Blinder Praktikant bei den Kreiswerken

Inklusion


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Frank Leifermann (rechts) mit Benedikt Hilchenbach an seinem Arbeitsplatz. Unterhalb der Tastatur ist die Braillezeile zu erkennen, mit der der blinde Praktikant mit den Fingern „liest“. von Kreis Olpe
Frank Leifermann (rechts) mit Benedikt Hilchenbach an seinem Arbeitsplatz. Unterhalb der Tastatur ist die Braillezeile zu erkennen, mit der der blinde Praktikant mit den Fingern „liest“. © Kreis Olpe

Kreis Olpe. Frank Leifermann macht derzeit ein dreiwöchiges Praktikum bei den Kreiswerken Olpe. Die praktische Tätigkeit ist Teil seiner Ausbildung zur Bürofachkraft, die der Osnabrücker gerade absolviert. Eigentlich nichts Besonderes – wenn der 50-Jährige nicht blind wäre.


Leifermann ist Internatsschüler beim Berufsförderungswerk (BFW) für blinde und sehbehinderte Menschen in Düren. Den Kontakt nach Olpe stellte Sabina Seithe her, die – ebenfalls stark sehbehindert – bei der Kreisverwaltung arbeitet. Die Kreisverwaltung und auch die Mitarbeiter der Kreiswerke zeigten sich offen für das Praktikum. 

Benedikt Hilchenbach erklärte sich nach einem persönlichen Vorgespräch bereit, den blinden Praktikanten zu betreuen. Als notwendige Hilfsmittel wurden spezielle Hard- und Software vom BFW zur Verfügung gestellt und in Kooperation mit der IT-Abteilung des Kreises reibungslos ans Laufen gebracht.
„Jeder Tag ist eine Herausforderung“
Dinge wie Computer-Braillezeile oder der Screenreader sind für normal sehende Büromitarbeiter böhmische Dörfer. Für Frank Leifermann sind die Geräte, mit denen Blinde große Teile der PC-Standard-Software nutzen und selbständig arbeiten können, Voraussetzung für seine Arbeit. „Als ehemals sehender Kursleiter von PC-Schulungen kommen mir meine Vorkenntnisse nun zugute“, sagt der Praktikant. „Jedoch ist jeder Tag in vielen Bereichen eine Herausforderung. Gäbe es nicht Leute wie hier bei den Kreiswerken, die sich auf Neues einlassen, könnte ich nicht beweisen, was alles geht.“ 

Benedikt Hilchenbach ist sehr zufrieden mit seinem Praktikanten. „Ich kann Frank in vielen Bereichen einsetzen. Er arbeitet sehr gewissenhaft und ist eine echte Entlastung.“ Frank Leifermann ergänzt: „Das Praktikum bei den Kreiswerken ist vielseitig und sehr  abwechslungsreich. Ich lerne viel für meine berufliche Praxis.“
Benedikt Hilchenbach würde erneut blinden Praktikanten betreuen
Ende 2019 endet die zweijährige Ausbildung mit einem Abschluss vor der IHK. Dann geht es – hoffentlich erfolgreich - auf die Suche nach einem Arbeitsplatz.

Angesichts der positiven Erfahrungen und des geringen Aufwands möchte Benedikt Hilchenbach auch andere Arbeitgeber ermuntern, Praktikums- und Arbeitsplätze für blinde und sehbehinderte Menschen zur Verfügung zu stellen. „Bei der nächsten Anfrage bin ich sicher wieder dabei.“
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