Der schwere Abschied vom Fulltime-Job

Petra Crone (SPD) kandidiert 2017 nicht für den Bundestag


  • Kreis Olpe, 04.03.2016
  • Von Sven Prillwitz
    Profilfoto Sven Prillwitz

    Sven Prillwitz

    Redaktion

Topnews
Geht in ihre letzten eineinhalb Jahre als SPD-Bundestagsabgeordnete: Petra Crone. von s: Sven Prillwitz
Geht in ihre letzten eineinhalb Jahre als SPD-Bundestagsabgeordnete: Petra Crone. © s: Sven Prillwitz

Wenn im Jahr 2017 die nächsten Bundestagswahlen anstehen, wird der Name Petra Crone nicht mehr auf dem Stimmzettel für den Wahlkreis „Olpe/Märkischer Kreis I“ stehen: Die 65-jährige SPD-Politikerin kandidiert nicht erneut für einen Sitz im Bundestag. Sie wolle künftig jüngeren Kräften das Feld überlassen und mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen, erklärte Crone am Freitag, 4. März, in der Geschäftsstelle des SPD-Kreisverbands in Olpe. Bis zum Ende ihrer zweiten Legislaturperiode allerdings hat die Sozialdemokratin noch einiges vor.


Crone spricht von einer schwierigen, aber wohlüberlegten Entscheidung. Einem Entschluss, der über einen längeren Zeitraum gereift sei, nach zahlreichen Gesprächen mit der Familie und ihr nahestehenden Parteikollegen. Und dann rechnet sie vor: Bei einer erneuten Kandidatur in eineinhalb Jahren wäre sie 67, würde damit bis zu ihrem 71. Lebensjahr im Bundestag sitzen und den Wahlkreis 149 vertreten. „Das ist eine sehr lange Zeit, und der Altersdurchschnitt der Fraktionen ist ohnehin schon sehr hoch“, sagt Crone. Deshalb „sollen jetzt mal Jüngere ran.“ Mehr als genug geeignete junge Kandidaten gebe es in Reihen der SPD. Auch damit die Orts- und Kreisverbände genug Zeit haben, ihre Nachfolge zu regeln, sei sie mit ihrer im Dezember 2015 getroffenen Entscheidung jetzt an die Öffentlichkeit gegangen, sagt Crone. Am Mittwoch informierte sie die Genossen im Wahlkreis über ihren Schritt. Immerhin gelte es, gleich zwei Kreise zu vertreten. Und weite Fahrten auf sich zu nehmen: Im Schnitt lege sie im Kreis Olpe und im Märkischen Kreis pro Woche rund 1000 Kilometer mit dem Auto zurück. „Man will ja überall präsent sein und den Job richtig machen“, sagt Crone.
Marathontage in Berlin
Dazu kommen die Fahrten nach Berlin; die Marathon-Sitzungen, die „Zwölf- bis 14-Stunden-Tage“. Manchmal sieben Tage die Woche. Die harten Bandagen, mit denen in Berlin um Entscheidungen gerungen und Politik gemacht werde; die „große, andere“ Medienlandschaft; die Lobbyisten; und nicht zuletzt die „komplizierteren Themen“ und schwierigen Entscheidungen.
Crone zählt auf: die Beschlüsse über die Rettungspakete in der Euro-Krise, über Auslandseinsätze der Bundeswehr und zuletzt über das Asylpaket II. „Das waren für mich sehr, sehr schwere Entscheidungen, die mich umtrieben und mir schlaflose Nächte bereitet haben“, erzählt die 65-Jährige. „Das sind schon Momente, in denen man sich denkt: Hoffentlich machst du das richtig.“
Schöne Momente auf Bundes- und Kreisebene
Es gebe aber auch die andere Seite, diese „vielen kleinen, tollen Momente“, wenn nach Entscheidungen positive Rückmeldungen kommen. Wenn die Menschen – sowohl auf Kreis- als auch auf Bundesebene – mit dem „komplizierten Geschäft Politik“ mal zufrieden sind. Diese Erfahrung, sagt Crone, habe sie vor allem als Mitglied der AG Familie, Senioren, Frauen und Jugend der SPD-Bundestagsfraktion gemacht – insbesondere nach der Einführung des Mindestlohns, nach der Einführung der Rente mit 63 nach 40 Beitragsjahren und nach der Einführung des „Elterngeld Plus“. Unterm Strich sei „in der großen Koalition eine Menge gelungen“, fällt Crones Zwischenfazit auf Bundesebene insgesamt positiv aus. Den Arbeitskreis „Demografie – Lebenslanges Lernen“, deren Sprecherin sie ist, führt sie für ihren Wahlkreis als besonderen Erfolg an. Weil fast alle Kommunen beider Kreise sich daran beteiligen und Mitglieder aus unterschiedlichen Verbänden und Einrichtungen, von der Industrie- und Handelskammer über Gewerkschaften bis hin zu Ärzten und Einzelpersonen. Auch die Förderung der Sprach-Kitas und der Einsatz für den Bestandschutz von Mehrgenerationenhäusern, den Ausbau der A45 und den Verkehrswegeplan bezeichnet sie als wichtige Eckpfeiler ihrer Arbeit im und für den Wahlkreis.
Familie und Freunde kommen zu kurz
Dann zuckt Petra Crone mit den Schultern und lächelt. „Es ist ein Fulltime-Job, der oft stressig ist. Aber wenn man etwas gerne macht, empfindet man Stress oft nicht so“, sagt sie. Und doch merke sie immer wieder, dass Zeit fehlt. Für Hobbys etwa, wie Kino- und Theaterabende und Konzerte. Immerhin schaffe sie es, sich mit Jogging fit zu halten. Und dann sind da noch Freunde und Familie: „Die kommen, seit ich Bundestagsabgeordnete bin, zu kurz, und das ist schade“, sagt Crone. Die 65-Jährige ist verheiratet, hat drei erwachsene Töchter und fünf Enkelkinder. Immerhin: Ihr Mann, zehn Jahre älter, begleite sie oft, wenn sie unterwegs ist. Ab Herbst 2017 will sie sich mehr Zeit nehmen für Familie und Freunde. Und für sich selbst. Und doch weiß sie, dass sie sich trotzdem weiter engagieren wird. „So ganz kann ich es sicher nicht lassen“, sagt die SPD-Politikerin. Dem Arbeitskreis „Demografie“ beispielsweise wolle sie auch über ihre Legislaturperiode hinaus erhalten bleiben und sich weiter ehrenamtlich engagieren.
Große Ziele bis 2017
Bis dahin allerdings bleibt es ein Fulltime-Job. Schon allein weil Petra Crone sich noch viel vorgenommen hat. Und dann zählt sie wieder auf, diesmal Ziele: eine große Reform des Pflegegesetzes an; ein Gesetz, das die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern abmildern und die Lohngerechtigkeit in der Berufswelt erhöhen sollen; und ihre Arbeit im Bundesvorstand der SPD, dem sie ebenfalls bis 2017 angehört. „Ich bin da in einigen Perspektivprojekten aktiv“, sagt sie. In den kommenden eineinhalb Jahren gehe es im Bundestag und in ihren beiden Kreisen genauso um die Zukunft wie bisher. Und um das, was im Wahlprogramm stehen wird. Womit sie die nächste Legislaturperiode zumindest noch ein Stück weit mitgestalten kann.
Artikel teilen: