Das duale Studium - Zwischen Hörsaal und Betrieb
- Kreis Olpe, 22.05.2018
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- Von Christoph Reuber
Christoph Reuber
Redaktion

Im Betrieb die Praxis, an der Hochschule die Theorie: Das duale Studium steht momentan nicht nur bei den Unternehmen hoch im Kurs. Auch immer mehr Jugendliche entscheiden sich für diese Form der Ausbildung. Zurecht, wie sich im Folgenden zeigen wird.


Im Jahr 2012 verzeichnete die Datenbank Ausbildung-Plus des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) rund 64.000 duale Studienplätze für die Erstausbildung und damit 7,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Generell lässt sich bezüglich des Angebots eine stark steigende Tendenz beobachten: Seit 2005 nahm das Angebot an dualen Studiengängen um über 70 Prozent zu. Auch die Zahl der beteiligten Unternehmen wächst kontinuierlich. Eines dieser Unternehmen ist die Firma Mennekes Elektrotechnik GmbH & Co. KG mit Sitz in Kirchhundem. Personalreferent Stephan Herzig schätzt die derzeitige Nachfrage von Abiturienten nach Plätzen für ein duales Studium auf ,,70 bis 80 Prozent“.

Zu beachten ist, dass Studiengänge in dieser Form im Allgemeinen nicht mit den Inhalten der Berufstätigkeit abgestimmt sind und dass eine Kooperation zwischen Unternehmen und Hochschule nicht zwingend vorgesehen ist. Es handelt sich im Grunde um ein Selbststudium, das parallel zum regulären Arbeitsalltag verläuft. Der Selbstlernanteil liegt bei bis zu 70%.




Ebenso können an der Universität Siegen die Studiengänge Maschinenbau, Elektrotechnik, Wirtschaftsinformatik und Bauingenieurwesen in Form eines dualen Studiums absolviert werden. Bauingenieurwesen wird dabei als ausbildungsbegleitender Studiengang angeboten, man kann also sowohl einen Berufsabschluss als auch den Bachelor erwerben. Die anderen angebotenen Studiengänge sind jeweils praxisintegriert.
Die Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) in Siegen bietet seit 2001 duale Studiengänge an. Studiengänge, die dort studiert werden können, sind unter anderem International Management und Wirtschaftsinformatik. Die FOM in Siegen bietet dabei ein ausbildungsbegleitendes Studienkonzept an: in der Woche Ausbildung, freitags abends und samstags finden Vorlesungen und Seminare statt. Das Studium kann auch weitergeführt oder begonnen werden, wenn die Ausbildung bereits abgeschlossen wurde.
Ein duales Studium ist auch an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach möglich. Dort konzentriert man sich jedoch eher auf BWL.
Zunächst einmal vereint ein duales Studium die Vorteile einer beruflichen Ausbildung und eines Studiums. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis ermöglicht ein schnelleres und verbessertes Verständnis beider Felder. In der Theorie wird vertiefendes Wissen vermittelt, das direkt in der Praxis angewandt werden kann. Die enge Verzahnung zwischen den Modulen führt zudem dazu, dass bereits abgeleistete Inhalte im Normalfall nicht noch einmal absolviert werden müssen. Hat man sich also in der Praxis mit einem Thema auseinandergesetzt, muss man die entsprechende Veranstaltung an der Hochschule nicht zwingend besuchen.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass dual Studierende neben einem Studienabschluss auch einen Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf erwerben können. Das gilt für das ausbildungsintegrierte duale Studium. Die verkürzte Gesamtausbildungsdauer ermöglicht zudem einen frühzeitigen Einstieg in das Berufsleben. Bereits nach sechs Semestern besteht die Möglichkeit, beide Abschlüsse zu erwerben, was eine Ersparnis von ca. drei Jahren bedeuten kann.
Ein weiterer Vorteil des dualen Studiums sind die hervorragenden beruflichen Aussichten. Zunächst sind die Übernahmechancen sehr groß, denn Betriebe leisten selbst auch hohe Investitionen in die Ausbildung dual Studierender und kennen sie und ihre Stärken bereits ganz genau. Aus diesem Grund besteht gesteigertes Interesse an einer Übernahme des Absolventen. Wer seine berufliche Karriere im Betrieb fortsetzt, hat anschließend gute Chancen, in höhere Positionen aufzusteigen.
Aber auch für den Fall, dass es zu keiner Übernahme kommt, stehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sehr gut. Große Berufserfahrung, Stressresistenz und ein gutes Selbstmanagement sind Eigenschaften, die Arbeitgeber an Absolventen dualer Studiengänge schätzen.
Auch wenn es duales „Studium“ heißt – das häufig gepriesene Studentenleben mit Freizeit und Partys werden duale Studierende nicht sehr oft erleben. Ein duales Studium ist extrem zeitaufwändig. Arbeit im Unternehmen und Veranstaltungen an der Hochschule wechseln sich ab, dazu kommen noch Prüfungen, die bestanden werden müssen. Nur mit der Bereitschaft, auch mal auf Freizeit zu verzichten, großem Durchhaltevermögen und guter Selbstorganisation ist ein duales Studium zu bewerkstelligen. Der Theorieteil an der Hochschule bietet auch nur wenige Freiheiten bei der Auswahl der Veranstaltungen, stattdessen ist der Ablauf stark verschult.
Nicht zu vergessen, auch die große Konkurrenz: Die Nachfrage nach Studienplätzen steigt immer weiter an, Unternehmen entscheiden sich deshalb meistens auch nur für die besten Bewerber. Ein duales Studium sollte eher eine Option für diejenigen sein, die sich darüber im Klaren sind, was auf sie zukommt und ob sie die geeigneten Eigenschaften mitbringen, um eine solche zeitintensive Ausbildung zu schaffen. Dem pflichtet auch Stephan Herzig bei. Keiner solle ,,dazu gedrängt werden, ein duales Studium zu beginnen, wenn er nicht dafür geeignet ist.“

