Das „Hygienebarometer“ zeigt Wolken an

NRW-Landtag will Ergebnisse Publik machen


 von Symbol Nils Dinkel
© Symbol Nils Dinkel

Kreis Siegen/Olpe. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen lehnen es ab, die Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen öffentlich auszuhängen und sie im Internet zu veröffentlichen. Das ist das Ergebnis einer Befragung von mehr als 130 Unternehmen, die von dem neuen Transparenzsystem zur Lebensmittelhygiene betroffen sein könnten. Doch das könnte demnächst zur Pflicht werden.


Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen plant, dass durch das sogenannte „Hygienebarometer“ die Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen demnächst öffentlich gemacht werden müssen. Dann müssen Gaststätten und andere Lebensmittelverarbeiter die Ergebnisse aushängen, außerdem sollen diese über eine Internetplattform veröffentlicht werden. Das lehnen sogar fast drei Viertel der Befragten ab.  

Immerhin ein Drittel der Befragten fühlt sich durch die Einführung unter Generalverdacht gestellt. Insofern sehen die Gastronomen, die Händler mit „heißer Theke“ und die Tankstellen mit Kaffeebar dunkle Wolken am Horizont aufziehen: Noch mehr Bürokratie, die die Kosten steigert und den vorwiegend sehr kleinen Unternehmen unnötig das Leben schwer macht.
Mehrheit für aktuelle Regelung
Mehr als 70 Prozent der Unternehmer sind der Meinung, die bisherige Regelung reiche aus. Immerhin werden Betriebe, die die Mindestanforderungen an die Hygiene nicht erfüllen, geschlossen. Insofern gebe es keinen Grund, solche sensiblen Daten zu veröffentlichen.

Bernhard Schwermer, Gastwirt im Rhein-Weser-Turm und Mitglied der IHK-Vollversammlung, weist auf den ohnehin schon hohen Aufwand hin: „Als Gastronomen arbeiten wir bereits heute unter etlichen bürokratischen Knuten. Das wird durch das neue Vorhaben noch einmal getoppt. Ich appelliere mit besonderem Nachdruck an unsere heimischen Landtagsabgeordneten, diesem Vorhaben endlich Einhalt zu gebieten.“
Ungleichbehandlungen befürchtet
Darüber hinaus ist mehr als jeder zweite befragte Betrieb der Meinung, die Einführung der „Hygiene-Ampel“, wie das Instrument auch genannt wird, schaffe Ungleichbehandlungen. Denn es müssen nur die vorliegenden Ergebnisse veröffentlicht werden. Wer nicht geprüft wird, muss auch nichts veröffentlichen. Schwermer: „Dabei können flächendeckende Kontrollen ohnehin nicht gewährleistet werden, immerhin 15 Prozent der Betriebe werden nur alle zwei Jahre oder noch seltener kontrolliert. Das sollte der Politik doch zu denken geben.“

Durch die „Ampel“ könnten falsche Vorstellungen über die hygienischen Zustände hervorgerufen werden. Fünf von zehn Unternehmern gehen davon aus, dass das Hygienebarometer die Verbraucher eher verunsichern wird.
Positiver Werbeeffekt erhofft
Immerhin knapp ein Viertel der Unternehmen jedoch begrüßt das Vorhaben, die Veröffentlichung im Internet finden nur 16 Prozent positiv. Ein Viertel der Gastronomen und Händler sieht durch die Veröffentlichung mittels eines „Barometers“ das Vertrauen der Kunden in den eigenen Betrieb gestärkt und hofft auf einen positiven Werbeeffekt. Etwa ein Fünftel findet es gut, dass dadurch Betriebe, die negativ auffallen, schneller vom Markt verschwinden könnten.
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