Demokratie unter dem Diktat der Termine

Petra Crone: Volksvertretung als Fulltime-Job


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Termine, Termine, Termine: Petra Crone bei einem Vortrag mit dem ehemaligen SPD-Vizekanzler Franz Müntefering (rechts). von Rüdiger Kahlke
Termine, Termine, Termine: Petra Crone bei einem Vortrag mit dem ehemaligen SPD-Vizekanzler Franz Müntefering (rechts). © Rüdiger Kahlke

Kreis Olpe. 630 Abgeordnete hat der 18. Deutsche Bundestag. Sie sind ein Grundpfeiler der Demokratie in Deutschland und unterliegen einer Diktatur, genauer gesagt: dem Diktat der Termine. „Wir sind ein Arbeitsparlament und machen die Gesetze“, sagt Petra Crone (SPD), die in diesem Monat aus dem Bundestag ausscheidet. Die Sitzungswochen in Berlin sind eng getaktet, arbeitsintensiv. Feierabend ist, wenn die Beratungen abgeschlossen sind, hatte Dr. Matthias Heider (CDU) bereits nach seinen ersten 100 Tagen im Parlament bilanziert. Und das kann zwölf, aber auch schon mal 16 Stunden dauern.


Akten lesen, Experten anhören, Fachgespräche führen, Diskussionen untereinander, Formulierungen finden. So schildert Petra Crone den Arbeitstag in den Sitzungswochen. Zur Arbeit in den Ausschüssen für Ernährung und Landwirtschaft  sowie für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kommen noch Aufgaben in den Arbeitsgemeinschaften der SPD-Fraktion. Die Kiersperin ist Berichterstatterin für Seniorenpolitik, speziell für die Arbeitsgruppe demografischer Wandel. „Eine Querschnittsaufgabe“, sagt sie. Hier laufen Fachgebiete aus verschiedenen Ressorts zusammen. In ihrem Wahlkreis hat sie dazu einen eigenen Arbeitskreis eingerichtet. In der AG Ernährung und Landwirtschaft ist sie Berichterstatterin für Wald und Forst sowie für die Grundlagen der Ernährung.
Arbeitswoche beginnt am Sonntag
Die Arbeitswoche beginnt für die Abgeordnete bereits am Sonntag – mit der Anreise nach Berlin. Denn: montags um 7.30 Uhr stehen die ersten Termine an. Arbeitsgemeinschaften der Fraktion, Parteivorstand, abends Treffen in der NRW-Landesgruppe, wo Themen auch mit Ministern oder Experten aufgearbeitet werden. Dienstags wieder Arbeitsgruppen, nachmittags Fraktionssitzung, abends Einladungen zu Diskussionen oder parlamentarischen Abenden. Mittwochs beginnen schon früh die Ausschuss-Sitzungen, nachmittags geht’s ins Plenum. Donnerstags steht wieder Plenum auf der Tagesordnung. „Neun Uhr ist die Kernzeit, wo alle da sein sollten“, schildert Petra Crone die Erwartungen an die Abgeordneten. Manchmal dauern die Sitzungen im Reichstag bis in die Nacht. „Viel läuft im Hintergrund“, sagt sie.
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
Termine überschneiden sich. „Vieles findet gleichzeitig statt“, hatte Matthias Heider mal die oft auffällige Leere im Plenum erklärt und damit deutlich gemacht, dass Abgeordnete auch andernorts gefordert sind. Präsenz in den Bundestagssitzungen ist nur ein Aspekt der Tätigkeit als Abgeordneter.

Freitags dann wieder Sitzungen und schließlich die Abreise. „Es ist schon heftig“, schildert Petra Crone die zeitlichen Belastungen. Denn: Zwischendurch müssen auch noch Besuchergruppen betreut, Texte abgestimmt, das Büro mit drei Mitarbeitern organisiert und Fachgespräche geführt werden. Dabei müsse man Hinterkopf haben, mit wem man redet, welche Interessen der jeweilige Gesprächspartner vertritt. Aber: „Gespräche sind wichtig“, sagt sie. Gespräche helfen dabei, Dinge einzuordnen, Positionen und zu formulieren.
Spaß am Job reduziert den Stress
Wie bewältigt man die Terminflut? Mit viel Kaffee, schmunzelt die Abgeordnete, die zeitweise auch im Präsidium des Bundestages saß. „Wenn man es gerne macht, ist der Stress auch nicht so groß“, so ihre Erfahrung.

Im Wahlkreis werden die Fachpolitiker zu Generalisten. Auch hier werden sie oft eingeladen, müssen Erwartungen erfüllen, organisieren selbst Veranstaltungen, kommen mit vielen ins Gespräch. „Das ist das Schöne daran“, sagt Petra Crone. Es sei eine „gute Möglichkeit, nicht im eigenen Saft zu schmoren.“ In der Reihe „Fraktion vor Ort“ ist sie auch in anderen Wahlkreisen unterwegs, um ihre Fachgebiete vorzustellen. Umgekehrt lädt sie andere Politiker ein, um Themen abzudecken, die nicht ihr Spezialgebiet sind.
Weiteres Engagement im AK Demografie
Damit, und mit dem Arbeitskreis Demografie, in dem inzwischen über 50 Akteure aus allen gesellschaftlichen Gruppen mitarbeiten, hat sie sich vor acht Jahren als Newcomerin im Wahlkreis einen Namen gemacht. „Das möchte ich auf jeden Fall weitermachen“, sagt sie. Am 5. September nimmt sie letztmals als Abgeordnete an einer Plenarsitzung teil. Politik wird dann ihr Hobby sein. Crone freut sich auf mehr Zeit für Familie, Freunde und Ehrenamt.
Mini-Serie zum Abschied von Petra Crone
Zum Abschied von Petra Crone aus dem Bundestag gibt es bei LokalPlus eine kleine Serie. Bereits am Dienstag, 5. September, erschien ein Interview, in dem die SPD-Politikerin auf ihre zwei Amtsperioden im Bundestag zurückblickt. 

Was es dem Kreis Olpe und den hier lebenden Menschen bringt, wen sie in Berlin von zwei Abgeordneten vertreten werden, wollte LokalPlus-Mitarbeiter Rüdiger Kahlke ebenfalls von Crone, aber auch von Matthias Heider (CDU) wissen. Welche Antworten er erhalten hat, ist am Donnerstag, 7. September, bei LokalPlus nachzulesen.
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