Brauen im Dienst der Wissenschaft: „Bits, Bier und Braukunst“
Olper leitet Forschungsbrauerei der Uni
- Kreis Olpe, 02.10.2024
- Verschiedenes , Wirtschaft
- Von Wolfgang Schneider
Olpe/Buschhütten. Bier wird im Sauer- und Siegerland reichlich gebraut, vor allem in den drei deutschlandweit bekannten großen Brauereien der Region. Brauen im Dienst von Forschung und Wissenschaft gibt es aber seit kurzem auch – und zwar in der „Buschhütter Brauwerkstatt“. Initiator und Gründer ist ein junger Forscher aus Olpe: Dr. Ing. Fabian Steinberg.
Er arbeitet am Lehrstuhl „International Production Engineering and Management“ von Prof. Dr. Peter Burggräf an der Uni Siegen. Doch wie kommt ein Wissenschaftler zu einer Forschungsbrauerei? „Die Idee ist aus meinem Hobby entstanden, denn ich bin seit einigen Jahren Hobbybrauer“, erzählt der 34-jährige Olper. Als er an die Universität Siegen wechselte, kam er mit seinem Professor ins Gespräch, der von Steinbergs Idee angetan war und ihn unterstützte.
Von der Idee bis zur praktischen Umsetzung dauerte es seine Zeit, doch seit einigen Wochen wird in der Forschungsbrauerei tatsächlich Bier gebraut: das „Buschhütter Landbier“. „Wir haben die Anlage im August in Betrieb genommen und bisher läuft alles sehr gut“, erzählt Fabian Steinberg.
Die Forschungsbrauerei ist eingebettet in den Campus Buschhütten, ein Uni-Projekt, das als Brückenbauer zwischen Theorie und Praxis in der Produktionstechnik dienen soll. Wissenschaftler und Wirtschaft entwickeln gemeinsam Innovationen, die Produktionsprozesse ressourcenschonender und umweltfreundlicher machen und dabei gleichzeitig ökonomisch erfolgreich sein sollen.
Und da kommt die Forschungsbrauerei ins Spiel. Die Anlage, die aus einem Zehn-Hektoliter-Sudwerk mit vier Gär- und Lagertanks besteht, soll neue Maßstäbe in der Brauindustrie setzen. „Mit dem Projekt sollen Erkenntnisse der Prozessoptimierung aus dem Maschinenbau in das Brauwesen übertragen werden. Außerdem soll der Einsatz modernster Technologien erforscht werden. Unsere Forschungsbrauerei soll zeigen, wie Forschung und Praxis Hand in Hand gehen können.“
Praktische Beispiele gefällig? Das Braurezept des Landbiers ist mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz entstanden. „Wir haben der KI vorgegeben, welche Farbe, welchen Alkoholgehalt und welchen Geschmack wir möchten – und die KI hat die entsprechenden Hopfen- und Malzsorten ausgewählt“, erzählt Steinberg.
Ein anderes Beispiel für Innovation ist die Reinigung der Gärtanks. „Die Reinigung erfolgt bisher nach dem immer gleichen Schema: Eine bestimmte Menge Reinigungsmittel in den Tank und eine festgelegte Zeit reinigen. Das wollen wir intelligenter machen und nur so lange reinigen, wie es erforderlich ist. Dazu prüft eine Sensorik den Reinigungsprozess und stoppt ihn, wenn die Tanks sauber sind. Das ist effizienter, spart Ressourcen und verbessert die Auslastung“, erklärt der Olper.
Damit beim Brauen in der Forschungsbrauerei auch gestandene menschliche Erfahrung an Bord ist, hat man sich die Dienste von Armin Judas gesichert. Er ist Bierkennern bekannt als Betreiber der kleinen Brauerei „Carolinenbräu“ in Wenden-Altenhof. Steinberg: „Carolinenbräu ist mit uns fusioniert und Armin Judas ist unser Braumeister.“
Und dann gibt es noch den „DrinkTank - Getränke 4.0“. Das ist kein Stammtisch zum Verkosten des Bieres, sondern ein Arbeitskreis, in dem sich die Brauer aus Buschhütten mit Experten über „Bits, Bier und Braukunst“ austauschen. Zu den Mitgliedern zählen die TU Weihenstephan als führende Hochschule für das Brauwesen und die Krombacher Brauerei. Das Ziel: Gebündelte Expertise und modernste Technologien zusammenbringen, um Lösungen für eine ressourcenschonendere Brauindustrie zu finden.
Von der trockenen Theorie zur süffigen Praxis: Das Buschhütter Landbier kann man kaufen – direkt vor Ort in der Forschungsbrauerei oder vereinzelt im Handel. „Wir füllen nicht in Flaschen ab, sondern in Fässer von 10, 15 oder 20 Litern. Der Erlös ist für unser Forschungsprojekt bestimmt“, sagt Dr. Fabian Steinberg. Wohl bekomm’s!