufschlauch, in dem sich gleich Kochsalzlösung befinden wird, ist vorbereitet. Die Kamera wird eingeschaltet, die Optik angeschlossen. Ein Weißabgleich regelt vor jedem Eingriff die korrekte Farbgebung auf dem Bildschirm. Die Pumpe läuft.
Knorpelbeschaffenheit wird gecheckt
Dr. Nosiadek setzt rechts neben der Kniescheibe zum Schnitt an. Das Blut läuft am Bein herunter. Das Endoskop gleitet in den Körper. Auf dem Bildschirm ist zu sehen, dass die Kamera eingeführt wird. Während des Eingriffs wird die Knorpelbeschaffenheit an verschiedenen Stellen geprüft. Beispielsweise führt er die Kamera vorsichtig zur Kniescheibenrückfläche.
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„Dort ist der Knorpel aufgebrochen. Es herrscht Knorpelschwund. Das sieht man sehr gut auf dem Bildschirm“, sagt Dr. Nosiadek. Der Innenmeniskus ist aufgefasert und gerissen. Der Außenmeniskus ist in Ordnung. Immer wieder betätigt der Chirurg den Auslöser der Kamera, um die fotografierte Diagnose hinterher nochmals auswerten und mit dem Patienten besprechen zu können. Am Innenmeniskus fräst der Operateur die Fransen heraus. Dazu benutzt er ein rotierendes Messer. „Bei Bewegungen klemmt sich der Innenmeniskus ein, was Schmerzen verursacht“, erklärt Dr. Nosiadek einen Grund für den Eingriff. Vorsichtig entfernt er Knorpelteile, die Ablösungserscheinungen zeigen.
Einer Thrombose vorbeugen
Nach zehn Minuten ist der Eingriff vorbei. Eine gute Zeit, der Durchschnittswert liegt bei etwa 15 Minuten. Dr. Nosiadek verschließt die Hautschnitte jetzt mit einer Naht. Auf die Wunde kommt ein Pflaster, danach ein Verband als Schutz vor Infektionen. Das andere Bein des Patienten steckt in einem Thrombosestrumpf. Das dient der Vorbeugung vor der gefährlichen Krankheit. Eine Thrombose ist eine Gefäßerkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel bildet. Für den Chirurgen ist die OP noch nicht abgeschlossen. Es folgen die Auswertung und Dokumentation. Das dauert bei kleinen Eingriffen oft länger als dieser selbst. An diesem Tage stehen noch fünf ähnliche Eingriffe an. Bei dem Eingriff stellt sich heraus, dass das Knie zwar in Mitleidenschaft gezogen ist, weitere Eingriffe jedoch zurzeit nicht erfolgen müssen. Allerdings muss der Patient künftig in seinen Schuhen Einlagen tragen, um das operierte Bein zu entlasten. Außerdem benötigt der Patient eine spezielle Physiotherapie.
Letzter Schritt künstliches Kniegelenk
Gewisse Abnutzungserscheinungen des Knorpels sind normal. Oft kann man Knorpel neu bilden. Dazu werden bei Patienten Knorpelzellen entnommen und neue gezüchtet. Diese Methode wird häufig bei jungen Menschen angewendet und ist bei älteren Patienten seltener möglich. Die letzte Option wäre ein künstliches Kniegelenk, eine Endoprothese. Bereits seit 1971 werden im St. Josefs-Hospital in Altenhundem Endoprothesen transplantiert, seit 1972 auch künstliche Kniegelenke, seit 1997 Prothesen der neuesten Generation.
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Was nach Routine aussieht, ist jedes Mal eine neue Herausforderung. Weil jede OP individuell ist und sich alle an der Operation Beteiligten aufeinander verlassen müssen.
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