Besorgter Blick in die Türkei

IHK-Umfrage: Unternehmen zeigen sich verunsichert


 von Symbol IHK Siegen
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Die Türkei stellt auch für die heimische Wirtschaft einen sehr relevanten Markt dar. Über 200 Unternehmen haben Wirtschaftsverbindungen in die Türkei. Mindestens ein Dutzend Betriebe verfügen dort über Niederlassungen, Produktionsstätten oder Beteiligungen. „Nicht alle, aber doch einige dieser Unternehmen verfolgen die jüngsten Ereignisse mit einiger Sorge. Aus Gesprächen entnehmen wir teilweise große Unsicherheit, wie sich die Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln in der Türkei künftig gestalten werden“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener.


„Dort geplante Investitionen werden nun überprüft. Grundsätzlich gilt: Je stärker das Engagement vor Ort ausgeprägt ist, desto größer die Besorgnis“, fasst Gräbener das Stimmungsbild zusammen, das sich nach einigen Telefonaten mit Unternehmen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe ergeben hat. Sowohl die heimischen Betriebe als auch deren Kunden und Lieferanten in der Türkei hätten ein großes Interesse an einer Stabilisierung der Handelsbeziehungen. Die Unternehmen befürchten, dass die Türkei die wirtschaftliche Dynamik der vergangenen Jahre teilweise einbüßen und der Standort Schaden nehmen könnte. Für einige Firmen bildet das Land zudem den Dreh- und Angelpunkt für die Markterschließung in angrenzenden Staaten. Auch das verstärkt die Sorgen. Klaus Gräbener: „Je unsicherer die politische Lage wird, desto wichtiger wird aus Sicht der Wirtschaft die Absicherung von Geschäften. Hier könnte politischer Handlungsbedarf entstehen. Möglich ist auch, dass die türkische Lira gegenüber dem Euro nicht nur vorübergehend an Wert verliert. Produkte aus unserer Region würden dann in der Türkei teurer und wären dort schwerer abzusetzen.“
Exportvolumen von 200 Millionen Euro
In der NRW-Exportstatistik 2015 liege die Ausfuhr in die Türkei mit 4,6 Milliarden Euro an 13. Stelle – und mache damit rund 2,5 Prozent der Gesamtausfuhr von NRW aus, ergänzt IHK-Referatsleiter Stephan Jäger: „Wir gehen vor diesem Hintergrund davon aus, dass die heimische Industrie Waren im Wert von rund 200 Millionen Euro in die Türkei exportiert. Insgesamt beträgt der industrielle Auslandsumsatz des IHK-Bezirks 6,4 Milliarden Euro.“ In der jüngsten Konjunkturumfrage der IHK Siegen gab fast jedes fünfte befragte Unternehmen an, dass Südosteuropa (ohne EU) inklusive der Türkei eine Zielregion für den Export ist. Der Zielmarkt steht für die Betriebe an siebter Stelle der Regionen mit den größten Exportchancen. Auch für die Türkei selbst ist Deutschland ein wichtiger Handelspartner. Waren im Wert von fast 14 Milliarden Euro würden derzeit nach Deutschland exportiert, so viel wie in kein anderes Land, betont Jäger: „Auch die Einfuhren aus Deutschland sind bezogen auf die gesamte türkische Wirtschaftsleistung beträchtlich. Hinzu kommt, dass die Ein- und Ausfuhren zwischen Deutschland und der Türkei seit 2000 stark zugelegt haben.“ Am meisten würden "Kraftwagen, Fahrzeuge und Fahrzeugteile" (11,5 Prozent) sowie "Maschinen und mechanische Erzeugnisse" (8,6 Prozent) von der Türkei nach Deutschland ausgeführt, gefolgt von "Kleidung aus Gewirken oder Gestricken" (6,4 Prozent). Bei den deutschen Exporten in die Türkei stehe mit einem Anteil von 11,6 Prozent der Bereich "Maschinen und mechanische Erzeugnisse" an zweiter Stelle. Das wiederum sei ein wichtiger Zweig für Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Siegen. (LP)
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