Das Waldsterben, die Vorzüge des Landlebens und eine Wahlpremiere

Die persönlichen Rückblicke der LP-Redaktion – Wolfgang Schneider


  • Kreis Olpe, 31.12.2020
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  • Von Wolfgang Schneider
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Wolfgang Schneider: Der Schnee legt einen weißen Mantel über 2020. von privat
Wolfgang Schneider: Der Schnee legt einen weißen Mantel über 2020. © privat

Es war ein ganz spezielles Jahr. Eines mit Höhen und Tiefen, mit neuen Erfahrungen und Erkenntnissen. Eines, das bleibende Erinnerungen fürs weitere Leben hinterlässt.


Als zum Jahreswechsel von einem neuartigen Virus im chinesischen Wuhan die Rede war, hat das hier bei uns wohl niemand wirklich ernst genommen. China ist eben weit weg. Doch plötzlich war alles ganz nah.

Hatten wir Mitte Februar Sturmtief „Sabine“ noch im Fokus und für die Berichterstattung in der Redaktion erstmals eine durchgehende 60-Stunden-Bereitschaft organisiert, sollten uns ab Mitte März jeden Abend die täglichen Fallzahlen beschäftigen. Und das mit einer gewissen Unterbrechung im Sommer bis zum Jahresende.

Apropos Sommer: Der war zum dritten Mal in Folge zu trocken und zu warm. Der Klimawandel lässt grüßen. Die Folgen zeigen sich vor allem in unseren Fichtenwäldern, wo der Borkenkäfer leichtes Spiel hat. Die riesigen Flächen mit abgestorbenen Bäumen treiben mir Tränen in die Augen. Und die abgeholzten Areale, wie zum Beispiel auf der Hohen Bracht oder im Bereich Bruchhausen/Jäckelchen, ebenso.

Ein Bild der Zerstörung: Der Borkenkäfern hat vielerorts die jahrzehntelange Arbeit der Waldbauern zerstört. von Nils Dinkel
Ein Bild der Zerstörung: Der Borkenkäfern hat vielerorts die jahrzehntelange Arbeit der Waldbauern zerstört. © Nils Dinkel

Nicht zu vergessen die Waldbauern, die das Werk von Generationen verlieren und Existenzängste haben. Bei einem Termin im Sommer mit Umweltministerin Heinen-Esser in Olpe wurde mir das noch einmal so richtig bewusst.

Aber zum Glück gibt es in unserem Kreis, der zu den waldreichsten in Deutschland zählt, immer noch viele intakte Wälder. Die haben wir wohl alle genossen bei Spaziergängen in Zeiten, in denen Abstand halten und Kontakte beschränken angesagt waren und weiterhin sind.

Ich habe in diesem Jahr das Landleben so richtig schätzen gelernt. Wir haben hier reichlich Platz und viel Landschaft, so dass uns die Einschränkungen bei weitem nicht so hart getroffen haben wie die Menschen in den Großstädten. Das haben wir in der eigenen Familie erlebt. Unser Sohn kam mit Frau und Kindern jedes Wochenende aus Köln nach Olpe, weil es sich hier einfach besser leben lässt. Was will man auch mit zwei Kleinkindern in einer Wohnung im dritten Stock ohne Balkon, wenn Parks und Spielplätze geschlossen sind?

Fußball nicht im Stadion gucken, sondern im Familienkreis im heimischen Garten. von privat
Fußball nicht im Stadion gucken, sondern im Familienkreis im heimischen Garten. © privat

Klar, auch mir haben die Feste und Veranstaltungen in diesem Sommer gefehlt. Ich feiere gerne Schützenfest, bummle übers Olper Stadtfest oder genieße ein Open-Air-Konzert auf dem Marktplatz. Aber es geht auch mal ein Jahr (oder zwei Jahre) ohne. Denn im Garten lässt es sich auch aushalten, zumal mit einem kleinen Pool, Grill und Kaltgetränken.

Eine besondere Herausforderung für die Redaktion waren die Kommunalwahlen im September. Schließlich waren es die ersten „kompletten“ Kommunalwahlen in der Geschichte von LokalPlus. Wir haben die Berichterstattung sehr gut gemeistert – und das, obwohl die jungen Kollegen noch keine Erfahrung mit einem stressigen Wahlabend hatten. Sie haben sich toll geschlagen – und können stolz darauf sein.

Einschneidende Erfahrung

Was mir ganz persönlich in Erinnerung bleiben wird, sind die Geburt des zweiten Enkelkindes und der Tod meiner Schwiegermutter wenige Wochen später. So dicht liegen Freud und Leid zusammen. Die Beerdigung während des ersten Lockdowns war ein befremdliches Ereignis. Keine Trauerfeier und kein Gesang, sondern direkt ans Grab, wo die Pfarrerin ein paar Worte sprach. Eigentlich waren nur zehn Gäste erlaubt, doch der Bestatter sagte augenzwinkernd: „Weiter als zehn kann ich nicht zählen.“ So standen wir mit 13 Familienmitgliedern am Grab und nahmen Abschied. Viele andere haben sicherlich auch diese Erfahrung gemacht – und ich muss sie hoffentlich nicht noch einmal machen.

Einiges bleibt und einiges vergisst man besser von diesem Jahr 2020. Heute an Silvester schneit es. Vielleicht symbolisch, um einen weißen Mantel über 2020 zu legen in der Hoffnung auf ein anderes 2021.

Wolfgang Schneider

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