„Das Leid der Katzen ist eine Schande für den Kreis Olpe“
SPD-Politiker sprachen mit Experten über Katzenkastration
- Kreis Olpe, 11.07.2021
- Politik
Kreis Olpe. Der Antrag der SPD-Fraktion auf Erlass einer Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungsverordnung für Katzen wurde in der jüngsten Kreistagssitzung von allen anderen Parteien abgelehnt. Während die SPD darauf verwies, dass im Kreis Olpe eine wildlebende Streunerkatzen-Population heranwachse, die krank sei und extrem leide, sahen das die Verwaltung und die übrigen Fraktionen anders.
Die Datenlage zur Größe der Population freilebender Katzen und deren Gesundheitszustand sei unklar. Eine hohe Population an freilebenden Katzen lasse sich sich nicht nachweisen, so der Tenor. „Der Erlass einer Katzenschutzverordnung wird daher für unverhältnismäßig gehalten“, heiß es in der Sitzungsvorlage. Und dieser Einschätzung folgte die Mehrheit. Mit 35:9 Stimmen wurde der SPD-Antrag abgelehnt.
Die Sozialdemokraten wollen das Thema aber nicht einfach abhaken. In einer Videokonferenz schilderten Vertreter von NABU, Kreisjägerschaft, Katzenhilfe und Tierschutzverein für den Kreis Olpe den SPD-Kreistagspolitikern die zunehmende Herausforderung. Die heimische Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari übernahm die Koordination.
Franz-Josef Göddecke, Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Olpe, wies darauf hin, dass besonders unkastrierte und wildlebende Katzen eine große Gefahr für heimische Vögel darstellen. Karl-Josef Fischer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Olpe, berichte über vermehrt auftretende streunende, verwilderte Katzen, die eine Gefahr für die Waldbewohner darstellen. Fischer: „Ich schätze die Population auf 3.500 bis 4.000 Streunerkatzen, hochgerechnet auf das gesamte Kreisgebiet.“
Der Tierschutzverein Olpe und die Katzenhilfe mit den ehrenamtlichen Helferinnen Susanne Knappstein, Viola Zimmermann und Stefanie Heider aus Olpe kümmern sich um die Tiere. „Das Problem an den Streunerkatzen ist, dass alle mit verschiedenen Krankheiten wie Würmern, Giardien, Flöhen und Katzenschnupfen infiziert sind und sich rasant vermehren“, so die Tierschützerinnen. Zurzeit betreuen sie 300 Katzen im gesamten Kreisgebiet.
Das Kernproblem, so der Tenor: Katzenbesitzer lassen ihre unkastrierten Hauskatzen frei laufen, die sich dann mit verwilderten Katzen paaren. Auch komme es häufig vor, dass Katzenbesitzer ihre unkastrierten Katzen aussetzen - mit dem gleichen Ergebnis. Alle Beteiligten waren sich einig, dass man durch eine Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht diesem Problem beikommen könne.
„Die Registrierungspflicht ist wichtig, damit verantwortungslose Katzenbesitzer für das Leid, das sie den Tieren antun, zur Rechenschaft gezogen werden können“, so Stefanie Heider vom Tierschutzverein Olpe.
In der gemeinsamen Runde herrschte Unverständnis über die Uneinsichtigkeit der anderen Parteien des Kreistags. „Das Leid der Katzen ist eine Schande für den Kreis Olpe“, fand Viola Zimmermann vom Tierschutzverein. Der Kreis Olpe ist, was die Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Katzen angeht, ein weißer Fleck auf der Landkarte. Umliegende Kommunen wie Siegen, Kreuztal, Arnsberg oder der Oberbergischer Kreis haben die Kastrationspflicht schon länger eingeführt.
Ohne die Unterstützung benachbarter Tierschützer könnten die kranken Katzen nicht mehr versorgt werden, gab Zimmermann zu bedenken. „Wir sind am Limit, alle Pflegestellen sind voll!“ Von April bis Mitte Juni 2021 wurden bereits 50 Kitten gefangen und befinden sich auf Pflegestellen. Des Weiteren wurden 27 Katzen und 16 Kater kastriert und wieder freigelassen. Momentan werden an 45 verschiedenen Orten im Kreis Olpe wilde Kolonien gefangen.
„Wir als SPD-Kreistagsfraktion werden bei diesem Thema am Ball bleiben und uns weiterhin für die Kastrationspflicht einsetzen.“, versprach Christin-Marie Stamm. Auch Nezahat Baradari zeigte sich besorgt über das Katzenleid im Wahlkreis: „Tierschutz ist ein Staatsziel und Tiere sind keine Ware, sondern Lebewesen.“