Brustkrebs-Früherkennungsprogramm: „Wir können Leben retten“

Interview mit Dr. Michael Blazek


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Dr. Michael Blazek, programmverantwortlicher Arzt der Mammographie-Screening-Einheit mit Standorten in Siegen, Arnsberg, Bad Berleburg und Olpe. von privat
Dr. Michael Blazek, programmverantwortlicher Arzt der Mammographie-Screening-Einheit mit Standorten in Siegen, Arnsberg, Bad Berleburg und Olpe. © privat

Kreis Olpe. In der Mammographie-Screening-Einheit Siegen-Olpe-Hochsauerland erhalten Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren im Abstand von zwei Jahren die Möglichkeit, am Brustkrebs-Früherkennungsprogramm teilzunehmen. Nur etwa 45 Prozent der Frauen kommen dieser Einladung auch nach. Warum der Termin so wichtig ist, erläutert Dr. Michael Blazek. Gemeinsam mit Dr. Volker Brandenbusch ist er programmverantwortlicher Arzt der Mammographie-Screening-Einheit mit Standorten in Siegen, Arnsberg, Bad Berleburg und Olpe.


Dr. Blazek, was ist die Aufgabe der Screening-Einheit?

Bei der Mammographie handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust. Das deutschlandweite Mammographie-Screening-Programm hat das Ziel, Brustkrebs in einem so frühen Stadium zu entdecken, in dem der Tumor noch sehr klein ist – und so die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass er noch nicht in die Lymphknoten oder andere Organe gestreut hat.

Wie wichtig unsere Aufgabe ist, belegen die Zahlen: Deutschlandweit erkranken jährlich rund 70.000 Frauen an Brustkrebs. Mit unseren Screening-Einheiten können wir Leben retten.

Wer wird dazu eingeladen?

Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr erhalten alle zwei Jahre eine Einladung per Post. Diese Post wird über unsere Zentrale Stelle in Münster versendet, die die Daten über die Einwohnermeldeämter abrufen kann. Über diese Schnittstelle erfolgt auch die Terminvergabe.

Folgen der Pandemie

Sie beobachten aber rückläufige Zahlen? Warum ist das so?

Ich denke, einerseits hat die Corona-Zeit mit den vielen Informationen und ständigen Verunsicherungen dazu geführt, dass die Teilnehmerinnen „müde“ sind und deshalb die Mammographie-Früherkennung nicht mehr so wahrnehmen, wie sie es noch vor der Pandemie gemacht haben. Mit fatalen Folgen: In unserer Einheit beobachten wir eine Häufung von größeren Tumoren, die gefunden werden. Gerade bei Frauen, die eine ihrer Untersuchungen aus Corona-Gründen abgesagt oder ausfallen lassen haben.

Andererseits haben es die Screening-Einheiten mit städtischem Einzugsgebiet, wie wir hier in Siegen, ohnehin eher schwer. Es scheint, dass die ländliche Bevölkerung besser auf sich achtet. Dort sind die Teilnehmer-Zahlen von Haus aus höher.

Haben die Frauen einfach Angst?

Natürlich greift das Wort Krebs auf eine Urangst des Menschen vor dem Tod zurück. Doch auch hier können wir beruhigen: Von 1.000 untersuchten Frauen wird bei rund 990 Frauen nichts gefunden. Und selbst wenn das Screening Brustkrebs zum Vorschein bringt, sind die Heilungschancen in diesen frühzeitigen Stadien sehr viel höher, als wenn der Tumor in einem Tastbefund – also zu einem späteren Zeitpunkt – entdeckt wird. Kleine Tumoren lassen sich mit einer Operation behandeln und benötigen keine Chemotherapie.

Untersuchung mit hohen Standards

Tut die Untersuchung denn weh?

Um die Untersuchung durchzuführen, wird die Brust kurz zwischen zwei Platten des Mammographie-Gerätes zusammengedrückt. Teilnehmerinnen berichten, dass das unangenehm ist. Wissen die Teilnehmerinnen aber, dass der Druck notwendig ist, um die Strahlendosis möglichst gering zu halten, dann ist es meistens nicht mehr ganz so schlimm. Insgesamt werden pro Brust zwei Aufnahmen in unterschiedlichen Positionen erstellt.

Unsere modernen, digitalen Geräte erfüllen die höchsten Standards, werden täglich kontrolliert und von unserem Referenzzentrum täglich neu freigegeben. Zudem sind unsere Mitarbeiter speziell im Umgang mit den Maschinen geschult. Sie beantworten auch gerne alle Fragen zum Thema – auch bei der Untersuchung.

Und wie hoch sind die Kosten?

Frauen, die zum Screening eingeladen werden, zahlen nichts. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen. Bei anderen Altersklassen werden die Kosten übernommen, wenn das Screening medizinisch indiziert ist, der behandelnde Arzt es also für wichtig erachtet.

Derzeit laufen allerdings auch Überlegungen, die Altersspanne der Teilnehmerinnen auszuweiten, also auch Frauen einzuladen, die zwischen 45 und 50 Jahre alt sind. Frauen zwischen 69 und 74 Jahren können sich voraussichtlich ab Mitte 2024 wieder im Rahmen des Programms untersuchen lassen.

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