Contra: Warum dem beugen, was nicht mehr dem Zeitgeist entspricht?

Sind stille Feiertage zeitgemäß?


  • Kreis Olpe, 27.03.2024
  • Verschiedenes , Glaube & Religion
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 von Grafik: Sarah Menn
© Grafik: Sarah Menn


Und wieder einmal ploppt kurz vor den Ostertagen die Frage auf, ob einem Feiertag wie dem Karfreitag Respekt gezollt werden sollte, ob es still bleiben soll oder ob das Ganze überhaupt noch zeitgemäß ist? Es gibt ein striktes Tanzverbot, Sport- und Kulturveranstaltungen dürfen nicht stattfinden, das öffentliche Leben steht so gut wie still.

Ja, für die Christen ist der Tag einer der bedeutendsten in der Kirche. Das verstehe ich und respektiere ich auch. Beachtlich ist aber auch die Zahl der Menschen in Deutschland, die überhaupt noch der Kirche angehören, geschweige denn, sich mit ihr identifizieren können. Im Jahr 2022 gab es in Deutschland rund 900.000 Kirchenaustritte.

„Das war ja schon immer so“

Da kommt einfach die Frage auf, ob die Kirche beziehungsweise der Staat jedem einen Feiertag überstülpen und gesetzliche Regelungen treffen kann, was geht und was nicht. Das Argument „Das war ja schon immer so“ zählt da meines Erachtens nicht mehr.

Bei dem hohen Schwund an Kirchenmitgliedern sollten Staat und Kirche darüber nachdenken, ob die Mehrheit so etwas wie Tanzverbot, Verbot von lauter Musik, ja sogar das Verbot von Kinofilmen, noch mitträgt. Selbstverständlich können die Bräuche aufrecht erhalten bleiben, und ja, auch Feiertage darf es geben.

Zeit für Offenheit und Toleranz

Aber müssen sich an einem Karfreitag so viele Menschen dem beugen, was einfach nicht mehr der aktuellen, multikulturellen Zeit entspricht? Können Gläubige nicht trotzdem an das Leiden Jesu denken, wenn anderswo getanzt wird?

Und ja, dann müsste auch den aus der Kirche Ausgetretenen bewusst sein, dass sie auf kirchliche Feiertage, die sie nicht achten, eigentlich keinen Anspruch mehr haben.

In den Zeiten, in denen es der Kirche eh schlecht geht, wäre es doch vielleicht an der Zeit, mal über mehr Offenheit und Toleranz nachzudenken – auch und gerade bei schon immer gepflegten Traditionen und Feiertagen.

Christine Schmidt

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