Der Mensch will nicht immerzu alleine sein

LP-Glosse


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 von Grafik: Sarah Menn
© Grafik: Sarah Menn


Die Enten im Altenhundemer Wigey sprechen meine Tochter und mich mittlerweile schon beim Namen an. Immer wieder patrouillieren auch hier Polizei und Ordnungsamt. Genau wie an den Pyramiden in Meggen. Das gute Wetter und die begrenzten Beschäftigungsmöglichkeiten bewegen dazu, wieder vermehrt auf den Drahtesel zu steigen. Aber irgendwie ist alles anders.

Die „Innenstädte“ sind verwaist. Man fühlt sich fremd und stets beobachtet. Trifft man bei seinen Touren Bekannte, treibt einen die Angst um, zur Kasse gebeten zu werden. Gefühlt wird man überall beäugt. Bei einem Grillabend meines Bruders – sie waren zu dritt – rückte jüngst die Polizei an. Einem Nachbarn war offenbar der Grillgeruch nicht bekommen. Wer hätte früher daran gedacht, dass das ausreicht, um einen Polizeieinsatz auszulösen. Netterweise beließen es die Beamten bei einer Ermahnung.

Die Kontaktbeschränkungen sind bis auf weiteres verlängert worden. Die Isolation von Familie, Freunden und Bekannten geht also weiter. Mit Freunden einen Spiele-, Grill- oder Netflix-Abend zu veranstalten, das fällt also weiterhin ins Wasser. Konzerte, Bundesliga-Besuche, Reisen, die teils langfristig geplant sind und auf die ebenso lange Vorfreude herrschte, sind gestrichen.

Ich bringe ja durchaus Verständnis für die aktuelle Situation mit. Ich finde aber, ein bisschen gesellschaftliches Miteinander sollte erhalten bleiben. Nicht nur, weil sonst zahlreiche Restaurants, Kneipen und Unternehmen vor die Hunde gehen, sondern auch, weil es ein Bedürfnis des Menschen ist, nicht immerzu alleine zu sein.

Nils Dinkel
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