„Der erste Anruf aus dem Kreißsaal ging zur KG Rahrbach“

Rahrbach. Er ist wohl der jüngste Prinz in der Geschichte des Rahrbacher Karnevals, vielleicht sogar im ganzen Kreis: Lennard Tillmann-Dömer ist noch immer amtierender Prinz im Rahrbachtal. Und das mit nur 19 Jahren. Deshalb hat ihn die Redaktion auch als Juror für den LokalPlus-Kostümwettbewerb 2.0 berufen.

„Es gibt nur wenige in meinem Alter, die so bekloppt sind“, lacht Lennard Tillmann-Dömer. „Ich plane meinen Jahresurlaub nach den Karnevalstagen“, erzählt der Finanzwirt. Richtig, beruflich arbeitet der sonst so karnevalsverrückte Lennard beim Finanzamt in Olpe.

Wirklich eine jecke Welt: Während auf dem Esstisch das Umsatzsteuergesetzbuch liegt, zeigt der junge Mann seine alten Karneval-CDs mit Fotos aus Kindheitstagen. Denn Lennard steht auf der Bühne, seitdem er zehn Jahre alt ist.

Seit er denken kann, ist der 19-Jährige bei der KG Rahrbach dabei. „Der erste Anruf aus dem Kreißsaal von meiner Mutter ging direkt zur KG“, lacht der junge Prinz. Und das soll wohl kein Scherz sein.

Ob Mutter, Vater, Großvater – die ganze Familie ist im Karneval aktiv. Da war es keine Frage, dass Lennard mit nur zehn Jahren bereits mit dem Tanzen anfing. 2013 wurde er zusammen mit seiner Partnerin zum ersten Tanzpaar von Rahrbach.

Was als „Stöppken“ anfing, hält bis heute. Der 19-Jährige steht noch immer mit einer Partnerin als Tanzpaar auf der Bühne, trainiert von Jutta Nathen. „Ich habe auch schon versucht, Kumpels dafür zu begeistern, aber das ist nichts für sie.“ Denn leider gebe es aktuell für das Tanzpaar keinen Nachwuchs.

Aber ans Aufhören denkt Lennard ja auch nicht. Im Gegenteil: Überall, wo etwas los ist, ist der Rahrbacher dabei. 2019 war er Jungschützenkönig, 2020 folgte seine Prinzen-Proklamation, und als wäre das samt Tanzen nicht genug, spielt er auch noch Fußball beim TuS Rhode. „Ach, und meine Trainer C-Lizenz möchte ich auch noch machen“, fügt er hinzu.

Sein Zeitplan ist eng getaktet. „Wenn ich sonntags ein Fußballspiel habe und danach noch Tanztraining, kann das schon anstrengend sein“, sagt Lennard. Aber das mache ihm nichts aus.

Ganz ähnlich verrückt verlief seine Proklamation im Jahr 2020. So wussten weder Tanzpartnerin noch Trainerin, dass Lennard der neue Prinz in Rahrbach werden würden. „Ich habe mir ein Lügenkonstrukt vom Feinsten überlegen müssen“, lacht der Finanzwirt.

Kurz bevor er als neue Tollität einmarschieren musste, schlug sein Herz wie wild: „Ich kann das nicht mehr, ich will nach Hause“, lacht Lennard heute über seine Nervosität. Aber die sei beim ersten Schritt in die Halle sofort verflogen gewesen.

Und dann sei es das beste Gefühl und ein legendärer Abend gewesen. Ob er es richtig genossen hat? „Auf jeden Fall“, sagt der amtierende Prinz. Aber kein Grund zur Pause, denn nach seiner Proklamation mussten der frischgebackene Prinz Lennard I. und seine Partnerin noch als Tanzpaar performen. Ein jecker Bursche eben. „Karneval ist einfach ‚ne Jeföhl‘, so wie der Kölner sagt“, meint Lennard und lächelt.