„Das hat mit Solidarität überhaupt nichts mehr zu tun“

Leserbrief zu geplanten Lockerungen für Geimpfte


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Kreis Olpe/Lennestadt. Zu den geplanten Lockerungen für Geimpfte erreichte die LokalPlus-Redaktion folgender Leserbrief:


„Seit über einem Jahr befinden wir uns – wie der Rest der Welt - im Pandemie-Modus. Wir haben alle sinnigen und/oder unsinnigen Vorschriften der Länder und des Bundes mitgetragen. Haben wochenlang noch nicht einmal unsere nächsten Verwandten getroffen, haben unser Kind immer wieder – natürlich neben dem Homeoffice – zuhause betreut, wenn die KiTas wieder schließen mussten.

Wir haben unsere Freunde monatelang nicht getroffen, haben nur als „Kern-Familie“ zusammengelebt. Das alles auch um solidarisch zu sein mit denen, die älter und schwächer sind als wir und vor dem Corona-Virus geschützt werden mussten.

„Akzeptiert und geduldig gewartet“

Auch als dann endlich die ersten Impfstoffe zugelassen wurden und angefangen wurde, die Menschen in Deutschland nach Priorisierung zu impfen, haben wir das als sinnvoll erachtet, akzeptiert und geduldig auf unsere Impfung gewartet.

Ich kann vollkommen nachvollziehen, das Geimpfte die gleichen Rechte wie alle mit einem negativen Testergebnis erhalten. Beispielsweise Einkaufen, Friseur-Termine wahrnehmen etc.

Wenn ich aber jetzt im aktuellen Entwurf des Justizministeriums lese, dass auch Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen für Geimpfte und Genese nicht mehr gelten sollen, frage ich mich, wo denn plötzlich die Solidarität ist, um die wir alle über Monate gebeten wurden.

Impftermin in weiter Ferne

Ich würde mich sofort impfen lassen, leider bin ich aber erst 33 Jahre alt und kerngesund. Leider habe ich auch keinen Verwandten mit Pflegestufe oder bin enge Kontaktperson einer Schwangeren. Bedeutet für mich: Impftermin zwischen dem 4. Juni und 19. August.

Bis dahin sitzen wir mit unserer Tochter also alleine zuhause, während alle anderen wieder ein halbwegs normales Leben führen können?

Folgende Optionen sehe ich noch für uns, um auch in den Genuss der Lockerungen zu kommen: Wir essen so lange so viel, dass unser BMI über 30 liegt, oder wir infizieren uns bewusst mit dem Corona-Virus, in der Hoffnung, dass wir nicht auf einer aktuell ohnehin überfüllten Intensivstation landen und das Gesundheitssystem noch mehr belasten.

„Liebe Politiker, denkt bitte nochmal nach“

Liebe Politiker, denkt bitte nochmal über das Vorhaben nach. Das hat mit Solidarität nämlich überhaupt nichts mehr zu tun. Auch wenn ihr selbst zur Priorisierungsstufe 3 der Impfverordnung gehört, gibt es noch verflucht viele Menschen in Deutschland, die sich die ganze Zeit über an alle Regeln gehalten haben, die leider noch auf ihren Impftermin warten müssen. Diese Verordnung würde es mir persönlich mehr als schwer machen, jegliche Kontaktbeschränkungen weiterhin zu beachten.“

Lena Gunzerath, Lennestadt

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